Am ersten Tag der Cersaie findet traditionell die internationale Pressekonferenz von Ceramics of Italy statt, die in Zusammenarbeit mit dem italienischen Außenministerium und der italienischen Handelsagentur ITA organisiert wird.
Emilio Mussini, stellvertretender Vorsitzender der Confindustria Ceramica, gab dabei einen Überblick über die Zahlen der italienischen Keramikindustrie, die aktuell aus 146 Unternehmen mit 21.434 direkt Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von 7,085 Mrd. Euro im Jahr 2021 besteht, wovon 6,166 Mrd. Euro auf in Italien hergestellte Produkte entfallen. Die internationale Produktion (d. h. die Produktion der in italienischem Besitz befindlichen Werke außerhalb Italiens) belief sich auf mehr als 900 Mio. EUR, was 13 % des Gesamtumsatzes entspricht. Wir haben über die akutelle Situation der italienischen Fliesenindustrie schon vor der Messe ausführlich berichtet (siehe Bericht hier).
“Der Gesamtumsatz stieg im Vergleich zu 2020 um 20 %, wobei die Exporte in alle Länder zunahmen. In Italien stiegen die Umsätze um 34,4 % auf ein Niveau, das seit mehreren Jahren nicht mehr erreicht worden war, dank einer Wiederbelebung der Bautätigkeit, die durch Steuererleichterungen begünstigt wurde. Im internationalen Handel sind wir auch in diesem Jahr wieder führend, was den prozentualen Anteil der Ausfuhren am Wert (31 %) und den dritten Platz bei der Menge (15 %) betrifft, gleichauf mit Indien.
Leider sind die Gaspreise seit Herbst letzten Jahres gestiegen und haben ein Niveau erreicht, das noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen wäre. Wir brauchen eine verantwortungsvolle Energiepolitik, nicht nur unter Umweltgesichtspunkten, sondern auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die Energiekosten sind von 0,25 €/Sm3 im Mai 2021 auf 2,00 €/Sm3 im August 2022 auf 1,4 Milliarden € pro Jahr gestiegen. Der Kostenanstieg entspricht 2,5 Mrd. €, eine Größenordnung, die wir nicht auf Dauer aufrechterhalten können. Zu den auf europäischer Ebene erforderlichen Maßnahmen gehören die Festlegung einer Preisobergrenze, die vorübergehende Aussetzung des Emissionshandelssystems und die Trennung des Preises für erneuerbares Erdgas von dem für andere Arten. Zu den Maßnahmen auf nationaler Ebene gehören die Steuergutschriften für energieintensive Unternehmen, die im Oktober/November 2022 40 % erreichen werden, und das Gasfreigabeprogramm, d. h. die Förderung von heimischem Gas zu gedeckelten Preisen für gasintensive Industrien wie die Keramikindustrie.”
Emilio Mussini stellte dann die Zahlen und Besonderheiten dieser 39. Messe vor, an der 624 Aussteller – darunter 237 ausländische Unternehmen aus 26 Ländern – auf einer Ausstellungsfläche von 140.000 Quadratmetern teilnahmen.
Cristina Faedi hielt anschließend einen Vortrag über die neuen Trends bei Keramikfliesen. Zu den diesjährigen Highlights zählten “keramische Dichotomien”, die den Reiz von Gegensätzen erforschen, wie der Kontrast zwischen natürlichen und Hightech-Elementen oder zwischen sanften und leuchtenden Farben; der “Odd Couple”-Trend, bei dem verschiedene Produkte kombiniert werden; “Seventies”-Trends mit Neuinterpretationen der Vergangenheit und “Supernatural”-Interpretationen der biophilen Architektur.