
hagebau ergreift umfassende Maßnahmen zur Kostenreduktion
Interview mit Detlef Jahnke, Geschäftsführer Fachhandel der hagebau
Die Baumarktkooperation hagebau steht unter Druck und setzt auf Einsparungen. Wegen einer schwachen Marktlage und rückläufigen Fachhandelsgeschäften streicht das Unternehmen 73 Stellen in der Soltauer Zentrale. Außerdem verlor die hagebau Gesellschafter an Obi. Detlef Jahnke, Geschäftsführer Fachhandel der hagebau, erläuterte uns die Hintergründe und konnte gleichzeitig berichten, dass die Fliesensparte trotz der herausfordernden Bedingungen 2024 eine positive Entwicklung verzeichnen konnte.
Herr Jahnke, die hagebau steht unter Druck und wirtschaftlichen Herausforderungen. Was sind die Gründe dafür?
Detlef Jahnke: Die hagebau steht – wie die gesamte Branche – vor den Herausforderungen von steigenden Kosten, sich verändernden Marktbedingungen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Das alles wirkt sich auf unser Geschäft aus. Diese Rahmenbedingungen erfordern eine entsprechende Anpassung unserer Strukturen und Strategien. Dass wir in diesem herausfordernden Marktumfeld auf unsere Kosten schauen müssen, ist selbstverständlich.
Wir wollen die Einnahmeseite für unsere Gesellschafter stärken. Dabei schauen wir sowohl auf unsere internen Kosten, als auch auf unsere Leistung, die wir unseren Kunden und Gesellschaftern anbieten. Der hochwertige Innenausbau und Wohnkomfort sind für uns klare Wachstumsfelder. Mit einer starken Eigenmarkenstrategie und unserem Spezialisierungssystem Fliese unterstützen wir unsere Gesellschafter dabei, diese zu erschließen.
Mit einer starken Eigenmarkenstrategie und unserem Spezialisierungssystem Fliese unterstützen wir unsere Gesellschafter…
Wie sind Fachhandelsgeschäft und Einzelhandel davon im Detail betroffen?
Die hagebau hat für Einzel- und Fachhandel einen Umsatz von 5,972 Mrd. in 2024 generiert und ist damit – bei einem rückläufigen Markt – auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt sind wir 6,2 % über dem Plan 2024. Die Zahlen für das Jahr sind vorläufig, da der Jahresabschluss noch nicht fertiggestellt ist.
Welche Sparmaßnahmen wurden getroffen?
Wir haben umfassende Maßnahmen zur Kostenreduktion ergriffen. Dazu zählen die Reduzierung von Sachkosten, aber auch von Personalkosten.
Können Sie uns erläutern, wie viele und welche Mitarbeiterbereiche von den Personaleinsparungen betroffen sind?
Im Rahmen der notwendigen Einsparungen wurden 23 vakante Stellen gestrichen, 14 Versetzungen vorgenommen und 33 Mitarbeitern Aufhebungsangebote unterbreitet, zudem wurden bereits im Dezember 2024 drei Bereichsleiter-Positionen abgebaut – eine aus unserer Sicht moderate Zahl bei insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern in der Unternehmensgruppe.
Sie haben in den vergangenen Monaten auch einige Gesellschafter verloren, u.a. an OBI. Wie ist der aktuelle Stand bei den Gesellschaftern und wie viele Unternehmen sind abgewandert?
Seit Anfang des Jahres haben zwei Gesellschafter, die Thies & Co. GmbH und die C. J. Wigger KG, den Austritt aus der Kooperation mit ihren Einzelhandelsstandorten mit Wirkung zum kommenden Jahr angekündigt. Jeder Austritt ist bedauerlich, jedoch gehören derartige Veränderungen zur unternehmerischen Realität. Gleichzeitig freuen wir uns über Eintritte, wie den der Zentraleinkauf Baubedarf GmbH & Co. KG (ZEB), einer mittelständischen Kooperation mit rund 200 inhabergeführten Unternehmern, die seit 1. Januar 2025 neuer Gesellschafter der hagebau ist.
Jeder Austritt ist bedauerlich, jedoch gehören derartige Veränderungen zur unternehmerischen Realität.
Können Sie uns auch mitteilen, wie sich speziell der Sortimentsbereich Fliesen und Zubehör bei Ihnen in den vergangenen Monaten entwickelt hat?
Insgesamt können wir festhalten, dass wir trotz der herausfordernden Bedingungen im Jahr 2024 eine positive Entwicklung verzeichnen konnten und optimistisch in das Jahr 2025 blicken. Mit dem Fliesenhandel sind wir 11,4 % über dem Plan und auf Vorjahresniveau. Besonders erfreulich ist der Ausbau des Imports. Hier gewinnen wir deutliche Zuwächse.
Mit unserem Spezialisierungssystem im Bereich Fliese setzen wir besonders auf die Wachstumsfelder Innenausbau und Wohnkomfort und bieten hier exklusive Produkte verschiedener Eigenmarken, die bei unseren Gesellschaftern beliebt und am Markt erfolgreich sind.
Mit dem Fliesenhandel sind wir 11,4 % über dem Plan und auf Vorjahresniveau.
Wie blickt die hagebau in die nahe Zukunft?
Die hagebau blickt trotz Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Unser Ziel ist ein stabiles, zukunftssicheres Geschäftsmodell für unsere Gesellschafter – geprägt von Transparenz, Innovation und nachhaltigem Wachstum.
Anfang Februar ist zum Beispiel unser neues Warenwirtschaftssystem EOS bei unserem ersten Pilotgesellschafter live gegangen und auch im Bereich Stammdaten treiben wir die Digitalisierung voran. Im Einzelhandel setzen wir auf unsere Omnichannel-Strategie und investieren in digitale sowie stationäre Maßnahmen. Im Fachhandel unterstützen wir unsere Gesellschafter mit maßgeschneiderten Inhalten in unseren Spezialisierungssystemen und der Weiterentwicklung unserer Eigenmarken. So begegnen wir den schwierigen Rahmenbedingungen mit der Erarbeitung von zukunftsfähigen Lösungen und der Fokussierung auf wichtige Kernthemen.
Unser Ziel ist ein stabiles, zukunftssicheres Geschäftsmodell für unsere Gesellschafter – geprägt von Transparenz, Innovation und nachhaltigem Wachstum.