Leserbrief Dieter Schäfer: Plädoyer für die BAU 2021

Vorsitzender des Ausstellerbeirates der BAU nimmt Stellung zur Absage der Eurobaustoff

Zu unseren Beiträgen bezüglich der Absage der Eurobastoff an der BAU 2021 (siehe Bericht hier und Kommentar hier) erhielten wir von Dieter Schäfer, Vorstand der Deutschen Steinzeug  und seit fast zwei Jahrzehnten Vorsitzender des Ausstellerbeirates und des Kuratoriums der BAU München, einen Lesererbrief, in dem er auf sein Schreiben an die Eurobaustoff/ Dr. Kern hinweist, das wir im folgenden zitieren:

“Lieber Herr Dr. Kern,

Ihrem Schlussfazit „… Zur BAU gibt es für uns keine Alternative, demonstriert sie die Bedeutung und Vielfalt unserer Branche. Außerdem lebt der Fachhandel nicht von virtuellen Kontakten, sondern vom direkten, persönlichen Gespräch mit seinen Lieferanten und Profikunden.“ des Beitrages bei 1200 Grad in der letzten Woche ist in der Tat nichts hinzuzufügen.

Ich möchte insoweit mit Ihnen die zeitliche Alternative diskutieren, da wir mit der BAU 2021 in München über eine Veranstaltung reden, die von heute aus betrachtet ja erst in mehr als sechs Monaten stattfindet. Die von Ihnen aufgeführten Absagen einiger Branchen-Teilnehmer ist in der Tat bedauerlich, stellt aber – meiner Meinung nach – nicht die Qualität der Messe in Frage. Es bleibt dabei, dass derzeit die Anzahl der angemeldeten Aussteller mit mehr als 1.250 absolut vergleichbar mit 2019 ist. Gleiches gilt für die angemieteten Standflächen. Darüber hinaus gilt es festzuhalten, dass neben dem Verlust einiger wichtiger Aussteller aus dem Jahr 2019 einige ebenfalls gewichtig einzuschätzende TOP-Aussteller den Weg zurück auf die BAU gefunden haben. Ich erwähne nur einige wenige wie BASF, Wilka Schließtechnik, ArcelorMittal, Steuler Fliesengruppe, UNILIN, Hieber.

Warum glaube ich, dass es absolut zu früh ist, bereits jetzt die BAU 2021 in Frage zu stellen?

Wir alle wissen zurzeit nicht, wie die weitere Corona-Entwicklung in Deutschland in den kommenden Monaten sein wird. Ich glaube, trotz des aktuellen Fleischfabrikanten Skandals, dass wir uns in Deutschland alle gemeinsam in der Krise vorbildlich verhalten haben und wir insoweit auf einem guten Weg sind. Natürlich sind Rückschläge nicht auszuschließen, dies gilt aus meiner Sicht vor allem für einige Auslandsmärkte. Trotzdem sollten wir gemeinsam alles unternehmen, die BAU 2021 weiter vorzubereiten, auf einen positiven Pandemie-Verlauf zu setzen und damit auf einen Messeauftritt unter vertretbaren Hygienevorschriften.

Warum plädiere ich gegen eine Absage der BAU 2021 zum jetzigen Zeitpunkt (sechs Monate vor Eröffnung) und damit um eine finale Entscheidung frühestens zu Ende September 2020?

–          Außer Standmiete und Hotelreservierungen ist bis heute für fast alle Teilnehmer der Aufwand überschaubar.

–          Wenn eine Absage der Messe zwingend notwendig würde (Rückfall Pandemie, unzumutbare Behördenauflagen) würde sowohl die Standmiete erstattet, als wohl auch die evtl. Anzahlungen der Hotelzimmer, da die Hotels ebenfalls signalisiert haben, dass eine Stornierung dann kostenfrei sein wird.

Lieber Herr Dr. Kern, ich begleite die BAU als Aussteller bereits mehr als 35 Jahre und nahezu 20 Jahre als Vorsitzender des Ausstellerbeirates und des Kuratoriums. In diesem sind die Repräsentanten  aller wesentlichen Interessenverbände wie BDB, Bund deutscher Architekten, Fraunhofer Institut, VDI, RKW, DNGB e.V., IFT Rosenheim etc. vertreten. Eine überwältigende Mehrheit in beiden Gremien hat ebenfalls die aktuellen Corona-Sorgen geteilt, sich aber explizit für eine Durchführung der BAU 2021 ausgesprochen, wenn es die noch weiter zu verbessernden Auflagen erlauben.

Fazit: Wir sollten bis Ende September abwarten und dann die Situation nochmals kritisch und konstruktiv hinterfragen. Ende September daher, weil in den verbleibenden drei Monaten dann weitere und deutlich höhere Kosten in Bezug auf Standfertigung und Aufbau anfallen. Natürlich ist es derzeit leichter negativ und pessimistisch zu reagieren, sollte es trotzdem gut gehen, spricht niemand darüber. Ich plädiere aber vehement dafür, die Messe derzeit noch nicht in Frage zu stellen, wohlwissend um das evtl. finanzielle Restrisiko.

Ein letzter Hinweis: Am Ende der Weltwirtschaftskrise 2008 hatten wir ähnliche Diskussionen betreffend der BAU 2009 – nach dem Motto „Ist das kein Risiko? Kommt dies nicht zu früh? Kommen genügend Besucher?“. Sie wissen, dass 2009 eine tolle Aufbruchsstimmung herrschte und die Messe ein entsprechender Erfolg wurde.

Genau das Gleiche erhoffe ich mir von der BAU 2021. Sicherlich wird die Besucherzahl nicht vergleichbar mit 2019 sein. Was die Qualität der Besucher angeht, habe ich aber keinen Zweifel und gehe von einem weiteren prozentualen Anstieg des qualifizierten Fachpublikums des Handels, der Verleger, der Ingenieure, Planer und Architekten aus.

Insoweit hoffe ich unverändert, dass wir uns in einer positiven Aufbruchsstimmung Mitte Januar 2021 in München treffen dürfen und werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Schäfer”

Messe München hat Hygiene-Konzept

Weiterhin nimmt Dieter Schäfer auf einen Passus in unserem Kommentar zur Eurobaustoff-Absage Stellung:

“Ihre Formulierung, dass sich die Leitung der Messe München bisher noch keine großen Gedanken betr. Corona-Virus bei Großveranstaltungen gemacht hat, ist nicht zutreffend. Wir sind nur alle gemeinsam der Meinung gewesen, dass man sich nur dann äußern sollte, wenn die Fakten feststehen. Und die Fakten stellen sich vom zeitlichen Ablauf her wie folgt dar:

Die Bayerische Staatsregierung hat am 27. Mai entschieden, dass Messen vom 1. September an wieder stattfinden können. Das am 17. Juni von Bund und Ländern ausgesprochene Verbot von Großveranstaltungen bis mindestens Ende Oktober bezieht sich dagegen nicht auf Messen. Um auch in Zeiten von Corona Messen sicher und erfolgreich für alle Beteiligten durchzuführen, hat die Messe München gemeinsam mit weiteren bayerischen Messegesellschaften ein Schutz- und Hygienekonzept erarbeitet, das von der Bayerischen Staatsregierung am 23. Juni 2020 auch verabschiedet wurde. Details zu diesem Konzept finden Sie auf der Website der Messe München (messe-muenchen.de). Auf Basis diese Konzept, das je nach Pandemieverlauf angepasst wird, kann auch die BAU im Januar stattfinden.

Wir wussten, dass die bayerische Landesregierung in der letzten Woche den weiteren Fortgang der Corona-Einschränkungen bekannt gibt. Dies haben wir abwarten wollen, zumal wir immerhin von heute ab gesehen, zur BAU noch eine Zeitachse von mehr als einen halben Jahr haben.”

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