“Kurzfristig ist Normalität nicht in Sicht”
Interview mit Alberto Terzoni, Vertriebsleiter des italienischen Fliesenherstellers Savoia Italia
Alberto Terzoni hat seit Anfang Juni die Vertriebsleitung des italienischen Fliesenherstellers Savoia Italia aus Fiorano Modenese im italienischen Fliesencluster um Sassuolo übernimmt. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten mit mehreren Werken und Marken im Besitz der Familie Vacondio (siehe unser Bericht hier). Im Gespräch mit 1200GRAD gab uns der frisch gebackene Vertriebsleiter von Savoia Italia eine aktuelle Einschätzung der Situation in Itlaien, nachdem die Fliesenproduktion seit dem 27. April allmählich wieder hochgefahren wurde.
Herr Terzoni, Sie machen mitten in einer besonders komplexen Lage, die die gesamte Welt betrifft, einen Neuanfang. Wie sehen Sie die aktuelle Lage?
Alberto Terzoni: Diese Krise hat für die italienischen Hersteller auch eine gute Seite: Alle Geschäftspartner aus Deutschland wussten gerade jetzt in dieser schwierigen Situation zu schätzen, dass sie in den italienischen Herstellern zuverlässige und korrekte Lieferanten an ihrer Seite hatten, die auch geographisch nah waren.
Wie ist die Situation jetzt nach mittlerweile drei Wochen nach dem Neustart der Produktion in Italien und der allmählichen Wiedereröffnung der meisten Aktivitäten? Bei Savoia und in der Branche im Allgemeinen?
Die Branche im Allgemeine hat unter der Produktions- und teilweise Liefersperre sehr gelitten.
Alberto Terzoni: Bei Savoia steht eine neue Verkaufsmannschaft am Start, um den Markt zu erweitern und neue Partner zu gewinnen. Dabei setzen wir besonders auf Service. Mit einigen Kollektionen mit besonders wettbewerbsfähigen Preisen sehen wir Potential für Großobjekte.
Die Branche im Allgemeine hat unter der Produktions- und teilweise Liefersperre sehr gelitten. Dadurch fehlt Umsatz. Aber wie immer sind wir eine sehr lebendige Branche und werden uns sicherlich immer wieder neue Ideen einfallen lassen.
Was wird sich Ihrer Meinung nach verändern oder sehen Sie eine Rückkehr in die Normalität?
Alberto Terzoni: Kurzfristig ist Normalität nicht in Sicht. Wir werden sicherlich weniger Neugierige in den Ausstellungen sehen. Die Verkaufsgespräche werden nur gegen Termin vereinbart. Das könnte zu einem Rückgang bei der Besucheranzahl führen, aber auch zu besseren und kompletteren Bestellungen.
Was denken Sie über die Cersaie, die im November stattfinden soll?
Alberto Terzoni: E s wurde immer wieder gewünscht, die Messe alle zwei Jahre durchzuführen. Das widerspricht dem Interesse der Messegesellschaft…es geht um viel Geld.
Wir haben uns entschlossen, nicht teilzunehmen – so wie auch viele andere Kollegen. Die Messe bedeutet “Zusammensein”, man kann Besuchern nicht empfehlen, später zu kommen, weil der Stand schon zu voll ist. Nach der Messe sind immer gemeinsame Essen oder Veranstaltungen organisiert worden. All das wird fehlen. Selbst die Bewirtung während der Messe wird wegfallen und damit ein Symbol der italienischen Gastfreundschaft.
E s wurde immer wieder gewünscht, die Messe alle zwei Jahre durchzuführen. Das widerspricht dem Interesse der Messegesellschaft…es geht um viel Geld.
Welche Märkte betreuen Sie in Ihrer neuen Aufgabe?
Alberto Terzoni: Meine Aufgabe bei Savoia Italia ist die Vertriebsdirektion, im Mittelpunkt stehen dabei die Märkte Deutschland, Österreich, die Schweiz, die Niderlande und ganz Skandinavien.
Welchen Schwerpunkt werden Sie setzen?
Alberto Terzoni: Die Firma Savoia Italia wurde erst in Januar 2019 von der Familie Vacondio, Inhaber der Mo.Ma-Gruppe übernommen. Im Laufe des Jahres 2019 man zunächst das Programm mit über 10.000 Artikeln gestrafft, viele Produkte mit einem zu niedrigen Umschlag wurden abverkauft.
Das schlankere Lieferprogramm schafft Raum für den Entwurf von aktuellen Kollektionen. Der Fokus liegt jetzt zunächst auf der neuen Anlage in Finale Emilia für die Produktion von weißscherbigen Steingutplatten und der Ausweitung des Programms auf Feinsteinzeugplatten in 2 cm Stärke für den Außenbereich, also Zielgruppe Galabau. Dazu wird im September 2020 ein neuer Ofen in Betrieb genommen.