Kommentar: Fliesengroßhandel zerfällt in zwei Gruppen
VDF und BDB können sich nicht auf gemeinsames Vorgehen einigen
Es brodelt im deutschen Fliesengroßhandel. Der anhaltende Konzentrationsprozess macht das Tagesgeschäft und auch die Verbandsarbeit nicht leichter. Deshalb gab es schon seit geraumer Zeit Diskussionen darüber, wie sich die Schlagkraft des Fliesenverbandes erhöhen lässt. All diese Versuche sind in den letzten beiden Jahren am Veto einiger VDF-Mitglieder gescheitert. Wer bei der letzten Mitgliederversammlung des VDF in Berlin – wie wir – persönlich anwesend war, konnte die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Interessensgruppen förmlich spüren. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die unzufriedenen Händler ihren eigenen Weg gingen. Anscheinend haben sich hier nicht nur Interessen, sondern auch Personen auseinandergelebt.
Dass die Landschaft des deutschen Fliesengroßhandels nun in zwei Teile verfällt, ist schlecht für die Branche. Für die Fliese, die Industrie, den Handel sowieso und den Markt ohnehin. Fakt ist, je stärker eine Gruppe ist, desto schlagkräftiger ist sie.
Fakt ist auch, dass der VDF ohne dieses Gruppe – ohnehin fünf der großen Player der Branche – schlechter dasteht und dass man sich bei der relativ überschaubaren Anzahl an Mitgliedsunternehmen keine weiteren Verluste erlauben darf. Dennoch gibt es noch immer rund zwei Dutzend Unternehmen und Firmen, darunter auch solche Marktgrößen wie Raab Karcher, die dem VDF die Treue halten.
Und ob die abtrünnige Gruppe im BDB ihr Glück finden wird, bleibt abzuwarten. Der BDB nimmt zwar laut Stefan Thurn, BDB-Präsident und Vorsitzender des Gesprächskreis Baustoffindustrie/ BDB, aktuell für sich in Anspruch, dass der Verband mit seinen Mitgliedern über 50 Prozent des Deutschen Fliesenfachhandels repräsentiert. Insider halten diese Zahl aber für überzogen.
Was der BDB zudem anders oder besser machen kann als der VDF bleibt offen. Sicher: Der VDF ist kein politischer Verband mit großer Lobbyarbeit. Aber der politische Überbau der Verbandsarbeit ist beim VDF wie beim BDB durch den BGA (Bundesverband Außenhandel, Großhandel, Dienstleistung) gegeben. Der BDB ist dagegen – bislang – in Sachen Produktpolitik nicht so stark aufgestellt, wie ein spezialisierter Einzelverband á la VDF. Vielleicht tut sich der VDF sogar in Zukunft leichter, sein Schiff auf neuen Kurs zu bringen. Insofern wird die kommende Mitgliederversammlung im März 2019 sicherlich von besonderem Interesse sein.
Der BDB wird versuchen, seine Arbeitsgruppe Fliese mit neuen Mitgliedern zu verstärken. Da sind neue Konflikte, Diskussionen und vielleicht auch weitere VDF-Austritte vorprogrammiert. Es brodelt weiter…