Es tut sich was im Fliesenleger-Handwerk. Jahrelang hat die Branche ebenso tatenlos wie zähneknirschend zugeschaut, wie ihr nach dem Wegfall der Meisterpflicht der Markt unter den Händen wegbröckelte. Werkstattlose Generalisten eroberten die Baustellen und die Preishoheit, ohne jedoch die bis dato in Europa vorbildliche Qualität des deutschen Fliesenlegerhandwerks auch nur annähernd zu erreichen.
Die Industrie hat versucht dem mit einem massiven Schulungsprogramm entgegen zu steuern. Dem Wachstum der „White Van men“, wie die werkstattlosen Generalisten auch schon mal gerne genannt werden, konnte sie damit nicht entgegentreten. Die Meisterabschlüsse sanken auf ein Rekordtief. In den letzten Jahren wurden pro Jahr kaum noch mehr als 100 Meister ausgebildet.
Doch der Ruf nach einer Rückkehr der Meisterpflicht wird immer lauter. Gerade hat der Oldenburger Fliesenlegermeister Stefan Bohlken eine Unterschriftenaktion für die Rückkehr zur Meisterpflicht abgeschlossen. Er konnte in kurzer Zeit 10.000 Unterschriften sammeln, die er demnächst Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Bundeswirtschaftsministerium persönlich übergeben will.
Doch die Politik hat den Ernst der Lage nun endlich auch selber erkannt. Mitte Februar hat der Bundesrat sich für eine Rückkehr zur Meisterpflicht in vielen Handwerksberufen ausgesprochen (siehe Beitrag hier). Die Länderkammer stimmte einem entsprechenden Antrag Bayerns zu. Darin wird die Bundesregierung gebeten, den verpflichtenden Meisterbrief in allen Handwerken wieder einzuführen, bei denen es fachlich geboten und europarechtlich möglich sei – dazu zählt auch des Fliesenleger-Handwerk.
Derweil versuchen diverse Initiativen das Berufsbild wieder aufzupolieren. Da wäre zum Beispiel die von der Firma Blanke ins Leben gerufene Initiative „König der Baustelle“ zu nennen. Dabei handelt es sich um eine pfiffige Kampagne, mit der sich in Zukunft junge Leute für den Beruf des Fliesenlegers motivieren lassen sollen.
Des weiteren wäre da die Aktion „Fliesen-Champion“ zu erwähnen, die dieses Jahr schon zum zweiten Mal stattfand. Nach der Premiere im vergangenen Jahr waren sich die ausrichtenden Industriepartner Blanke Systems, Karl Dahm, Collomix, Villeroy & Boch, Schönox und Lux Elements einig: In 2019 wird die zweite Auflage des Wettbewerbs stattfinden. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stehen die Vielseitigkeit des Fliesenlegerhandwerks sowie die Wertschätzung für diesen traditionsreichen und gleichzeitig modernen Beruf. In regionalen Qualifikationsrunden an den Standorten der Industriepartner verglichen sich die Teilnehmer an zwei Tagen, und das in theoretischen und praktischen Kenntnissen rund ums Bad, in normgerechter Ausführung, einzusetzenden Materialien und zu verwendender Technik. (siehe auch unser Bericht hier)
Dabei ist es den teilnehmenden Handwerkern gar nicht hoch genug anzurechnen, dass sie – trotz prall gefüllter Auftragsbücher daheim – noch die Zeit finden, sich im Wettbewerb mit ihren Kollegen zu messen. Wie formulierte es einer der Teilnehmer: „Ich will einfach sehen, wo ich fachlich stehe, und ich will mich mit meinen Kollegen messen, ob ich`s noch drauf habe“, beschreibt er seine Motivation.
Solche Aktionen und Handwerker braucht die Branche, dann muss niemanden vor der Zukunft im Fliesenleger-Handwerk bange sein!