Oxiegen: Der Baumchemie-Underdog

Unternehmen hat sich mit kleinem Programm in der Branche einen Namen gemacht

Vor einigen Jahren startete die kleine Firma Oxiegen, die sich bis dato vor allem mit Produkten zum Abdichten, Entkoppeln und Schalldämmen einen Namen gemacht hatte, als Newcomer in das Bauchemie-Geschäft. Ein unternehmerischer Schachzug, den viele Brancheninsider nicht nachvollziehen konnten, da der Bauchemie-Markt in Deutschland seit vielen Jahren fest in der Hand einiger globaler Player ist. Dennoch gelang es dem kleinen Unternehmen aus Bad Lippspringe sich in dem hart umkämpften Markt mit einem kleinen, aber feinen Programm erfolgreich eine Nische zu erobern.

Der Begriff „underdog“ skizziert das Wörterbuch eigentlich als „Benachteiligter, Schwächerer; jemand, der einem anderen unterlegen ist“. In dieser Position sieht sich Oxiegen allerdings ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Geschäftsführer Philipp Overkott und sein kleines Team mit nur 35 Mitarbeitern fühlen sich eigentlich pudelwohl in der Rolle des unterschätzten Außenseiters. „Wir möchten bewusst nicht nur das machen was alle machen,“ lautet die Maxime in Bad Lippspringe.

So hat man sich im Laufe der letzten Jahre ein kleines, aber hochwertiges Sortiment von knapp 10 Bauchemie-Produkten aufgebaut, mit sich laut Overkott aber 98 % aller Anwendungen auf dem Markt lösen lassen. Fast alle Rohstoffe dafür stammen aus Deutschland, so dass man zu Recht auf den Hinweis „Made in Germany“ stolz ist. Die ausgewählten und hochwertigen Zutaten kommen vorwiegend von Heidelberger Zement. Und mit guten Zutaten ergibt sich anscheinend auch ein gutes Produkt, denn die Verarbeiter schätzen die Oxiegen Bauchemie für ihre Vielseitigkeit und Qualität.

Die Niederlassung in Bad Lippspringe wurde vor einigen Jahren um eine kleine Bauchemie-Produktion ergänzt.
Die Niederlassung in Bad Lippspringe wurde vor einigen Jahren um eine kleine Bauchemie-Produktion ergänzt.

Technik, Preis und Vertrieb müssen stimmen

Vorteile ergeben sich u.a. im Detail: So verfügt Oxiegen bei einem Fliesenkleber über ein Zertifikat, das auch die Überklebung von Überlappungen erlaubt, so dass die Verarbeiter hier nicht spezielle Kleber verwenden müssen für die Verarbeitung der Bahnen. Darüber hinaus sind die Produkte ebenso für den Außenbereich geeignet. „Natürlich muss bei aller Liebe zur Technik letztendlich auch der Preis stimmen“, räumt Overkott ein. Oxiegen bewegt sich hier nach eigenen Angaben vorrangig im unteren Preissegment.

Bei den Abdichtbändern und Bahnen bestimmt zum Teil auch noch Handarbeit die Produktion.
Bei den Abdichtbändern und Bahnen bestimmt zum Teil auch noch Handarbeit die Produktion.

Ein starker Vertrieb mit technisch versierten Außendienstlern und eine eine Portion positiver Mund-zu-Mund-Propaganda im Handwerk haben Oxiegen so in der Bauchemie nach vorn gebracht. Denn große Marketing-Budgets kann man sich in Bad Lippspringe nicht leisten. Wie Oxiegen-Vertriebsleiter Adam Kaczmarczyk im Gespräch mit 1200Grad unterstreicht, ist ihm und seinem Team auch Kundennähe besonders wichtig. Oxiegen ist regelmäßig für Vorführungen beim Handel, organisierte Schulungen, berät auf der Baustelle und setzt auf eine enge Zusammenarbeit. Für die Schulungen im Unternehmen wird gerade der Standort entsprechend aus- und umgebaut.

Mit hochmodernen Robotern werden präzise Formteile bei den Bahnen und Manschetten zugeschnitten.
Mit hochmodernen Robotern werden präzise Formteile bei den Bahnen und Manschetten zugeschnitten.

Alles Maßnahmen, die auch die Big-Player der Bauchemie intensiv und professionell bespielen. Allerdings in anderen Größenordnungen, wie Kaczmarczyk zugibt. Also versucht man auf der Klaviatur der Marketingaktivitäten auch die Tasten „Sympathie“ und „kleiner underdog“ zu bespielen, der ohne einen großen Wasserkopf auskommt. So werden die Verarbeitungsvideos alle selbst gedreht und auch in Sachen Social-media Aktivitäten tastet man sich gerade an neue Themen und Aufgaben heran.

Investor ist langjähriger Kunde

OX-EINS: Mit dem ABP-geprüften Systemkleber lassen sich auch Stoßüberlappungen. Foto: Oxiegen
OX-EINS: Mit dem ABP-geprüften Systemkleber lassen sich auch Stoßüberlappungen. Foto: Oxiegen

Dass Oxiegen mit dieser Ruhe und Zuversicht so walten kann, ist einem geduldigen und kooperativen Investor geschuldet. Seit 202 gehört Oxiegen, das 2004 von Heinfried Watermann gegründete wurde, zum Badelemente-Hersteller Bette aus Delbrück in Ostwestfalen. Beide Unternehmen operieren unabhängig von der Übernahme weiterhin eigenständig. Bette ist langjähriger Oxiegen-Kunde und bezieht wichtige Zukaufsteile für den Einbau des eigenen  Programms von dem Bad Lippspringer Unternehmen. Die Übernahme diente zum einen der Absicherung dieses Zukaufs. Zum anderen eröffnete die Übernahme von Oxiegen die Möglichkeit, sich ergänzend zum Angebot der Badelemente vor der Fliese nunmehr auch hinter der Fliese zu positionieren und als Systemanbieter für alle Belange im Bad aufzutreten.

Natürlich spürt auch Oxiegen die derzeit schlechte Marktsituation. Mit seinen europäischen Auslandsaktivitäten ist es dem Unternehmen aber gelungen, die Talfahrt in Deutschland etwas zu kompensieren. „Für uns gilt es derzeit Ruhe und das Gesicht zu wahren und uns von unserem eigenen Weg nicht abbringen zu lassen. Zudem sind wir stark in der Sanierung aufgestellt, das kommt uns derzeit ebenfalls zugute“, so Overkott. Auf den zukünftigen Aufschwung will Oxiegen dann gut vorbereitet sein – und will auch demnächst seine Rolle als bauchemischer Underdog mit Elan ausfüllen.

Video-Interview mit Philipp Overkott und Adam Kaczmarczyk:

 

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