Neu: SCM Staincheck Method
Erstmals wurde von der Initiative steinkultur.eu in Verbindung mit dem italienischen Forschungs- und Entwicklungslabor von FILA surface care solutions in San Martino di Lupari eine Methode entwickelt, um das Verfleckungsverhalten von Naturstein objektiv messbar zu machen (wir berichteten bereits kurz). Natursteinexperte Dipl.-Ing.(FH) Detlev Hill geht für 1200 Grad auf die Hintergründe dieses neuen Verfahrens ein.
Die Zahl der Natursteinsorten ist gewaltig. In Klaus Börner / Detlev Hill „Große Enzyklopädie der Steine“ sind derzeit über 22.000 verschiedene Steinsorten erfasst. Diese unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Farben oder Texturen, sondern auch bezüglich ihrer gesteinstechnischen Eigenschaften. Hierbei spielen die Bildungsbedingungen und die Minerale, aus denen die jeweiligen Gesteinssorten zusammensetzt sind, eine entscheidende Rolle. Ein Granit, ein Marmor oder einen Schiefer zeigen ein völlig unterschiedliches Verhalten bei Beanspruchung. Selbst innerhalb der einzelnen Gesteinsfamilien kann es zwischen den einzelnen Handelssorten zu Unterschieden kommen.
Natursteine verfügen über ein unterschiedlich ausgeprägtes Kapillarsystem, das sich zwar positiv auf die Klimaregulierung in Innenräumen auswirkt, jedoch den Schmutzeintrag und somit die Verfleckungsneigung begünstigt. Betrachtet man die technischen Produktunterlagen von Natursteinanbietern, so gibt es zwar meist Werte zur Biegezugfestigkeit oder zur Rohdichte. Zum Verfleckungsverhalten gab es jedoch bislang keine detaillierten Angaben.
Objektiv messbar machen
Im Mai 2013 erschien zwar die EN 16301 „Prüfverfahren für Naturstein – Bestimmung der Empfindlichkeit gegen unbeabsichtigte Fleckenbildung“, doch dies ist ein subjektives Verfahren, bei dem das Verfleckungsverhalten von drei Testpersonen lediglich mit dem bloßen Auge beurteilt wird. Hierbei sollte man bedenken, dass jeder Mensch über ein individuelles Farbempfinden verfügt, das weit gespreizt ist und bis zur Farbblindheit reicht. Somit kann ein derartiges Prüfverfahren keine objektiv vergleichbaren Ergebnisse liefern.
Nun wurde erstmals von der Initiative steinkultur.eu in Verbindung mit dem italienischen Forschungs- und Entwicklungslabor von FILA surface care solutions in San Martino di Lupari, eine Methode entwickelt, um das Verfleckungsverhalten von Naturstein objektiv messbar zu machen. Es handelt sich hierbei um die SCM Staincheck Method. Bei dem Verfahren kommt ein Colormeter zum Einsatz, das im Vergleich zum menschlichen Auge über ein 10-fach höheres Auflösungsvermögen verfügt und messbare Ergebnisse liefert. Die Messungen erfolgen über das gesamte Spektrum des L-A-B Farbraums. Dadurch werden bereits geringste farbliche Veränderungen messbar, noch bevor das menschliche Auge in der Lage ist, diese überhaupt zu erfassen. Handelt es sich bei einem Fleckbildner beispielsweise um eine schwache Säure, so erhöhen sich bei den Ergebnissen die L-Werte, wenn der Stein durch die Säure angegriffen wird und es zu einer Aufhellung kommt.
Befinden sich verfleckende Substanzen über einen längeren Zeitraum auf einer Gesteinsoberfläche, so kann es trotz diverser Schutznahmen dazu führen, dass diese Substanzen in den Stein eindringen. Hier spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Auch in diesem Fall werden kleinste Veränderungen messbar, noch bevor das Auge sie erkennt. Aus diesem Grund erfolgen die Messungen, entsprechend der jeweiligen baulichen Nutzung, in verschiedenen Zeitachsen. Die erste Untersuchung erfolgt nach 3 Minuten. Dies ist der Zeitraum, in dem in einem privaten Wohnhaus bei entsprechender Sorgfalt ein Fleck entfernt werden sollte.
Als zweite Zeitachse wird ein Intervall von 30 Minuten betrachtet. Ein derartiger Zeitraum ist für den gewerblichen Bereich, Ladenlokal, Restaurant etc. wichtig. Das dritte Zeitintervall liegt bei 24 Stunden. Ein derartiger Zeittraum ist für Gebäude wichtig, die einmal täglich gereinigt werden, wie beispielsweise Hotels. Es erfolgt jeweils ein direkter Vergleich zwischen der Stelle in unverflecktem und verflecktem Zustand. Hierbei kommen standardmäßig die Fleckbildner Zitronensäure, Olivenöl und Rotwein in den genannten zeitlichen Intervallen zum Einsatz. Eine objektspezifische Anpassung der Fleckbildner ist möglich. Durch Kenntnis dieser Gegebenheiten können künftig präventive Schutzmaßnahmen optimal auf die jeweiligen Natursteinsorten und Bauvorhaben abgestimmt werden.
Weitere Infos unter steinkultur.eu.