Nachdem wir schon im Rahmen der VDF-Jahreshauptversammlung über die Marktzahlen der Hansa Unternehmensberatung von Carlo Cit berichtet haben (siehe Bericht hier), legt nun auch der Bundesverband Keramische Fliesen e.V. seine Daten für den deutschen Markt vor (lesen Sie dazu auch unseren Beitrag ” Zwei Quellen, zwei Markteinschätzungen“).
Die Entwicklung des deutschen Fliesenmarktes bleibt trotz stabiler konjunktureller Rahmenbedingungen mit stetigem Wachstum bisher jeweils über 2 % im Jahr spannend. Im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld entwickelt sich die Baukonjunktur gut. Impulsgeber war und ist der Wohnungsbau. In diesem Segment ist der baugewerbliche Umsatz 2018 um +11,5 % gewachsen und damit vergleichsweise ebenso stark wie im Vorjahr. Besonders profitiert haben kleinere Betriebe mit bis 19 Mitarbeitern. Größere Betriebe mit 20 Mitarbeitern und mehr konnten im Vergleich lediglich +4,9 % Umsatz zulegen.
Bis ins Jahr 2021 weisen die Prognosen für den Neubausektor ein stetiges Wachstum aus. Die Zuversicht beruht auf einem beachtlichen Überhang an bereits genehmigten Bauten, die nach und nach abgearbeitet werden. So trägt die derzeit sinkende Anzahl von Baugenehmigungen lediglich dem Auseinanderfallen von Baugenehmigungen und erfolgten Wohnungsfertigstellungen Rechnung.
Von dieser positiven Entwicklung konnte die keramische Fliese in Deutschland trotz großer Nachfrage leider nicht profitieren. Der Absatz keramischer Fliesen war auch in 2018 rückläufig (-3,3 %).
Einbußen auch für erfolgsverwöhnte italienische Hersteller
So mussten im Jahr 2018 selbst die erfolgsverwöhnten italienischen Fliesenproduzenten Absatzeinbußen hinnehmen. Insgesamt zeigen die statistischen Daten ein sehr unterschiedliches Bild für die verschiedenen Importländer. Während einige Absatz verloren haben (z.B. Italien, China, Portugal), haben andere Absatzvolumen hinzugewonnen (z.B. Spanien, Polen). Unterm Strich betrugen die Einfuhren ca. 103,6 Million m² und liegen somit -0,76 % unter dem Vorjahr. Der Erlös aller Importe variiert zwischen 4,9 € und 14,0 €; im Durchschnitt liegt er bei 10,9 €.
In Deutschland haben sich kürzlich verkündete Werksschließungen bereits im Jahr 2018 auf das Produktionsvolumen ausgewirkt, das dadurch ca. – 4,5 % unter dem Vorjahresergebnis lag. Gleichzeitig haben die Exporte in 2018 um +3,6 % zugenommen; die drei wichtigsten Exportländer sind die Niederlande, Österreich und die Schweiz.
Der Durchschnittserlös aller Exporte liegt bei 13,40 €. Insgesamt ergibt sich folgendes Gesamtbild (in Mio. qm):
Der Fliesenmarkt 2019 – es bleibt spannend
Erfreulich ist, dass seit 2008 der Marktanteil der keramischen Fliese an Bodenbelägen von 14% auf ca. 24 % gestiegen ist. Umfragen zeigen, dass keramische Fliesen ein beliebtes Gestaltungselement im Haus- und Wohnungsbau geworden sind. In bestimmten Marksegmenten, z.B. Einfamilienhäusern in Fertigbauweise oder den Niedrig-, Null- oder Plusenergiehäusern ist eine durchgehende Bodengestaltung mit Fliesen aufgrund ihrer Eigenschaft als effizienter Wärmeleiter auf der Fußbodenheizung heute schon beinahe der Normalfall. Insgesamt herrscht im Markt der Bodenbeläge derzeit durch neue Belagsmaterialien ein hoher Konkurrenzdruck, der auch an der Fliese nicht vorbeigeht. Den größten Rückgang in den vergangenen 10 Jahren verzeichneten textile Bodenbeläge mit -9% am Gesamtmarkt.
Obwohl die Statistiken eine große Anzahl von eingetragenen Fliesenlegern ausweisen, benennen Branchenkenner fehlende Verlege-Kapazitäten als einen der wesentlichen Gründe für die derzeit rückläufige Entwicklung des Inlandsmarktes. In Bereichen, in denen die Verlegearbeiten von anderen Gewerken mit übernommen werden, erobert die Fliese hingegen neue Märkte. Ein Beispiel ist der Garten und Landschaftsbau, wo die neuen Outdoor-Fliesen bzw. Platten in 2cmStärke seit ein paar Jahren erfolgreich andere Belagsmaterialien verdrängen.
Die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands Keramische Fliesen e.V. erwarten für 2019, dass sich der Inlandsmarkt überwiegend stabil auf dem Vorjahresniveau entwickeln wird. Peter Wilson, Vorsitzender des Bundesverbands Keramische Fliesen e.V. und Geschäftsführer der Steuler Fliesen GmbH, erläutert, welchen Herausforderungen sich die gesamte Branche in den kommenden Jahren stellen muss: „Erhebliche –teilweise geförderte – Überkapazitäten im Ausland, in deren Folge Preise deutlich unter Druck geraten, Veränderungen im Handel und knappe Verlege-Kapazitäten setzen nicht nur den deutschen Fliesenherstellern, sondern allen Markteilnehmern zu. Erforderlich sind also neue Konzepte und Ansätze, die von allen Branchenpartnern entwickelt und getragen werden. Für die deutschen Fliesenhersteller bedeutet das, dass wir unverändert an unserer Imagearbeit für die Fliese festhalten, für die wir seit 2008 jährlich einen Betrag von ca. 200.000 € investieren. Mit Blick auf die derzeitige Beliebtheit der keramischen Fliese gehen wir die genannten Herausforderungen zuversichtlich an“.