
Über hohen Besuch freute sich der italienische Fliesencluster um Sassuolo am 1. Juni: Mit seinem ersten offiziellen Besuch auβerhalb der Hauptstadt seit Ausbruch der Covid19 Pandemie gab der italienische Ministerpräsident Mario Draghi den Startschuss für eine neue Phase auf dem Weg aus der Pandemie und drückte damit seine Anerkennung für einen bedeutenden Industriesektor des Made in Italy aus, der alleine fast ein Drittel der weltweit gehandelten keramischen Produkte stellt.
Die Rolle des Gastgebers übernahmen der Präsident der Region Emilia Romagna, Stefano Bonaccini, und Giovanni Savorani, Vorsitzender des Verbands der Italienischen Fliesenindustrie Confindustria Ceramica.
Erfolg durch Innovation und Internationalisierung
Die enge Zusammenarbeit der Unternehmen in Bezug auf Internationalisierung und Innovation sei das Geheimnis des Erfolgs der Branche, so Draghi, die mit einer Exportquote von 85% im Wert von 4,5 Milliarden Euro eine Führungsposition auf dem Weltmarkt behauptet und im ersten Quartal 2021 mit einem Wachstum von 9% deutlich stärker wachsen konnte als die italienische Industrieproduktion im Allgemeinen. Denn während 2018 die italienischen Unternehmen im Durchschnitt etwa 3% ihres Umsatzes investiert haben, sei in der Keramikindustrie ein Anteil von fast 10% in Investitionen geflossen.

Investitionsprogramm der Regierung
Die italienische Regierung hat mit dem Konjuktur- und Resilienzplan und einem Ergänzungsfonds fast 30 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu fördern. Mario Draghi erläuterte: „Davon sind knapp 18 Milliarden Euro für die Umsetzung des Transition 4.0-Programms geplant. Über zwei Milliarden sind für Investitionen mit hohem Technologiegehalt und für die internationale Industriepolitik der Lieferkette bestimmt. Ebenso wichtig ist der Fokus auf Bildung und Forschung: Wir investieren 12 Milliarden Euro, um Investitionen in Forschung und Entwicklung von Unternehmen zu unterstützen.“
Ganz oben auf der Wunschliste von Giovanni Savorani als Sprecher der Industrie stand der Emissionshandel: Die Europäischen Kommission bietet Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen, die Möglichkeit, Kompensationsmaßnahmen wie die Deckung höherer Energiekosten zu nutzen. Bisher wurde die Keramikindustrie nicht in die Liste der kompensationsberechtigten Branchen aufgenommen, wodurch die italienische Fliese auf dem Weltmarkt Kompetitivität einbüβe.
Weiterhin wurde der immer noch nicht umgesetzte Autobahnanschluss von Sassuolo angesprochen (1200GRAD berichtete u.a. hier) – eine Notwendigkeit, die nicht nur die Wettbwerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern, sondern auch eine geringere Belastung der Umwelt bewirken soll.
Besuch bei Atlas Concorde
Eine Besichtigung des Firmensitzes der Gruppe Concorde in Spezzano, geführt von Vorstandsvorsitzendem Luca Mussini, bot Mario Draghi vor Ort einen Eindruck von der modernen Fliesenproduktion.