Strafzölle für Türkei-Fliesen: Auch das noch!

Schwierige Zeiten für die internationale Fliesenindustrie

Kommentar

In den ohnehin schwierigen Zeiten für die internationale Fliesenindustrie, die sich durch den Ukraine Krieg mit Gas-Knappheit, Rohstoff-Engpässen und dramatischen Preiserhöhungen für Strom und Gas konfrontiert sieht, sind die gerade verabschiedeten Strafzölle für türkische Keramikfliesen ein weiterer schwerer Schlag. Die türkischen Fliesenhersteller hatten sich in den vergangenen Jahren einen festen Platz im Konzert der europäischen Keramikindustrie erarbeitet – mit qualitativ hochwertiger Ware zu attraktiven Preisen.

Über die eigentliche Entscheidung hinaus und fernab von den Auswirkungen für den deutschen Fliesenmarkt ist dieses Urteil der Europäischen Kommission auch vor dem politischen Hintergrund problematisch und hoch brisant, da man die Türkei als Vermittler im Ukraine Krieg derzeit so dringend benötigt wie selten zuvor. Jeder weiß zudem, wie sensibel und emotional der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan auf sämtliche Ereignisse reagiert, die gegen sein Land gerichtet sind.

Ob Keramikfliesen aus Asien beim Durchrechnen aller Kosten unter dem Strich eine echte Alternative sind, darf bezweifelt werden, denn auch hier versucht sich die europäische Politik gerade von Abhängigkeiten aus Asien zu lösen. Zudem spielen für viele Abnehmer außer dem Preis auch noch andere Eigenschaften der Anbieter, wie Qualität, Zuverlässigkeit, Lieferbereitschaft, persönliche Kontakte, Kommunikation etc., eine wichtige Rolle. Die größten Profiteure der Strafzölle dürften deshalb die europäischen Anbieter in Deutschland, Polen, Spanien und Italien sein.

Noch ist etwas Zeit, sich auf die neue Situation vorzubereiten. Eine endgültige Entscheidung soll erst Mitte Februar zu den Strafzöllen fallen. Mit Sicht auf das schwebende Verfahren wollte sich deshalb der deutsche Herstellerverband BKF nicht zu dem Sachverhalt äußern. Und bis Mitte Februar hat die Branche noch etwas Puffer, um sich ausreichend mit Waren einzudecken. Allerdings stehen die Lager fast aller Orten aktuell bis unter die Decke voll, denn angesichts der zahlreichen Probleme, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden, haben sich viele deutsche Händler schon im ersten Halbjahr 2022 großzügig mit neuer Waren eingedeckt.

 

 

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