
Keramische Innovation in Zeiten der Pandemie
Italcer/Rondine entwickelte mit „Advance“ eine Antwort auf Corona & Co.
Als Ergebnis intensiver Forschungsarbeit präsentiert die Italcer-Gruppe – nicht zuletzt als Antwort auf die aktuelle Pandemie – unter ihrer Marke Ceramica Rondine ihre Produktneuheit „Advance“. Mit ihren antiviralen, antibakteriellen und photokatalytischen Eigenschaften soll diese neuartige, im Einbrandverfahren hergestellte Keramik nach Aussage des Unternehmens in der Lage, die Gesundheit zu schützen und die Umweltverschmutzung zu reduzieren. Wie funktioniert „Advance“? Was macht das Besondere dieser Keramik aus? Welchen Beitrag kann diese Innovation auch bei der Bekämpfung des Corona-Virus leisten? Wir fragten nach bei Ivan Di Cagno, der als Exportmanager bei Rondine unter anderem auch für den deutschen Markt verantwortlich ist.
Herr Di Cagno, mit „Advance“ bringt Ihr Unternehmen aktuell eine keramische Innovation auf den Markt, die eine Antwort auf die derzeitigen Pandemie-Probleme gibt. Was ist das Zukunftweisende, Neuartige an diesem Produkt?
Ivan Di Cagno: Mit „Advance“ präsentieren wir als Italcer-Group/Rondine eine innovative Technologie: eine hygienische und gleichzeitig umweltfreundliche Keramik. Diese allerneueste Generation von Feinsteinzeug ist das Ergebnis einer langjährigen Forschungsarbeit. Sie wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Isidoro Lesci und dank beachtlicher Investitionen in unseren Labors entwickelt. Diese Produktneuheit trägt zur Eliminierung von Viren, Bakterien und schädlichen Mikroorganismen bei und wirkt der gesundheits- und umweltschädlichen Umweltverschmutzung entgegen.
Diese allerneueste Generation von Feinsteinzeug ist das Ergebnis einer langjährigen Forschungsarbeit.

Vor vielen Jahren brachte bereits ein führender deutscher Hersteller eine „sich selbst reinigende Keramikoberfläche“ auf den Markt. Ist „Advance“ gewissermaßen eine Weiterentwicklung dieser Technologie – oder etwas ganz Neues?
Di Cagno: „Advance“ ist mit den sich bereits am Markt befindlichen Produkten nicht vergleichbar. Denn diese Keramik ist nicht nur antibakteriell und photokatalytisch, sondern hat auch ausgeprägte antivirale Eigenschaften. Darüber hinaus wurde die antivirale und antibakterielle Aktivität von „Advance“ ohne den Einfluss von Licht zertifiziert.
Beim Stichwort „antiviral“ drängt sich schnell das uns zurzeit dominierende Thema auf, das unser Leben weltweit nun schon ein Jahr lang erheblich einschränkt, teilweise lahmgelegt hat. Inwieweit kann Ihre Produktinnovation hier eine Unterstützung sein, die Pandemie einzudämmen?
Unter Belichtung ist „Advance“ in der Lage, bereits nach 15 Minuten 90 Prozent der Corona-Viren zu beseitigen…
Di Cagno: Unter Belichtung ist „Advance“ in der Lage, bereits nach 15 Minuten 90 Prozent der Corona-Viren zu beseitigen – und nach sechsstündiger Belichtung zu 100 Prozent. Nach einer achtstündigen Belichtung bekämpft „Advance“ die unterschiedlichen Typen von Bakterien um mindestens 95 bis zu 100 Prozent. Wer hier detaillierte Informationen benötigt, kann die durchgeführten Labortests auf der ceramicarondine.it-Internetseite www.advanceceramic.it einsehen.

Was gab den entscheidenden Impuls, „Advance“ zu entwickeln?
Di Cagno: Unsere Inspirationsquelle ist die Zukunft, denn wir als Unternehmen wollen hier ein Zeichen setzen und den kommenden Generationen immer nachhaltigere Materialien an die Hand geben, damit es unserem Planeten und letztendlich uns allen besser geht. Die Kontaminationen durch Mikroorganismen erfordert einen hohen Einsatz an umweltschädlichen chemischen Reinigungsmitteln; und diesen Einsatz wollen wir reduzieren. Wir verwenden in erster Linie Zinndioxid (SnO2) in biomimetischer Form: dieses wird in Prozessen gewonnen, in denen die Mechanismen der Natur repliziert werden. Die Synthese erfolgt bereits im ersten Brennvorgang, anhand einer innovativen Produktionstechnik als Ergebnis einer langjährigen Forschungsarbeit im Bereich der Materialwissenschaft.
Welche Bemühungen, welches unternehmerische Engagement lag der Entwicklung dieser Produktneuheit zugrunde?
Di Cagno: Unsere Forschungsarbeit begann im Jahre 2018 mit dem Ziel, Keramikoberflächen im Einbrandverfahren antiviral, antibakteriell und schadstoffmindernd auszustatten. Mit gewissem Stolz können wir heute sagen, dass wir hier hervorragende Resultate erzielen konnten: durch die innovative Formulierung eines im Einbrandverfahren bei extrem hohen Temperaturen aufgebrachten Bioverbundstoffes wird das Wachstum von Viren und Bakterien auf der Keramikoberfläche unterbunden. Nach einer ersten experimentellen Phase im Labor haben wir das industrielle Verfahren auf die Produktionsanlagen unserer Gruppe übernommen. Die von uns erzielten Resultate wurden zur Bestätigung der tatsächlichen Merkmale von akkreditieren wissenschaftlichen Laboren geprüft. Das TCNA (Tile Council of North America) hat die antiviralen Eigenschaften (ISO18061:2014(E) für den CoronaVirus 229E und die antibakteriellen Eigenschaften (ISO 27447:2019(E)) der „Advance“-Technologie bestätigt. Die schadstoffmindernden und photokatalytischen Eigenschaften wurden von der Universität Turin bescheinigt, die antibakteriellen Eigenschaften wurden auch von der Universität Ferrara bestätigt.

Was steckt hinter den Normen ISO18061:2014(E) und ISO 27447:2019(E)?
Di Cagno: Die Normen ISO 18061:2014(E) und ISO 27447:2019(E) beschreiben die Methode, an die sich die Tests zur Bestimmung der antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften photokatalytischer Materialien halten müssen. Die Norm UNI 11484 beschreibt dagegen die Methode zur Bestimmung der Fähigkeit der Reduzierung von gasförmigem Stickstoffmonoxid (NO) mittels photokatalytischer Wirkung.
Wo sehen Sie die vorrangigen Einsatzbereiche für „Advance“?
Di Cagno: „Advance“ kann sowohl für Bodenbeläge als auch für Wandverkleidungen aus Keramik verwendet werden. Das Material besitzt im Einbrandverfahren erzielte, antimikrobielle und photokatalytische Eigenschaften. Die Merkmale, die dieses Feinsteinzeug zu einem Produkt der neuesten Generation machen, werden während der ersten Herstellungsphase in die Keramik integriert (Einbrandverfahren bei über 1200°C). So werden sie zu natürlichen Produkteigenschaften, die die Fliesen während ihrer gesamten Lebensdauer gegen Viren und Bakterien schützen, ohne dass sie im Laufe der Zeit oder durch externe Faktoren beeinflusst werden. Da es sich nicht um eine Oberflächenschicht, sondern um eine in die Keramik integrierte Eigenschaft handelt, bleibt diese auch langfristig unversehrt bestehen. Die antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften werden durch jede Art von Licht – sowohl Sonnen- als auch Kunstlicht – verstärkt. Wie aber auch die Tests renommierter Labore bestätigen, bleiben diese Eigenschaften auch ohne Lichteinfall aktiv.
„Advance“ kann sowohl für Bodenbeläge als auch für Wandverkleidungen aus Keramik verwendet werden.
Neben der Eliminierung von Viren und der Bekämpfung von Bakterien wirkt sich „Advance“ auch auf eine grundsätzliche Verbesserung der Atemluft aus – in Zeiten von Dieselfahrverboten sicherlich auch ein schlagkräftiges Argument?
Di Cagno: Die schadstoffmindernden Eigenschaften unseres neuen Feinsteinzeugs verbessern auch die Qualität unserer Atemluft. Die industrielle Produktion, der Einsatz von Klimaanlagen und der Auto-Verkehr tragen zum Ausstoß von Schadstoffen in die Luft bei. Durch die Verwendung von „Advance“ in Außenbereichen, an den Fassaden von Wohnungen und Gebäuden können die NOx-Moleküle (Stickstoffoxid) in nur drei Stunden um 20,7 Prozent reduziert werden (laut Bescheinigung der Universität Turin). Durch die von natürlichem Licht aktivierte photokatalytische Wirkung kann die Qualität der Luft so beachtlich verbessert werden. Alle mit „Advance“ realisierten Outdoor-Lösungen tragen zu einer Verbesserung unserer Umwelt bei. Diese Technologie ist nicht nur sicher für unsere Gesundheit, sondern auch eine nachhaltige und umweltfreundliche Option, da sie einen einzigen Brennvorgang bei extrem hohen Temperaturen vorsieht – ohne Notwendigkeit nachfolgender Behandlungen und damit ohne weitere Umweltauswirkungen.
Alle mit „Advance“ realisierten Outdoor-Lösungen tragen zu einer Verbesserung unserer Umwelt bei.
Wir funktioniert „Advance“ beispielsweise an der Fassade oder am Boden im „öffentlichen Raum“?
Di Cagno: Mit unserer Produktneuheit kann der Einsatz chemischer Reinigungsmittel nachhaltig reduziert werden. Der Schmutz zersetzt sich auf den Keramikoberflächen. So können Bodenbeläge und Wandverkleidungen einfach mit Wasser und einem neutralen Reinigungsmittel sauber gehalten werden. Bei Bodenbelägen im Außenbereich garantiert bereits das Abfließen von Regenwasser eine ausreichende Reinigung. Außerdem verwandelt „Advance“ organische Moleküle und reduziert so üble Gerüche. Ebenso wie die NOx-Moleküle zersetzen sich auch die für üble Gerüche verantwortlichen Moleküle, sobald sie mit der Oberfläche in Kontakt kommen und hemmen somit die Geruchsbildung.
Bei Bodenbelägen im Außenbereich garantiert bereits das Abfließen von Regenwasser eine ausreichende Reinigung.
Mit dieser Neuentwicklung wollen wir als Italcer Group dazu beitragen, die Gesundheit und die Sicherheit des Umfeldes zu verbessern, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich, durch die Ausstattung von Wänden und Böden in Wohnbereichen, Gesundheitsbereichen, Schulen, Kitas, Flughäfen usw. mit dieser innovativen Keramik.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit „Advance“ vorrangig an?
Di Cagno: Die Zielgruppen, sprich Adressaten für diese neue Keramik werden in erster Linie die Menschen sein, die besonders achtsam gegenüber der Umwelt und ihrer Gesundheit sind, denn unsere Produkte enthalten zudem bis zu 40 Prozent recyceltes Material. Der Privatkunde erhält von uns Böden und Wände, die den Einsatz chemischer Reinigungsmittel reduzieren; Architekten entwerfen Gebäude, die die Luft reinigen. Wir werden dieses zukunftsweisende Thema konsequent weiter verfolgen und unser Engagement gemeinsam mit unseren Marktpartner kommunizieren.
Was die Vermarktung in Deutschland angeht, haben wir uns entschlossen, „Advance“ ausschließlich über eine kleine Gruppe von Partnern zu vermarkten, die die Philosophie des Produkts und seine Preispositionierung vertreten. Wir hatten in diesem Zusammenhang im Vorfeld der Markteinführung mit unseren Kunden gesprochen und deren Zustimmung erhalten, dass hierbei in erster Linie ein Zugewinn an Marktanteilen durch eine Sensibilisierung der Kunden im Vordergrund stehen soll und weniger eine Preiserhöhung. Unser Wunsch ist es, dass der Fortschritt für alle zugänglich wird.
Was die Vermarktung in Deutschland angeht, haben wir uns entschlossen, „Advance“ ausschließlich über eine kleine Gruppe von Partnern zu vermarkten,…
Nach so viel Technik noch eine Frage zum Design: In welchen Formaten und Oberflächendessins stellen Sie „Advance“ dem Markt zur Verfügung?
Di Cagno: Da aktuell die Beton- und Holz-Optiken etwa zu 70 Prozent die Nachfrage bestimmen, setzen wir hier natürlich unsere Schwerpunkte. Unser Bestseller „Volcano“ mit einer attraktiven Betonoberfläche ist in den Formaten 80×80, 60×60 und 30×60 cm sowie in fünf Farben erhältlich. Über die gleiche Anzahl an Farben verfügt auch die Serie „Timeless“, die mit den rektifizierten Kantenlängen 20×120, 30×120 cm und dem innovativen 24x150er-Format mit Smart Edge-Technologie die Wärme von Holz in die Wohnungen bringen wird. Abgerundet wird das Angebot durch die historischen „Bricks“ in 6×25 cm von Rondine in den Farben White und Old Red.
Zum Unternehmen: Italcer wurde 2017 gegründet und steht heute im Ranking der italienischen Fliesenhersteller auf Platz 6. Die Gruppe beschäftigt aktuell 587 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Jahresproduktion an keramischen Fliesen beläuft sich auf 15 Mio. Quadratmeter. Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Umsatz bei rund 200 Mio. EUR (32 Mio. EUR Ebitda in 2019). Rondine S.p.A, gegründet bereits in 1961, wurde 2018 die Muttergesellschaft von Italcer sowie die operative Zentrale.