Ströher: Aus der Nische in die Offensive

Alle Beiträge über Fliesen im Überblick.

Video-News zum Besuch bei der Ströher-Gruppe

 

Bei der Ströher Gruppe hat es in den letzten zwei Jahren einige Veränderungen gegeben. Nun lud die Geschäftsführung zum ersten Mal die Fachpresse nach Dillenburg ein, um den Medienvertretern aus erster Hand einige Informationen zu den Hintergründen dieser Veränderungen zu geben.

Klinker- und Keramikspezialisten überraschte Ende 2015 damit die Sto SE & Co. KGaA mit Sitz in Stühlingen als Gesellschafter mit ins Boot zu holen. Der Putz – und Fassadenspezialist erwarb insgesamt 50,1 Prozent der Gesellschaftsanteile der Ströher Gruppe. Die anderen 49,9 Prozent halten die beiden Geschäftsführer Gerhard Albert und Patrick Schneider.

Gerhard Albert sah diesen Schachzug nicht nur unter dem Gesichtspunkt eine Nachfolgerschaft in der Firmenleitung zu sichern: „Schon seit einigen Jahren geht das Verhältnis zum Sto-Konzern durch eine sehr intensive Projektarbeit über das des reinen Lieferantenstatus hinaus. Der Verkauf von Anteilen war der nächste Schritt, um unsere Innovationsführerschaft und Schlagkraft als Extrudierspezialist und Keramikproduzent für Fassaden- und Bodenbeläge im Außen- und Innenbereich weiter auszubauen.“

Verzahnung im Fassadengeschäft

Der Sto-Konzern und Ströher wollen ihre Aktivitäten insbesondere im Bereich der Fassadenkeramik für Fassadensysteme ausweiten und durch die Zusammenarbeit ihre Marktstellungen weiter ausbauen. Dafür werden sich der Bereich Fassade des Sto-Konzerns und der Geschäftsbereich Fassade der Ströher GmbH weiter verzahnen. Der Vertrieb aller Ströher-Keramiksortimente auf nationaler und internationaler Ebene wird weiterhin über die etablierten Distributionskanäle erfolgen.

Im Sommer 2016 kündigte Ströher dann die Einführung einer neuen Marke an. Acht Jahre nach der Einführung der ersten Wohnkeramik-Marke „Gepadi“ (ein Kunstname, der sich im übrigen aus den beiden ersten Anfangsbuchstaben von GErhard Albert, PAtrick Schneider und DIllenburg zusammensetzt) stellte Albert und sein Team mit „Ströher Living“ eine weitere Unternehmenssäule in ihr Portfolio. Während die Ströher-Mutter als Klinkerhersteller für Riemchenfassaden und festverlegte Outdoor-Keramik tätig ist, grenzt sich Ströher Living zur ersten Tochter Gepadi im Bereich der Feinsteinzeugkeramik ab.

Dazu Patrik Schneider, Geschäftsführer Vertrieb und auch verantwortlich für die Marken Ströher Living und Gepadi: „Ströher Living wird über die Ströher-Vertriebsmannschaft – so wie sie besteht – vertrieben. Wie schon im Gepadi-Sortiment bietet auch Ströher Living Feinsteinzeug-Gartenplatten zur losen Verlegung auf Balkonen und Terrassen. Das Outdoor-Bodenkeramiksortiment der Ströher-Mutter kann Ströher Living als Fachhandelsmarke mit kompatiblen Innenbereichsserien ergänzen.“

Vier Gesellschaften und drei Marken

Damit ist ein Geflecht aus vier Gesellschaften und drei Marken entstanden (siehe auch Organigramm). Hintergrund dieser Strukturierung ist im wesentlichen jedoch der Ansatz, durch  differenzierte Vermarktungskanäle bessere Distributionserfolge zu erzielen.

Die Dillenburger betonen, dass man mit einem flächendeckenden Vertrieb, der insgesamt 11 Außendienstler umfasst, seit Jahren ein verlässlicher Partner für den Handel ist, der das gesamt Serviceprogramm bereit hält. Patrick Schneider: „Der selektive Vertrieb ist in unserem Augen enorm wichtig.“ Für den Händler bedeutet dies im Einzelfall eventuell drei Rechnungen, aber jedoch nur einen Ansprechpartner im Innen- und Außendienst.

Muttergesellschaft Ströher bleibt Spezialist für die Nische

Als Extrudierspezialist verfügt die Kernmarke Ströher seit jeher über ein starkes Formteil-Sortiment sowie robuste Bodenplatten für Terrassen und Balkone. Dafür braucht man nicht nur das entsprechende Know how, sondern auch die passenden Produktionsanlagen. In Dillenburg sind noch zwei Tunnelöfen im Betrieb, einer davon sogar aus den sechziger Jahren. Nur mit ihnen lassen sich die besonderen Farben und Brandeffekte erreichen, die für Spaltplatten und Riemchen so typisch sind. Die Produktion der Formteile, wie Treppenstufen, Sockel etc., erfordert ebenfalls einen hohen Aufwand. Die Loftstufe als eingetragenes Warenzeichen ist Markt bekannt und eine Erfindung, die aus den Ströher Tunnelöfen kommt.

So geht Spaltplatte.

Das heißt jedoch nicht, dass die Dillenburger in der Tradition verharren. Auch moderne Rollenöfen sind hier zu finden. Einer davon ist sogar platzsparend in einer zweiten Ebene des Werkes untergebracht, da die stadtnahe Lage keine größere Expansion des Firmengeländes ermöglichte. Die moderne Digitaltechnik ist seit 2013 bei Ströher zuhause. Inzwischen gibt es zwei Anlagen, mit denen sich auch die komplexen Formteile des Unternehmens bedrucken lassen.

Rollenofen bitte Obergeschoss.

Was sich darüber hinaus nicht in den hauseigenen Rollen- und Tunnelöfen selber produzieren lässt, wird in ganz Europa von diversen Herstellern dazugekauft. Besonders das Sortiment an Feinsteinzeugplatten kommt vornehmlich aus fremden Öfen. Gerhard Albert sieht darin kein Problem: „Das ist kein Containergeschäft mit dem wir die Preise drücken. Bei uns gibt es das komplette Service-Paket eines deutschen Herstellers und die Produkte ergänzen sinnvoll unser Portfolio. Die Produktentwicklung und die Design-Rechte liegen ebenfalls bei uns.“

Cersaie machte keinen Sinn mehr

Dass man in Dillenburg auch den Mut hat für Entscheidungen, die eventuell nicht jeder nachvollziehen kann, bewies das Unternehmen im letzten Jahr mit dem Rückzug von der Fliesenfachmesse Cersaie in Bologna. „Im Gesamtpaket mit unseren zahlreichen Fassadenprodukten macht die Messe für uns – auch angesichts der Kosten-Nutzenrelation – einfach keinen Sinn mehr. Da sind wir auf der BAU in München wesentlich besser aufgehoben. Das Geld investieren wir lieber in die Hausmessen unserer Händler und Kundenveranstaltungen,“ so Gerhard Albert. Und weiter: „Wir fühlen uns auf jeden Fall wohl mit dieser Entscheidung.“

Wie fast alle Player des Marktes stehen auch für Ströher angesichts der wachsenden Zahl mobiler Generalisten neue Herausforderungen ins Haus. Den Veränderungen auf Handwerkerseite versucht man mit einer Stärkungen der Schulungen und Systempartnerschaften zu begegnen. Darüber hinaus soll das Objektgeschäft in Zukunft weiter ausgebaut werden. Dazu will man in enger Kooperation mit Sto die personellen Vorraussetzungen schaffen.

Dann, so sind sich Albert und Schneider einig, können in ca. fünf Jahren die angestrebten Umsatzziele in Höhen von 50 Mio. Euro erreicht werden. Dazu gehört ein Investitionsprogramm in Höhe von knapp 6 Mio. Euro, mit dem Ströher vor allem eine Modernisierung und Effizienzsteigerung der Produktion anpeilt. „Aber die besondere Brenn- und Fertigungstechnik wird weiterhin zu unserer ganz speziellen Firmen-DNA gehören“, versprechen Schneider und Albert.

Background Ströher

Das Unternehmen wurde 1884 gegründet und setzt heute mit ca. 250 Mitarbeitern 34 Mio. Euro um. 40 Prozent davon werden im Export erzielt. Die stärksten Auslandsmärkte sind Italien und Osteuropa, hier vor allem Russland. Rund 60 % werden mit Bodenkeramik umgesetzt, die restlichen 40 % mit Fassadenprodukten. Für 2017 erwartet Ströher ein Plus von deutlich über 10 Prozent, an dem alle Geschäftsbereiche beteiligt sind.

Background Sto

Mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 1,2 Mrd. € ist Sto einer der international bedeutenden Hersteller von Produkten und Systemen für Gebäudebeschichtungen. Sto hat aktuell über 160 Erfindungen als Schutzrecht angemeldet.

Ströher Serie „Mood“ Foto: Stöher
Anzeige
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner