
Mit der Milan Design Werk und der damit verbundenen internationalen Möbelmesse in Mailand gehen viele italienische Keramikhersteller wie die Iris Ceramica Group, Atlas Concorde, Laminam, Florim und Marazzi, Emilgroup, die Cooperativa Ceramica D’Imola, Italgraniti oder Energieker neue Wege und setzten vom 8. bis 13. April 2025 auf den Frühlingstermin in Italien. Denn bei den Saloni del Mobile in der Designmetropole Mailand haben die Italiener die internationale Welt der Innenarchitektur fest im Blick.
Noch vor einigen Jahren waren die bestenfalls als eine Art Zulieferer abgestempelten Hersteller von keramischen Belägen im Heiligen Gral der Möbelindustrie nur als Zweitaussteller und Untermieter eher indirekt vertreten. Mittlerweile behauptet sich die bunte Welt von Feinsteinzeug & Co als eigenständiges Designprodukt. In Mailand spielt die Branche mit Materie, Licht und Raum und präsentiert nicht selten bereits dort ihre Neuheiten und Kollektionen.
Italienische Produzenten bei der Milan Design Week
Alchimie & Iris Ceramica Group präsentierte Keramiktafeln als eine transformierende lebendige Oberfläche, die in der Lage ist, sich zu verändern und das Verborgene zu enthüllen. Eine unsichtbare technologische Innovation eines Audio-Video-Wiedergabesystems, entwickelt von VBH mit den kompatiblen keramischen Oberflächen der Marken der Iris Ceramica Group, welches auf Kommando erscheint und wieder verschwindet.
So spielte die Iris Ceramica Group mit dem Motto Alchimia mit einem auf den ersten Blick unsichtbaren Audio-Video-Wiedergabesystem, das auf Kommando erschient und wieder verschwindet. Die keramische Oberfläche wird zu einem Bildschirm und zu einer Soundbox, die den Ton übertragen kann. Die Technologie kann bei der Verkleidung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen zum Einsatz kommen.
Italgraniti war an der Installation “la Casa dell’Architetto” in der Galleria d’Arte Moderna beteiligt. Die Emil Group schlug mit der Kollektion “Translucence” einen Bogen zur Lichtmesse Euroluce, die alle zwei Jahre im Wechsel mit der Küchenausstellung innerhalb der Saloni del Mobile stattfindet, Laminam wendet sich nach Auskunft des Unternehmens generell mit ca. 50 % der Produktion an den Bereich Inneneinrichtung.
Bei Atlas Concorde stand mit One Space ein integriertes System aus Keramikoberflächen, Möbeln und Materialien im Mittelpunkt. Dabei handele es sich nicht um eine Ansammlung von Elementen, sondern um eine einheitliche Designsprache.
Bei Florim sind zwei unterschiedliche Installationen aus der Zusammenarbeit mit Matteo Thun & Partners hervorgegangen. Sie erkunden das Konzept „The World of Clay“ als Hommage an die italienische Handwerkskunst, die auf die Innovationen der Industrie 4.0 trifft.
Bei den italienischen Fliesenmarken ist die Weltleitmesse mittlerweile einer der wichtigsten Termine im Messekalender, denn Mailand zieht zahlreiche Architekten und Designer in ihren Bann. Dieses Vorhaben steht natürlich auch bei der Cersaie auf dem Stundenplan, ist jedoch bei einer Monomaterialmesse wie der Cersaie schwieriger umzusetzen.
Feinsteinzeug als Einrichtungselement
Neben aufwendig gestalteten Flagshipstores im Designdistrikt Brera sind die Produzenten von Architekturkeramik immer zahlreicher auch als Aussteller auf der Mailänder Möbelmesse und zeitgleich mit Installationen und Ausstellungen bei den Fuorisaloni vertreten. Die Innenstadt und insbesondere die Designmeile, aber auch historische Paläste oder sonst der Öffentlichkeit verschlossene exklusive Räumlichkeiten vibrieren mit experimentellen Ansätzen für Design und Architektur und Begegnungen mit Designern.
Die Veranstalter berichteten über 1060 Termine, die in der ganzen Stadt verteilt waren und als roten Faden die Themen der Kreislaufwirtschaft, Inklusivität und die Aufwertung aufstrebender Talente umsetzten. Die Milan Design Week zog vom 8. bis 13.4.2025 302.548 Besucher an, davon 68 % aus dem Ausland. Im Vorjahr waren es 370.824. Die 2103 Aussteller kamen aus 37 Ländern. In der Top Ten der Besucher stand Deutschland auf Platz 2 nach China, gefolgt von Spanien und Polen, Brasilien, Russland, Frankreich und erst danach die Vereinigten Staaten von Amerika.
In Zeiten der geopolitischen Turbulenzen und extremer Unsicherheit – Stichwort Zölle – versuchten sich Aussteller und Besucher in “Business as usual” und blicken auf die Coverings in den USA als nächsten Branchentermin, von dem man sich etwas Klarheit erhofft. Denn solange die angedrohten Zölle aus Amerika am Anfang der Messewoche anders aussehen als an deren Ende erscheint eine Einschätzung der Lage nicht einmal für die diejenigen Hersteller machbar zu sein, die sich in amerikanischer Hand befinden, wie z.B. die Emilgroup, oder für die vermeintlich günstiger aufgestellten Marktteilnehmer mit Produktionsstätten jenseits des großen Teichs.