
Die italienische Panaria Group, einer der weltweit größten Hersteller der keramischen Fliesenindustrie, scheint nach Berichten vor wirtschaftlichen Herausforderung zu stehen. Die Gerüchte reichten dabei sogar von Konkurs bis hin zu der Behauptung, dass das Unternehmen sich in einem „composizione negoziata“ befände, einer speziellen Form des vorläufigen Insolvenzrechtes in Italien.
Dazu hat die Panariagroup gegenüber 1200Grad folgendes Statement abgegeben:
„Vor kurzem wurden wir auf einige irreführende Informationen aufmerksam, die in den sozialen Medien über Panariagroup in Italien kursierten. Wir verstehen, dass solche Nachrichten sowohl bei Kunden als auch bei Mitarbeitern Bedenken bezüglich der Paragroup Deutschland hervorrufen können, daher möchten wir uns einen Moment Zeit nehmen, um Sie zu beruhigen und Klarheit zu schaffen.
Die Panariagroup hat vor kurzem beschlossen, die Finanzschulden umzustrukturieren: die Schwäche der Fliesenindustrie, die dramatischen Schwankungen der Energiepreise und die Unsicherheiten der globalen Stabilität zusammen mit der Erhöhung der Zinssätze sind die Hauptprobleme, die die Gruppe zu der Entscheidung gezwungen haben, die Laufzeit der Schulden mit unseren Bankpartnern neu zu verhandeln.
Darüber hinaus sind die Aktionäre im Rahmen der Verhandlungen mit den Banken offen für eine eigene Kapitalzufuhr in die Gruppe.
In Italien wird dieser Prozess nun durch ein standardmäßiges formelles privates Verfahren (Umschuldung) geregelt, das sich ausschließlich an die Banken hätte richten sollen, ohne die anderen Beteiligten formell einzubeziehen
Panariagroup hat beschlossen, die Finanzzahlen zu stärken, um die Kontinuität des Unternehmens nach mehreren Jahren umfangreicher Investitionen zu gewährleisten und auf die neuen Herausforderungen vorbereitet zu sein.
Wir möchten betonen, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt, der über das hinausgeht, was oben beschrieben wurde. Diese proaktive Kommunikation soll sicherstellen, dass sich jeder informiert und zuversichtlich fühlt, wenn wir das neue Jahr angehen.“
Background Panariagroup
Die italienische Gruppe hatte erst vor kurzem mit der Übernahme der Steuler Gruppe von sich Reden gemacht (1200Grad berichtete u.a. hier.)
Zur Panaria Gruppe gehören die Marken Panaria Ceramica, Lea Ceramiche Cotto d’Este, Blustyle Cotto d’Este, Maxa Ceramic Slabs, Margres Ceramic Tiles, Love Ceramic Tiles, Gresart Ceramic Tiles, Steuler Design, Grohn, Nord Ceram, Kerateam, Florida Tile, Bellissimo Stile Italiano.
Das 1974 gegründete Unternehmen berichtet von Investitionen im Rahmen von 35,3 Millionen Euro im Jahr 2023. Mit rund 1.800 Mitarbeitern erzielte der Hersteller von keramischen Belägen nach eigenen Angaben im Jahr 2023 rund 401 Millionen Euro Umsatz. Mit insgesamt acht Werken produziert die Panaria Gruppe in Italien (drei Produktionstätten), Portugal (drei Werke) und in Deutschland und den USA mit jeweils einem Werk rund 20 Millionen Quadratmeter Fliesen im Jahr. Mehrheitseigentümer der Panariagroup Industrie Ceramiche ist derzeit die Familie Mussini.
Wettbewerbsfähigkeit der keramischen Industrie in Europa
Die Berichte zur Lage der Panaria Group werfen erneut ein Schlaglicht auf die aktuellen Herausforderungen in der keramischen Industrie in Europa und deren Wettbewerbsfähigkeit.
Der italienische Herstellerverband Confindustria Ceramica hatte wiederholt vor den Herausforderungen gewarnt, denen die europäische Fliesenindustrie gegenübersteht. Der Verband betonte, dass die Zukunft und die Arbeitsplätze der gesamten Branche durch Faktoren wie steigende Energiekosten, verschärften Wettbewerb aus Drittländern und die Auswirkungen des Klimawandels gefährdet sind.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, fordert Confindustria Ceramica unter anderem eine stärkere Unterstützung der europäischen Politik für die Industrie, insbesondere in Bezug auf die Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit. Die Investitionen der Unternehmen in umweltfreundliche Technologien und die Dekarbonisierung sollten durch entsprechende Maßnahmen begleitet werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hersteller zu sichern und eine Abwanderung der Produktion in Länder mit niedrigeren Umweltstandards zu verhindern.
Europäischen Keramiktage
Zuletzt war die Zukunft der Branche bei den Europäischen Keramiktagen vom 2. bis 4. Dezember 2024 in Brüssel thematisiert worden. Auch dort diskutierten Vertreter der europäischen Keramikindustrie mit Europaabgeordneten und politischen Entscheidungsträgern über die Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche.
Ein zentraler Punkt der Gespräche dort war die Notwendigkeit eines „Übergangsdialogs für energieintensive Industrien“, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Keramikindustrie wiederherzustellen und zu stärken.


