Marketing für Generalisten: Ein Sack, elf Sprachen
Wie sich die Sopro Deutschland auf die neue Handwerkerzielgruppe einstellt
Auf der diesjährigen Pressekonferenz der Sopro Deutschland GmbH beschäftigte sich Geschäftsführer Andreas Wilbrand auch mit dem Thema mobile Generalisten. Die werkstattlosen Handwerker stehen schon länger im Fokus zahlreicher Marketingüberlegungen des Wiesbadener Bauchemieherstellers.
Bis zum Jahr 20121/22 sehen die Marktforscher einen weiterhin florierenden Baumarkt. Doch der Fachkräftemangel könnte dem Wachstum einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Und das Thema ist inzwischen auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Unter der Überschrift „Bau boomt, Kunde wartet“ haben sich z.B. einige Endverbrauchermedien mit der Thematik beschäftigt. In den Beiträgen wird davon berichtet, dass Kunden aktuell z.T. Monate lang auf einen Handwerker warten müssen. Bei kleinen Aufträgen müssen Bauherren zudem befürchten, dass die Profis überhaupt kein Interesse an einer Auftragserteilung haben.
Nach Recherchen der Hansa Unternehmensberatung sollen mittlerweile 26-28 Mio. qm keramische Fliesen allein durch die Handwerkergruppe der mobilen Generalisten verlegt werden. Das wären schon mehr als 20 % der gesamten deutschen Verlegeleistung. Von den insgesamt 70.000 Handwerker-Betrieben im Fliesenbereich sind aktuell geschätzt jeweils ein Drittel aus alten Handwerker-Betrieben hervorgegangen, ein Drittel stammt aus Ost-Europa und ein weiteres Drittel sind den werkstattlosen Einzelkämpfern zuzurechnen. Für das Jahr 2020 erwarten die Marktforscher rund 134.000 mobile Generalisten für alle Handwerkerleistungen im Markt.
Mehrsprachigkeit gewinnt an Bedeutung
Diese Zielgruppe gerät damit auch zunehmend in den Fokus der deutschen Baustoff- und Fliesenfachhändler. Auch die Baumarktbranche hat das Potential erkannt und versucht, diese Kleinsthandwerkergruppen noch besser zu erfassen und zu erschließen.
Auch bei der Sopro hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie sich dieses Zielgruppe noch besser ansprechen lässt. Eines der wichtigsten Themen lautet dabei Mehrsprachigkeit. Da viele der mobilen Generalisten aus Ost-Europa stammen, gewinnen mehrsprachige Produktverpackungen an Bedeutung. Die Sopro hat auf ihren Gebinden mittlerweile z.T. bis zu 11 verschiedene Sprachen auf ihren Verpackungen. Wilbrand: „Wir müssen die Produkteigenschaften außerdem noch einfach erklären und auch mit Piktogrammen und Fotos erläutern. Dies werden wir auch bei unseren Produktdatenblättern umsetzen.“
Bei ihren umfangreichen Schulungen setzt die Sopro zudem auf eine weitere steigende Kompetenz der Absolventen. Neben dem hauseigenen System-Profi gehören dazu Lehrgänge, die man in Zusammenarbeiten mit den örtlichen Industrie- und Handelskammer anbietet und die mit einem offiziellen IHK-Zertifikat abschließen. Während sich dazu im letzten Jahr nur vier Teilnehmer fanden, ist die Zahl der Anmeldungen für 2018 bereits auf 13 Teilnehmer gewachsen – bei einer Teilnahmegebühr von immerhin 1100 Euro!
Mindestvergütung für Lehrlinge schreckt ab
Leider trägt die Politik mit dazu bei, die Lage weiter zu verschärfen. So hat die GroKo den Lehrlingen im Handwerk eine Mindestvergütung in Aussicht gestellt. Das könnte jedoch zur Folge haben, dass nur noch mehr Handwerksbetriebe aus der Ausbildung aussteigen, weil sie die höheren Kosten scheuen.
Von den klassischen, professionellen Fliesenverlegebetrieben werden die Kleinsthandwerker ohne Meisterbrief mit kritischer Zurückhaltung betrachtet, weil diese zusätzliche Konkurrenz oft die Preise deutlich unter Druck setzt und durch verschiedentlich handwerklich unzureichende Qualität abschreckt, die das Image der Keramik als attraktiven Wand- oder Bodenbelag auch negativ beeinträchtigen kann. Wilbrand: „Dennoch ist festzuhalten, dass die Kleinsthandwerker auf dem deutschen Markt derzeit eine wichtige Rolle einnehmen – speziell vor dem Hintergrund des eklatanten Fachhandwerkermangels, der unsere Branche deutlich negativ beeinflusst und im Wachstum limitiert.“