IceCube 2.0 – der digitale Catwalk für Fliesen
Kann ein digitales Verkaufsstudio eine konventionelle Ausstellung sinnvoll ergänzen oder gar ersetzen
Bereits seit Jahren ist die Firma NTM-Multimedia mit ihrem digitalen Verkaufsstudio für Fliesen, Parkett und Laminat auf dem Markt tätig. IceCube 2.0 heißt das aktuelle Konzept, das sich auf einer Fläche von nur rund 20 Quadratmetern bequem in jede bestehende Ausstellung integrieren lässt. Der Verkäufer bzw. der Kunde kann sich darin 540 Musterfliesen im Original ansehen. Wie es scheint eine optimale Lösung, wenn man Platz sparen will, die Umwelt schonen möchten – und wenn man es richtig einsetzt kann der Cube eventuell sogar dazu beitragen mehr Geld zu verdienen. 1200Grad hat sich das System in Köln näher angeschaut
Unser Video zu diesem Thema:
Wer das Büro des Unternehmens in einem umgebauten Industrie-Areal in der Kölner Innenstadt betritt, wird von einem fast durchgängig schwarzen Ambiente empfangen. Wände und Ecken sind schwarz, dazwischen platzieren sich ein paar Computer-Arbeitsplätze, vor denen junge Mitarbeiter die Tastaturen bearbeiten. Keine Frage, hier wird eifrig digital gewerkelt. Die dunkle Umgebung soll mögliche Bildschirmreflexionen reduzieren. Und Bildschirme gibt es hier eine Menge: An der Wand, ja sogar auf dem Boden. Und auf den meisten flimmern Fliesenfotos und Ambientebilder von Einrichtungen, die mit Keramik gestaltet wurden.
Ausstellungs-Würfel mit Millionen Möglichkeiten
Willkommen im IceCube 2.0, dem digitalen Verkaufsstudio für Fliesen, Parkett, Laminat und Naturstein, einem Ausstellungs-Würfel mit Millionen Möglichkeiten. Auf einer Fläche von nur rund 20 Quadratmetern lässt er sich bequem in jede bestehende Ausstellung integrieren. Der Verkäufer bzw. der Kunde kann sich darin 540 Musterfliesen im Original ansehen. Die Stempel bzw. Designs der Fliesenhersteller, mit denen NTM-Multimedia zusammenarbeitet, wandern in der Regel kurz nach der Cersaie bzw. der Marktpremiere direkt in die Software des Unternehmens. Einmal abgespeichert, lassen sie sich dann vielfältig für Beratungsgespräche und die Simulation von Raumsituationen an den diversen Bildschirmen einsetzen. Wenn man die Fliese auf eine Ablage auflegt erscheint sie sofort auf den Monitoren. Am Nachbar-Bildschirm kann parallel dargestellt werden, wie diese Fliese verlegt im Verbund aussehen würde. In Originalgröße an der Wand oder auch auf dem Boden – auf einem begehbaren Display.
Gestochen scharfe Bilder
Mit Ambientebildern wird auf einem weiteren Monitor zudem auf Wunsch angezeigt, wie diese ausgewählte Fliese im Wohnzimmer aussieht, im Badezimmer, in der Küche oder auf der Terrasse. Dabei können die Boden- und die Wandfliese in den Bildern unterschiedlich dargestellt werden: Farben und Fugenverläufe lassen sich in Sekundenschnelle auf Mausclick ändern. In einer 4 K Qualität mit 3840 x 2160 Pixel – das entspricht der Qualität eines HD Kinofilms. Bei der Fliesenauswahl sieht der Kunde nicht nur eine einzelne Fliese. Alle möglichen Formate der Wunschfliese sind im Speicher vorhanden. Wenn es 25 verschiedene Formate gibt, dann können diese auch digital dargestellt werden – so als würde der Kunde auf einem Catwalk aus diesen Fliesen stehen. Auch die Verlegeform kann frei gewählt und angezeigt werden. Egal ob Drittelverband, Viertelverband oder Kreuzverband: Der Kunde kann so schnell entscheiden, was ihm besser gefällt. Auch in Sachen Fugenfarbe werden diverse Variationen angezeigt.
Kunden können sich schneller entscheiden
Soviel digitale Spielerei kostet Geld. Die IceCubes, die sich auch problemlos für Fenster- und Türenausstellungen, Klinker, Putze oder im Holzhandel einsetzen lassen, erfordern je nach Größe eine Investitionssumme zwischen 25.000-75.000 Euro. Da stellt sich dem Handel schnell die Frage nach dem Nutzen und Mehrwert, die ein solches digitales Ausstellungsmodul vermittelt.
Fakt ist: Der Kunde sieht das, was er später bekommt, hier schon ziemlich realitätsnah in der Verlegung und Anwendung. Deshalb kann er auch schneller eine Kaufentscheidung fällen, mit der er zufrieden ist. Eventuell lässt er sich aufgrund der optischen Eindrücke sogar von einer anderen Lösung überzeugen, die dem Händler höhere Margen einbringt.
Hubert-Ferndinand Möckershoff, Gründer des Unternehmens und Erfinder des IceCubes, geht davon aus, dass der IceCube 2.0 eine Ausstellung auf einer Fläche von 350 Quadratmetern ersetzen kann. „Das, was in unzähligen Fliesenschränken mit viel Platz untergebracht werden muss, wird hier auf nur 20 Quadratmeter optimiert. So wird in der Ausstellung viel Platz für Neues frei. Außerdem reduzieren wir die Präsentationszyklen. Mit klassischen Mustertafeln brauchen die Fliesen-Neuheiten oft ein halbes Jahr, bis sie in den Ausstellungen des Fliesenhandels landen. Mit dem IceCube ist das innerhalb kürzester Zeit umsetzbar.“
Umweltschutz und Nachhaltigkeit fördern
Auch in Sachen Umweltschutz bietet die Ausstellungslösung mit einem IceCube gute Argumente. Denn es fällt kein Müll für ausrangierte Mustertafeln an. Da die Fliesen in den Fliesenschränken mit Spezialkleber auf Sperrholzplatten geklebt werden, ist das oft sogar Sondermüll. Auf den haptischen Eindruck der einzelnen Fliesen verzichtet der IceCube 2.0 nicht, denn in einem Regal unter den Bildschirmen stehen die Einzelfliesen dem Kunden ebenfalls zur Ansicht bereit. Zudem überlegen sich immer mehr Händler inzwischen, ob sie regelmäßig in teure Ausstellungsumbauten und Renovierungen investieren wollen. Mit dem IceCube entfällt diese Investition.
Wege-Zeit des Verkäufers minimieren
In Sachen Effizienz kann der IceCube den Fliesenverkauf ebenfalls verbessern, haben Möckershoff und sein Team festgestellt. Marketing Manager Parviz Khosrawi: „Bei einer Erhebung in einem Fliesenhandel haben wir es gemessen: 25 Prozent der Arbeitszeit eines Ausstellungsberaters, also anderthalb Stunden, ist reine Wegezeit – der Gang von Fliesenschrank zu Fliesenschrank. Das sind zusammen gerechnet knapp 62 Arbeitstage im Jahr, die der Mitarbeiter unterwegs ist – nur um den Kunden die Muster zu zeigen. In dieser Zeit kann er weder beraten noch verkaufen. Diese Wegezeiten werden mit dem IceCube nicht nur drastisch verkürzt – die Wegezeit ist hier gleich null. Durch die eingesparte Wegezeit kann der Verkäufer noch mehr Kunden an einem Tag bedienen. Außerdem ist der Kunde im IceCube fokussiert auf das Verkaufsgespräch. Ablenkungen beim Weg von Fliesenschrank zu Fliesenschrank finden nicht mehr statt,“ so Möckershoff weiter.
Fliesenausstellungen für Malls und Fußgängerzonen
Aber der IceCube ist nicht nur eine sinnvolle Ergänzung für eine bestehende Ausstellung. Zunehmend in den Fokus des Handels rücken sogenannte „City Konzepte“. Dabei könnte der Fliesenhandel in der Fußgängerzone einer Großstadt eine Ausstellung eröffnen – obwohl die Mietpreise in der Innenstadt extrem hoch sind. Für den Fachhandel bieten die digitalen Ausstellungskonzepte somit die Chance, in die hoch frequentierten Innenstadtbereiche oder gar Malls vorzudringen.
Fazit: Eine digitale Ausstellungslösung wie der IceCube 2.0 kann eine klassische Fliesenausstellung sicherlich nicht komplett ersetzen. Sie kann diese aber sinnvoll ergänzen, neue Zielgruppen erschließen, umweltfreundlich agieren, schneller Novitäten präsentieren, Verkäufer effizienter einsetzen und gegebenenfalls auch Margen erhöhen.
Background NTM-Multimedia
Die Firma NTM-Multimedia mit Sitz in Bad Honnef ist erst seit 2018 auf dem Markt. Neben dem digitalen Verkaufsstudio. entwickelt und baut das Unternehmen auch komplette Ausstellungen, vornehmlich für die Produktbereiche Fliesen, Holz, Bauelemente, Putze und Klinker. Zu den Kunden zählen bereits die Eurobaustoff sowie die hagebau. NTM-Multimedia Gründer Hubert-Ferndinand Möckershoff ist allerdings in der Szene schon länger aktiv und hat u.a. 2011 den ersten digitalen Fliesenschrank erfunden. Aktuell sind 14 Mitarbeiter für NTM-Multimedia tätig. Seit 2021 hat das Unternehmen seine Aktivitäten auch in das benachbarte Ausland sowie Russland ausgedehnt.
Neben dem Aufbau des IceCubes kümmert sich NTM-Multimedia ebenso um die begleitende Schulung des Ausstellungspersonals. Neben der Anfangsinvestition für den IceCube bietet man zudem einen fortlaufenden Support für die Technik, für den eine zusätzliche monatliche Pauschale fällig wird. Die Software-Lösungen lassen sich je nach Händler weiter individualisieren. So lassen sich z.B. Eigenmarken einbauen, Preise ausblenden oder Ambientefotos auf regionale Besonderheiten zuschneidern. Zum IceCube gehören neben den Bildschirmen, den Regalen für die Einzelmuster, der Beleuchtung und den Rechnern desweiteren eine Beratungstheke mit Sitzmöbeln.