
Wenige Tage vor Ende des Jahres 2024 hat der Arbeitgeberverband der Keramikindustrie ASCER in Castellón seine Jahresbilanz gezogen. Die Vertreter des Herstellerverbandes unter der Leitung von Vicente Nomdedeu gaben einen Überblick über den Gesamtumsatz, die spanische Keramikproduktion, die Exporte, den Absatz im Inland und die Prognosen für 2025.
2024 wird für die Keramikindustrie ein Übergangsjahr mit ersten positiven Zahlen nach der Energiekrise.
Nomdedeu betonte, dass die Situation deutlich besser sein könnte, „wenn die Behörden vor drei Jahren auf die Warnungen des Sektors gehört hätten“. Tatsächlich verzeichnete die Branche zwischen 2021 und 2023 einen Produktionsrückgang von 33 %, was den Verlust eines Drittels des Sektors bedeutet – eine Entwicklung, die Nomdedeu als „sehr ernst“ beschreibt. Zudem reduzierte sich die Anzahl der Unternehmen um etwa zwölf, bedingt durch Übernahmen und die Schließung von Produktionseinheiten.
Trotz fehlender institutioneller Unterstützung und zusätzlicher Hürden seitens der Europäischen Union verlief das Jahr „positiv – mehr aufgrund eigener Anstrengungen als wegen günstiger Rahmenbedingungen“, so Nomdedeu. Kritisch äußerte er sich über die europäische Gesetzgebung: „In Europa sind wir Spezialisten im Verabschieden von Regulierungen, die letztlich unserer eigenen Industrie schaden und Ländern mit niedrigeren Standards den Vorzug geben.“ Während China weiterhin führender Exporteur von Fliesen bleibt, hat Indien Spanien inzwischen auf den dritten Platz verdrängt.
Ergebnisse
In den letzten Monaten des Jahres zeigte sich die Produktion stabil und erreichte ein Volumen von rund 394 Millionen Quadratmetern, welches etwa dem Vorjahresniveau entspricht. Damit bleibt Spanien weltweit der achtgrößte Produzent. Die Erholung der spanischen Keramikindustrie ist vor allem der positiven Entwicklung des Inlandsmarktes zu verdanken. Während der Export voraussichtlich um 3 bis 5 % sinkt (3.564 Millionen Euro im Jahr 2023), wird für den Inlandsmarkt ein Wachstum von 2 bis 4 % erwartet, nachdem im Vorjahr ein Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt wurde.
Insgesamt wird der Umsatz 2024 voraussichtlich 4,804 Milliarden Euro betragen. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 60 Millionen Euro und ist dennoch ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Rückgang von 811 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Anteil des Exports an der Gesamtproduktion ist auf 72 % gesunken, verglichen mit 78 % in den vergangenen Jahren. „Die verkauften Quadratmeter sind gesunken. Was wir nicht liefern, wird durch Importe aus anderen Ländern oder durch Ersatzprodukte gedeckt“, erläuterte Nomdedeu. Dennoch betonte er die Stärke des Sektors: „Die spanische Fliesenindustrie übertrifft den nationalen Exportdurchschnitt um das Fünffache“ und trage somit maßgeblich zur Handelsbilanz bei.
Gründe für das gute Quartal
Auf die Gründe für den positiven Jahresabschluss angesprochen, führte Nomdedeu vor allem die erfolgreiche Messe Cersaie an, die mehr Aufträge als in den Vorjahren generiert habe. Zudem verzeichnet der Markt aktuell einen Aufschwung bei der Renovierung von Hotels und bei öffentlichen Investitionsprojekten. Er warnte jedoch, dass dieser Aufschwung „zeitlich begrenzt“ sei.
Ausblick auf 2025
Zu den Erwartungen für 2025 äußerte sich Nomdedeu zurückhaltend und verwies auf die bestehenden Unsicherheiten. Diese betreffen vor allem die Entwicklung wichtiger internationaler Märkte, wie Deutschland, mögliche Zollerhöhungen durch eine neue US-Regierung unter Donald Trump sowie laufende Petitionen gegen unlauteren Wettbewerb aus Ländern wie Indien.
Dennoch zeigte er sich vorsichtig optimistisch: Das Jahr 2025 könne „ein Jahr der Stabilisierung mit leichtem Wachstum“ werden.