Seit Oktober 2017 produziert der italienische Fliesenhersteller Florim Ceramiche mit einem neuen Werk am Standort Mordano groβformatige Fliesen bis 160×320 cm in den drei Stärken 6, 12 und 20 mm. Die Produktionsstätte mit 56.000 m2 wurde in Rekordbauzeit von April bis Oktober 2017 und einer Investition von 70 Millionen Euro gebaut.
Im Gespräch mit 1200Grad ordnete Florim Ceramiche die massive Investitionstätigkeit des Unternehmens im Rahmen des italienischen Investitionsprogramms Industrie 4.0 (1200grad.com berichtete hier) für uns in einen gröβeren Zusammenhang ein. Florim verfügt jetzt, mit dem neuen Werk, über insgesamt 3 Produktionsstätten, eine davon in den USA. Das Werk in den USA produziert und beliefert direkt den Binnenmarkt dort.
Was genau produzieren die Werke in Italien?
Am Hauptsitz produziert Florim Feinsteinzeugfliesen in Standardformaten und -Stärken sowie unglasiertes Feinsteinzeug. Für die neue Produktionsstätte in Imola wird sowohl unter technischen als auch produktiven Aspekten für die Zukunft ein extrem groβer Sprung erwartet. Diese Fabrik 4.0 wird die Produktionstechnik auf eine höhere Ebene heben. Das betrifft sowohl die Produktqualität in Bezug auf ästhetische Merkamale als auch die Logistik.
In Mordano haben wir das gröβte Werk der Welt für groβformatige Fliesen. Florim war übrigens der erste Hersteller in diesem Bereich. Noch vor vier Jahren gab es nur drei Unternehmen in Italien, die Pressen für groβformatige Fliesen hatten. Dieses Jahr sind es immerhin acht italienische Produzenten. Auf der Cersaie wurde an zahlreichen Ständen XXL-Fliesen in Natursteinoptik gezeigt.
Und was ist für 2018 geplant?
Im Laufe des Jahres 2018 wird ein weiteres Werk mit 48.000 m2 in Fiorano Modenese am Hauptsitz des Unternehmens an den Start gehen, das mit der Produktion in Mordano verknüpft ist. Erstmalig werden dort dann groβformatige Platten bearbeitet. Das bedeutet, dass die Platten dort im gröβten Format eingelagert und dann auf Bestellung zugeschnitten werden. Das Werk in Mordano war ein Investitionsabschnitt. Für 2018 wurden weitere Investitionen in einem Umfang von 70 Millionen Euro vorgesehen
Ist der deutschsprachige Markt bereit für die gigantischen Formate?
Wir sehen zur Zeit reifere und weniger reife Märkte: Deutschland ist in dieser Hinsicht traditionell einen Schritt voraus – ungefähr 20-25% des Keramikumsatzes entfallen hier auf die dünnen Stärken der jeweiligen Hersteller, in Österreich ungefähr 15-20%. In der Schweiz wächst der Markt aktuell extrem stark, hier liegt der Anteil zur Zeit bei einer Quote von 8 bis 12%.
Was unterscheidet die Produktion groβformatiger Fliesen von derjenigen für herkömmliche Fliesen?
Die Produktion erfolgt 1:1 wie bei 1 cm Fliesen, der einziger Unterschied sind die Walzenpressen. Die Struktur wird sofort auf die Platte aufgebracht, danach wird die Fliese getrocknet. Der nächste Schritt ist die Dekorabteilung. Man kann sich das Verfahren vorstellen, wie bei einem Inkjet-Drucker mit extrem hoher Pixelzahl.
Danach kommt die Platte 46-48 Minuten in den Ofen. Aktuell haben wir 982 Artikel in Formaten bis 160×320 cm und einer Stärke von 6 mm im Programm.
Haben die groβformatigen Plattten besondere technische Eigenschaften?
Natürlich. Allen voran zeichnen sie sich durch ihre Leichtigkeit aus. Bei gleichen Abmessungen wiegen sie 40% weniger als eine traditionelle Keramikplatte in 1 cm Stärke. Das erleichtert den Transport und das Handling enorm. Mit Bezug auf die Logistik stellen wir fest, dass die Kosten bei gleichem Gewicht um bis zu 20% reduziert werden.
Auβerdem darf man nicht vergessen, dass die technischen Eigenschaften denen des traditionellen Feinsteinzeugs in 1 cm Stärke entsprechen. Ein groβer Pluspunkt liegt aber hier in den Bearbeitungsmöglichkeiten direkt auf der Baustelle. Dadurch erhält die Arbeit des Verlegers einen Mehrwert durch Qualifizierung. Gleichzeitig können dadurch in ihrer Art einmalige Arbeiten mit edlen Materialien ausgeführt werden.
Was ist im Handling und bei der Verlegung von 160×320 cm groβen Platten zu beachten?
Wir empfehlen, spezielle Heberahmen mit Saugnäpfen zu verwenden. Um ein solches Format zu bewegen, werden vier gleichzeitig anhebende Personen benötigt. Und sobald Ausschnitte, Bearbeitungen usw. gemacht wurden, darf nicht mehr ohne Heberahmen transportiert werden. Das braucht Zeit und Kompetenz, sonst gibt es Bruch. Dieser Mehraufwand an Zeit muss unbedingt mit einkalkuliert werden. Bei groβformatigen Fliesen ist die Kalkulation wichtig, auβerdem ist die Logistik entscheidend: Werktisch, Rahmen, Führungsschiene usw. müssen unbedingt eingesetzt werden.
Ganz wichtig ist: Groβformatige Fliesen nicht am Boden schneiden! Ein kleiner Stein oder eine Unebenheit unter der Platte kann sonst leicht zu Bruch führen.
Welche Chancen liegen aus Ihrer Sicht in den groβformatigen Fliesen für die Fliesenleger? Zum Beispiel in der Bearbeitung?
Gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten sich durch den Zuschnitt auf der Baustelle mit entsprechenden Werkzeugen. Zum Beispiel können Nischen oder Gehrungsschnitte ausgeführt werden.
Erfahrung und Kenntnis sind absolut notwendig bei groβformatigen Platten. Hier ist ein enormes Potential für den qualifizierten Anbieter entstanden.
Der hier hinterlegte Link führt zu Informationen über das neue 4.0 Werk.