Steuler: Noch enger am Markt sein

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In diesem Jahr feiert die Steuler Unternehmensgruppe ihr 100-jähriges Bestehen. Zeitgleich gibt es eine Menge Bewegung in der dazugehörigen Fliesengruppe. Neben umfassenden Investitionen in moderne Produktionsanlagen ist das z.B. die Gründung der Vertriebsgesellschaft „Team Steuler“ (wir berichteten bereits hier). Wir hatten nun Gelegenheit uns am Produktionsstandort in Leisnig im Hause der Marke Kerateam mit der Führungsspitze der Steuler Fliesengruppe ausführlich über die jüngsten Entwicklungen zu unterhalten.

Dabei standen uns Michael Steuler, Geschäftsführer der Steuler Fliesen GmbH, Peter Wilson, Geschäftsführer der Steuler Fliesen GmbH, Dr. Rüdiger Grau, Geschäftsführer Keramteam GmbH, Stefan Zeidler, Vorstand Norddeutsche Steingut AG, Jürgen Wörsdörfer, Gesamtvertriebsleiter Team Steuler sowie die drei Marketingleiter der Steuler Fliesengruppe, Stefan Grimmeisen, Kathrin Senf und André Steiner Rede und Antwort.

Dass die Steuler Fliesengruppe heute als stärkster deutscher Fliesen-Hersteller dasteht, verdankt sie auch der Einbindung in eine gesunde und starke Unternehmensgruppe, die einen erheblichen Anteil vom Gesamtumsatz im Anlagenbau erzielt, wo Steuler bereits vor knapp 100 Jahren mit einem Patent seinen erfolgreichen Weg begann wie Michael Steuler in seinem Vortrag erläuterte. Die Steuler-Gruppe erzielt demnach mit 2500 Mitarbeitern 2016 einen Umsatz von 380 Mio. Euro. Der Einblick in die Firmenstruktur zeigt, dass sich Steuler in den letzten Jahrzehnten zu einem multifunktionalen und international aufgestellten Unternehmen entwickelt hat, dass auch im Anlagenbau sehr erfolgreich unterwegs ist. Auch in 2017 soll das Wachstum weitergehen: Steuler erwartet eine weitere Umsatzsteigerung auf 446 Mio. Euro.

Die Steuler Fliesengruppe hat daran mit einem Umsatzvolumen von 140 Mio. Euro und 680 Mitarbeitern einen entscheidenen Anteil. Mit vier Gesellschaften bzw. Marken (Steuler, Nordceram, Grohn und Kerateam) sowie drei Produktionsstandorten werden jährlich rund 5 Mio. qm Fliesen produziert. In Leisnig sind das ca. 6 Mio. qm Steingut, in Bremerhaven ca. 5 Mio. qm Feinsteinzeug sowie in Mühlacker noch einmal 3,5 Mio. qm Steingut. An allen Standorten wurde in den letzten Jahren konsequent investiert, insgesamt in den letzten Jahren 65,1 Mio. Euro. Rund 80 % des Umsatzes wird im Inland erzielt. Den bislang schwachen Export will man jedoch in den nächsten Jahren etwas ausbauen. Dazu Stefan Zeidler: „Hier gibt es einige Märkte in denen wir Potential für uns sehen.“

Von außen eher unscheinbar: der neue Digitaldrucker.

Auch das Werk Leisnig, in dem 206 Mitarbeiter tätig sind, wird regelmäßig modernisiert und ausgebaut. Als letzte Erneuerung erhielt der Standort nahe Leipzig im vergangenen Jahr eine Digitaldruck-Anlage sowie Maschinen zur Rektifizierung. Damit kann man ebenso flexibel wie zeitnah auf moderne Designansprüche und Markterfordernisse reagieren. In Leisnig werden vornehmlich Steingut-Wandfliesen in den Formaten 10×50 30×60, 30×50 und 20×60 cm hergestellt. Dafür stehen vier Öfen und sieben Trockner bzw. Glasurlinien und neun Pressen zur Verfügung.

Auch das lässt sich mit dem Digitaldruck machen: Werksfoto von Kerateam auf Fliesen.

Digital-Druck bringt zahlreiche Neuheiten

Die ca. 600.000 Euro umfassende Investition in eine Digitaldruckanlage kommt zwar – im Vergleich zu anderen Herstellern – etwas spät, aber dafür möchte man in den kommenden Monaten den Anteil der Produkte, die mit Hilfe der Digitaltechnik hergestellt werden, konsequent ausbauen. Allein für 2017 ist geplant, dass 67 neue Artikel den Weg in das Sortiment finden. Dies betrifft nicht nur das Kerateam Programm, denn an den Produktionsstandorten der Steuler-Gruppe wird generell Marken übergreifend produziert. Entwickelt werden die Neuheiten von drei eigenen Designern sowie zwei externen Produktentwicklern. Insgesamt stellt man bei Steuler fest, dass die Produktzyklen in den vergangenen Jahren immer kürzer geworden sind. Durch die Digitaldrucktechnik werden zudem die Ansprüche in der Sortierung wesentlich anspruchsvoller.

Wer bei den Produktionsmengen aufmerksam nachrechnet wird feststellen, dass die Steuler-Gruppe nicht alle verkauften Fliesen heute selbst herstellt. Schon seit geraumer Zeit kauft man vornehmlich in Italien Ware im Feinsteinzeug-Segment von fremden Herstellern dazu. Für diese Produktpolitik hat es vom Handel bereits viel Kritik gegeben (wir berichteten bereits kurz hier), so dass wir Steuler Geschäftsführer Peter Wilson dazu in einem getrennten Gespräch zu den Hintergründen befragt haben (Beitrag folgt).

Doch Steuler hat nicht nur seine Produktion auf die modernen Bedürfnisse umgekrempelt, sondern auch seinen Vertrieb auf die neuen Markterfordernisse angepasst. Die Gründung des „Team Steuler“, bei der die Vertriebskanäle von Kerateam und Steuler zusammengelegt wurden, hat dazu bereits im letzten Jahr für viel Aufmerksamkeit gesorgt (siehe unser Bericht hier). Insgesamt will Steuler enger am Markt und Kunden sein, die Zusammenarbeit vereinfachen, die Marktbearbeitung intensivieren. Deshalb wurde im Vertrieb eine neue Organisationsstruktur geschaffen, zu der in neun Verkaufsgebieten 12 Außendienstler gehören. Je nach Marke und Zielsetzung stehen außerdem nun verschiedene Preismodelle (Franko, UVP) zur Wahl. Alle Marken haben klar definierte Zielgruppen und Märkte in unterschiedlichen Preissegmenten. So deckt z.B. Steuler vornehmlich das Hochpreissegment ab, während sich Kerateam um das niedrigpreisige Segment kümmert. Mit dieser neuen Vertriebskompetenz will man neue Marktanteile gewinnen, die man vornehmlich den Importen abnehmen möchte.

Insgesamt sieht man für die kommenden Jahre laut Peter Wilson optimistisch in die Zukunft. Das Marktumfeld sei durch die boomende Bauwirtschaft positiv. Allerdings gäbe es dramatische Veränderungen in der Handwerkerschaft. Auch die Reduzierung der Ausstellungsfläche und die höhere Frequenz in den Bestellungen bzw. Lieferungen stelle die Hersteller vor neue Aufgaben.

Das Werk in Leisnig zu zu den modernsten in Europa.

Neue Online- Beratungsplattform „Digitales Raumstudio“

Steuler sieht auch einen Trend zu digitalen Beratungs- und Informationsangeboten. Deshalb hat das Unternehmen bereits zur letzten Cersaie in Bologna unter dem Namen „Digitales Raumstudio“ eine Online- Beratungsplattform für Endverbraucher vorgestellt (wir berichten bereits kurz hier). Das System wird vom Steuler Außendienst bereits seit einiger Zeit beim Handel platziert. Mit den Firmen Köbig und Bauking konnten bereits zwei bekannte Namen dafür begeistert werden. Die Module können mit wenig Aufwand individuell in eigene Webauftritte eingebaut werden, sind je nach Paket recht preiswert (max. 49 Euro Monatsgebühr) und lassen sich durch ein einfach zu bedienendes Backend ohne Probleme selbst programmieren. Marketingleiter Andre Steiner sieht keine Konkurrenz zu bestehenden Software Lösungen im Markt (Visoft, Palette CAD), die sich nach seiner Ansicht vornehmlich auf die anschließende Raumplanung konzentrieren.

Das „Digitales Raumstudio“ steht auch anderen Herstellern zur Verfügung und kann ebenso um Handelsmarken ergänzt werden. Die Produktinformationen können mit QR-Codes gekoppelt werden, die man in die Ausstellung integriert.

Intuitive Oberfläche, leichte Bedienung: das „Digitale Raumstudio“, hier bei Grohn.

Bei der deutchen Industrie laufen bezüglich des „Digitalen Raumstudios“ derzeit Abstimmungsgespräche. Man hofft, dass zumindestens die zum deutschen Fliesenverband gehörenden Werke dazu demnächst eine gemeinsame Lösugn finden werden. Bis zu einer befriedigenden Marktabdeckung sei es zwar noch ein langer Weg. Nichtsdestotrotz sei eine internationale Abstimmung, vor allem mit den Herstellern aus Italien und Spanien, für die weitere Entwicklung sinnvoll.

 

Und hier das 1200Grad Video zur Pressekonferenz:

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