Fliesentage 2025: Positive Stimmung trotz schwieriger Marktlage
Zusammenhalt der Branche scheint aktuell wichtiger denn je
Die diesjährige Jahrestagung der AG Fliese fand Anfang Mai traditionell in Berlin statt. Trotz der anhaltend angespannten Lage in der Bauwirtschaft und speziell der Fliesenbranche war die Atmosphäre unter den Teilnehmern ausgesprochen positiv und freundschaftlich. Hersteller, Händler und Vertreter der Branche nutzten die zwei Tage intensiv für Austausch, Orientierung und Weichenstellungen für die Zukunft der Fliesenwelt.
Der Auftakt zur offiziellen Mitgliederversammlung erfolgte durch Thomas Förster vom Deutschen Institut für Marketing, der einen Überblick zum aktuellen Stand der Social-Media-Kampagne #faszinationfliese gab.
Die Sichtbarkeit der Branche digital weiter auszubauen, scheint allerdings schwerer als erwartet. Die Zahlen bei Facebook & Co. zeigen zwar leicht nach oben, könnten aber – da waren sich alle Beteiligten einig – noch wesentlich besser sein. So fehlt zum Beispiel immer noch eine passende Landingpage, auf der sich Interessenten weiter über den Kauf und die Verlegung von Fliesen informieren könnten.
Mitglieder-Beteiligung nach wie vor schwach
Ein anhaltendes Problem der Kampagne ist zudem die nach wie vor schleppende Beteiligung durch die Mitglieder der AG Fliese. Nur rund ein Drittel der Betriebe stützt die Kampagne mit eigenen Postings – ein Element, auf das man aber ganz wesentlich bei der Realisation gesetzt hatte. Positiv ist zu vermerken, dass die Mitglieder der AG Fliese das Budget verdoppelt haben – von ursprünglich 500 Euro pro Mitglied auf nun 1.000 Euro.
Blick nach Italien
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte ein internationaler Blick auf den Markt: Elena Romani, bei der Confindustria Ceramica zuständig für Kommunikation und Werbung, und Armando Cafiero, Generaldirektor der Confindustria Ceramica, stellten aktuelle Marktzahlen und Designtrends aus Italien vor. Zudem erläuterten sie die Kampagne „Ich wähle Verantwortung“, die das Thema Nachhaltigkeit und bewussten Konsum in den Fokus rückt.
Cafiero rechnet im laufenden Jahr nur mit einem minimalen Wachstum des europäischen Marktes. Besser sieht es hingegen in Amerika und Asien für die italienischen Werke aus, wo Zuwächse von bis zu 12,5 % erzielt wurden. Allerdings ist der US-amerikanische Markt durch die Zollpolitik von Präsident Trump mit großen Unsicherheiten versehen.
Im Anschluss stellte Michael Hölker die aktuellen Aktivitäten des BDB und des Gesprächskreises Baustoffindustrie vor. In seiner Einschätzung der Branchensituation sprach er offen über Herausforderungen, skizzierte aber auch Perspektiven für neue Synergien.
Standing-Ovations für Isolde Keck
Der erste Veranstaltungstag endete mit einem geselligen Abend im Café am Neuen See – ein stimmungsvoller Rahmen für Gespräche abseits des Tagungsbetriebs. Höhepunkt des Abends war die Verabschiedung von Isolde Keck, die sich über viele Jahre in der AG Fliese und im Vorgängerverband VDF engagiert hatte.
In seiner emotionalen Dankesrede würdigte Michael Hölker sie mit den Worten: „Sie wurden geboren für diese Branche und wir haben Ihnen ganz viel zu verdanken in der Zusammenarbeit!“ Er fügte hinzu: „Sie gelten als eine gestandene Frau, die alle in der Branche kannte und einschätzen konnte und als eine Fachhandelsvertreterin, die sogar bei den Damen und Herren aus der Industrie eine ordentliche Portion Respekt hatte.“ Die Mitglieder verabschiedeten Isolde Keck mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations.
Interview mit Reinhard Fenski, Gruppenleiter AG Fliese:
Beeindruckende Fliesen-Statistiken von Heinze
Am zweiten Tag startete die Versammlung mit einem Beitrag von Mireia Llinares, beim spanischen Herstellerverband ASCER zuständig für Handel und Promotion. Sie gab aktuelle Einblicke in die Entwicklung der spanischen Fliesenindustrie sowie einen Überblick über die Trends der diesjährigen Cevisama-Messe. Zu Ansätzen und Zielen für mehr Nachhaltigkeit der spanischen Fliesenhersteller informierte dann Alberto Echavarria, Generalsekretär der ASCER.
Anschließend gab Christopher Kramp von der Heinze GmbH einen Einblick in das Projekt zu regionalen Fliesen-Marktzahlen und aktuelle Baukonjunkturdaten. Die AG Fliese treibt dieses gemeinsame Projekt mit Heinze seit einiger Zeit mit viel Engagement voran. Die Daten, die sich dazu bei Heinze inzwischen in vielerlei Aufarbeitung abrufen lassen, sind schon jetzt beeindruckend.
„Wir sind attraktiv mit unserem Produkt Fliese“
Am Nachmittag sprach Jens Fellhauer, Geschäftsführer des deutschen Fliesenherstellerverbands BKF, über den Keramikverbrauch des Jahres 2024, Fortschritte in der Kampagne „Deutsche Fliese“ und nachhaltige Produktstrategien. Der deutsche Herstellerverband stellte dabei unter Beweis, wie sich auch mit einem vergleichsweise geringen Budget im Werbe- und PR-Bereich sehr hohe Kontaktzahlen erreichen lassen.
„Wir sind attraktiv mit unserem Produkt Fliese und vor allem bei den Bodenbelägen die Benchmark. Wir können deshalb ruhig etwas selbstbewusster sein“, so Fellhauer zu den Mitgliedern der AG Fliese. Für das erste Quartal 2025 sieht Fellhauer bei der Marktentwicklung eine „kleine Erholung“ und eine „leichte positive Tendenz“.
Zusammenhalt der Branche ist wichtig
Das Schlusswort gehörte wie immer Reinhard Fenski, der als Gruppenleiter der AG Fliese die diversen Projekte mit viel persönlichem Engagement vorantreibt. Er zog eine Bilanz der zwei Veranstaltungstage und lobte das partnerschaftliche Miteinander von Industrie und Handel sowie die gute Zusammenarbeit mit den drei Fliesenverbänden aus Deutschland, Italien und Spanien. Dennoch sei die Marktlage durch die großen Rückgänge sehr angespannt. „Der Markt wird in Zukunft nicht mehr der gleiche sein. Die Erholung wird leider nicht so schnell erfolgen wie der Absturz. Umso wichtiger ist ein Zusammenhalt der Branche und eine weitere Digitalisierung“, so Fenski.
Darüber will man auf den nächsten Mitgliederversammlungen der AG Fliese weiter sprechen. Das Herbst-Meeting wurde für den 16.09.2025 bei Ardex in Witten angekündigt, das nächste Treffen in Berlin findet am 04.–05.05.2026 statt.
