Werk von Meissen Keramik soll geschlossen werden

Mutterkonzern Cersanit will bis zu 100 Stellen abbauen – Zunehmender Kostendruck durch Wettbewerber

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Der 150 Jahre alte deutsche Fliesenhersteller Meissen Keramik will sein Werk in Meißen schließen. Begründet wird der geplante Schritt mit internationalem Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und Asien und der unprofitablen Produktion. Wie der polnische Mutterkonzern des Unternehmens, die Firma Cersanit, in einer aktuellen Mitteilung verlautbaren ließ, sollen bis zu 100 Stellen am Produktionsstandort in Meißen wegfallen. Insgesamt verfügt das Unternehmen Meissen Keramik GmbH (Tochtergesellschaft der Cersanit S.A.) über 150 Mitarbeiter.  Von den Restrukturierungsplänen ausgenommen sind 50 weitere Arbeitsplätze in Meißen und Oberhausen (Vertrieb, Service, Marketing, Logistik etc.).

Frank Schäfer, Geschäftsführer der Firma Meissen Keramik, berichtete gegenüber der Presse, dass es nun wichtig sei, schnell in die Gespräche mit dem Betriebsrat einzusteigen.Die Gewerkschaft zeigt sich vom Schritt der Konzernleitung überrascht.

Meissen Keramik produziert nach eigenen Angaben rund 2,8 Millionen Quadratmeter Fließen pro Jahr. 2013 hat der polnische Konzern Cersanit, einer der größten europäischen Fliesen-Konzerne, das Unternehmen übernommen. Auch wenn bereits 2018 der Logistikstandort Niederau geschlossen worden war (wir berichteten hier) glaubten vielen Markteilnehmer an eine Zukunft für das Unternehmen, da Cersanit mehrere Investitionen in der Produktion vollzogen hatten, u.a. in die hochmoderne Digitadrucktechnik.

Die Cersanit S.A., internationaler Hersteller von Wand- und Bodenfliesen sowie Sanitärprodukten mit Hauptsitz in Kielce, Polen beschäftigt insgesamt 7.000 Mitarbeiter und unterhält aktuell eine Produktions- und Vertriebsgesellschaft mit insgesamt 150 Mitarbeitern an verschiedenen Standorten in Deutschland (Meissen Keramik). Weitere Tochtergesellschaften von Cersanit befinden sich in Polen, Russland, der Ukraine und Rumänien.

Produktion in Meißen seit Jahren unprofitabel

In Meißen produziert das Unternehmen einfache Keramik-Wandfliesen. Aufgrund des zunehmend hohen internationalen Wettbewerbsdrucks in diesem Markt hat das Unternehmen in den letzten Jahren bereits Produktionskapazitäten für Wandfliesen in Polen, dem Heimatland von Cersanit, um 25 Prozent abgebaut. Bedingt durch die anhaltende Marktentwicklung ist die deutsche Produktion in Meißen seit Jahren unprofitabel.

Die Gründe für die Schließung in Meißen sieht Cersanit auf vielen Bereichen. So heißt es in einer Presseinformation des Unternehmens: „Der Markt für Keramik-Fliesen in Deutschland unterliegt einem zunehmenden Wandel. In den letzten Jahren ist die Nachfrage stetig gesunken. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser negative Trend fortsetzt (weiterer Nachfrage-Rückgang um 10 Prozent bis 2020 bei gleichbleibender Veränderungsgeschwindigkeit).

Gleichzeitig ist der Markt durch einen wachsenden Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Insbesondere internationale Wettbewerber aus Niedriglohnländern (Asien, Osteuropa) drängen auf den deutschen Markt. So hat sich beispielsweise der Import von Keramikfliesen von Indien nach Europa seit 2015 mehr als vervierfacht (European Ceramic Industry Association etc.), während die Herstellkosten in Indien inkl. Transport um mehr als 40 Prozent geringer sind als in Deutschland.

Parallel werden im Ausland die Produktionskapazitäten erweitert. So haben sich etwa in der Ukraine die Produktionskapazitäten für Keramikfliesen seit 2010 verdoppelt, während die Inlandsnachfrage in der Ukraine nur etwa die Hälfte dieser Kapazitäten abdeckt. Auch negative Währungseinflüsse wirken sich auf den deutschen Markt aus: Rund 10 Prozent der in Deutschland verkauften Keramikfliesen werden aus der Türkei importiert; gleichzeitig hat sich der Kurs der türkischen Lira gegenüber dem Euro zwischen 2014 und 2018 mehr als halbiert.

Abnehmende Nachfrage, steigender Kostendruck

Diese sich gegenseitig verstärkenden Entwicklungen – abnehmende Nachfrage, steigender Kostendruck und wachsende Produktionskapazitäten im Ausland – wirken sich erheblich auf die Produktion von Keramik-Fliesen bei Cersanit aus. So hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren (2015 bis 2018) seine Produktionskapazitäten für Wandfliesen im Heimatland Polen bereits um rund 25 Prozent reduziert. Trotz dieser Maßnahme ist die Profitabilität des Produktionswerks in Meißen seit 2015 negativ. Die Verluste hier haben sich inzwischen auf mehrere Millionen Euro zwischen 2016 und 2018 erhöht.“

„Wir bedauern diesen Schritt, halten ihn aber nach den Entwicklungen der letzten Jahre für unvermeidbar. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung sehr bewusst und werden mit dem Betriebsrat nach Lösungen suchen, die möglichst sozialverträglich sind“, sagte Artur Plewniak, Produktionsleiter der Cersanit S.A. Die Gespräche mit dem Betriebsrat sollen baldmöglichst beginnen.

 

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