Die 22. Sachverständigentage für das Fliesenhandwerk
Beim Branchentreffen gab es Vorträge und Diskussionen plus Fachausstellung
Nach dreijähriger, pandemiebedingter Unterbrechung konnten jetzt wieder die Sachverständigentage für das Fliesenhandwerk durchgeführt werden: Anfang November fand in Fulda das wichtigste Treffen der Branche statt – zum nun 22. Mal. Insgesamt 315 Teilnehmer besuchten die Sachverständigentage in diesem Jahr. Im Rahmenprogramm präsentierten sich 32 Aussteller, unter ihnen viele Partnerunternehmen des Fachverbandes Fliesen und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (FFN).
Brancheninitiative vorgestellt
Moderiert und eröffnet wurde die Veranstaltung von Bernd Stahl; der Vorsitzende des Technischen Ausschusses hatte die Sachverständigentage wieder inhaltlich organisiert. Er präsentierte dem Auditorium die Neuauflage des „Handbuch für das Fliesengewerbe“, das demnächst veröffentlicht wird. Die Brancheninitiative war das erste Thema, über das Jürgen Kullmann referierte. Gemeinsam mit Industriepartnern hat der Fachverband eine deutschlandweite Kampagne ausgearbeitet: Zielgerichtet sollen junge Menschen über den Handwerksberuf informiert werden. Der Vorsitzende des FFN erklärte, wie wichtig dabei Social-Media-Plattformen wie Instagram sind.
Breites Themenspektrum
Über die erforderliche Normung Keramischer Fassaden diskutierte anschließend Bernd Stahl mit Experten aus der Industrie wie Andreas Kramer (Deutsche Steinzeug), Ulrich Lauser (Kiesel), Mario Sommer (Sopro) und Andreas Häfner, einem Kollegen aus der Praxis. Der Fliesenlegermeister hielt übrigens am zweiten Tag seinen Vortrag zum Thema „Sonderkonstruktion Balkone“, in dem er insbesondere auf das Spannungsfeld zwischen Sachverständigen und Planern einging. Karl-Heinz Keldungs, langjähriger Richter am OLG Düsseldorf und Experte für privates Baurecht, zeigte anhand von Beispielen, warum Schlichtungen einem Gerichtsverfahren vorzuziehen sind. Von der Handwerkskammer Berlin kam Katharina Liebsch nach Fulda, sie sprach über die Einführung der elektronischen Gerichtsakte in der Justiz. Bauchemische Innovationen am Beispiel des Zements waren das Thema, über das Emanuel Schreiber (Ardex) und Dr. Oliver Wowra (Botament) referierten. „Mangel oder nicht?“ war ein weiterer Veranstaltungspunkt, der von Markus Ramrath vorgestellt und an beiden Tagen angeboten wurde. Wie tolerant Kunden im Zusammenhang mit kalibrierten und rektifizierten Fliesen sind, auf diesen Punkt ging Georg Bösl ein. Gregor Wiedemann und erneut Markus Ramrath widmeten sich dem Einsatz von Außenfliesen am Beispiel des Langzeitexperiments in Feuchtwangen, wo vor acht Jahren ein Versuchsfeld angelegt worden ist. Stephan Bongartz besprach anschließend Fragestellungen in Nassräumen und Schnittschutzbändern. Zu einem Schwerpunktthema wurden auch die Megaformate: Dafür bekamen die Teilnehmer eine Diskussionsrunde geboten, zu der Titus Wolkober und Marco Sass wie auch der Jurist Karl-Heinz Keldungs eingeladen worden waren.
Branchentreff mit dem Vizeweltmeister
Abwechslung in die technisch ausgerichtete Veranstaltung brachte der Besuch Yannic Schlachters, der einen Tag vor den Sachverständigentagen bei den WorldSkills in Bozen die Silbermedaille geholt hatte. Diesen herausragenden Erfolg würdigte dann auch Jürgen Kullmann, der Vorsitzende des Fachverbandes Fliesen und Naturstein, gleich zu Beginn des zweiten Tages: Gemeinsam mit Bundestrainer Marcel Beyer und dem Teamchef der deutschen Fliesen-Nationalmannschaft, Andreas Beyer, präsentierte sich der Vizeweltmeister dem Publikum. Alle drei besuchten übrigens jeden der 32 Stände der Aussteller.
Die 23. Sachverständigentage finden am 7. und 8. November 2023 in Fulda statt.