Italienische Fliesen 2024: Export nach Deutschland +1,2 %
43,9 Millionen Quadratmeter im Wert von 800 Millionen Euro
Die Zahlen 2024 zu den italienischen Fliesen sind da. Mitte Juni 2025 präsentierte der italienische Industrieverband Confindustria Ceramica die mit Spannung erwarteten Statistiken mit Bezug auf das Jahr 2024 und einen ersten Eindruck im Verlauf des laufenden Jahres. Betrachtet wurden dabei die 248 aktiven Unternehmen, die in Italien mit 26.211 Mitarbeitern Fliesen, Sanitärkeramik (31 Hersteller) sowie die verwandten Bereiche der feuerfesten Materialien, technische Keramik, Klinker und Ziegel sowie Porzellan und Geschirr produzieren.
Kurz zusammengefasst: Insgesamt betrachtet ist die Situation im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil bei einem Plus von 2,5 % (378,3 Millionen Quadratmeter) in der verkauften Menge und einem -1,8 % nach Wert bei 6,1 Milliarden Euro. Dabei verliert die italienische Fliese allerdings an Marge aufgrund des verschärften internationalen Wettbewerbs, wobei die Energiekosten besonders zu Buche schlagen. Die 122 heute in Italien aktiven Fliesenhersteller produzierten im Jahr 2024 mit rund 18.000 Mitarbeitern 369,8 Millionen Quadratmeter Fliesen. Die Produktion ist somit im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % zurückgegangen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass das Bezugsjahr 2023 in allen Bereichen stark negative Zahlen geschrieben hatte, mit Verlusten im zweistelligen Bereich sowohl in Bezug auf Menge als auch auf Umsatz. (1200Grad berichtete hier.)
Export nach Deutschland
Mit einem Plus von 1,2 % und 43,9 Millionen Quadratmetern konnte der Export italienischer Baukeramik nach Deutschland trotz der anhaltend angespannten Lage der Bauwirtschaft immerhin eine Trendwende abbilden. Dabei wurde ein Umsatz von 800 Millionen Euro erzielt. Allerdings waren im Vorjahr 2023 die Ausfuhren nach Deutschland mit 30,2 % eingebrochen und lagen mit 43,4 Millionen verkauften Quadratmetern nach den Rekordjahren 2020-2022 mit Werten zwischen 60 und 63,9 Millionen Quadratmetern weit unter dem Niveau vor der Pandemie mit 54,4 Millionen Quadratmetern in 2019.
Internationale Marktlage
Die Exportquote der italienischen Fliesenindustrie liegt stabil bei 82 % und entspricht 5 Milliarden Euro nach Wert mit einem Minus von 1,4 %. Augusto Ciarrocchi, Präsident von Confindustria Ceramica seit 2024, kommentierte die internationale Marktlage mit einem Schwerpunkt auf die Themenkreise USA und Zölle sowie Importe indischer Fliesen in die EU und unterstrich dabei die Bedeutung der USA als wichtigsten außereuropäischen Absatzmarkt.

„Der internationale Handel ist ein weiteres Spannungsfeld. Die Einigung zwischen den USA und der EU über Zölle ist ein wichtiger Schritt, der so schnell wie möglich erreicht werden muss. Einer der sogenannten Gründe, warum die Trump-Administration Zölle eingeführt hat, ist die Rückverlagerung von Fabriken in die Vereinigten Staaten. Das hat die italienische Keramikindustrie schon seit einiger Zeit umgesetzt und deckt ein Drittel der US-Produktion ab.“
Strategie gegen Dumping aus Indien
Ungleiche Produktionsbedingungen verzerren den internationalen Wettbewerb und außereuropäische Hersteller drängen vermehrt auf den europäischen Markt. Anlass zu Besorgnis geben dabei vor allem die Fliesenimporte aus Indien.
„Das Wachstum der indischen Keramikeinfuhren nach Europa hält an, wobei die Produkte staatliche Beihilfen, wirtschaftliches, ökologisches und soziales Dumping beinhalten: Sie stiegen 2023 um 67 %, blieben 2024 weitgehend stabil und stiegen dann im ersten Quartal 2025 wieder um 10 %. Die Höhe der bestehenden Antidumpingzölle in Europa ist heute zu niedrig und wird systematisch aufgezehrt: Es scheint unabdingbar, dass unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden und dass die Diskussion über die Schaffung einer Freihandelszone EU-Indien die Keramik ausschließt, bis die Probleme gelöst sind. Was wirklich notwendig wäre, ist die Einführung von Rechtsvorschriften über die Ursprungsbezeichnung von Produkten, auch in Europa, um die europäischen Verbraucher zu informieren und ihnen ihre Wahlmöglichkeiten bewusst zu machen.“
Weniger Investitionen
Die Investitionsbereitschaft der italienischen Hersteller sinkt im Vergleich zum Vorjahr um 19,4 % und liegt mit 380 Millionen Euro bei 6,3 % des Umsatzes. Das Bestreben nach einer verbesserten Umweltnachhaltigkeit und Energieeffizienz hatte in den vergangenen Jahren zu einem Innovationsschub in der Branche geführt. „Dank der enormen Investitionen, die im Laufe der Zeit getätigt wurden, hat die italienische Keramikindustrie„, so Augusto Ciarrocchi, “die niedrigsten Emissionswerte der Welt erreicht. Ein weiterer Technologiesprung ist heute nicht absehbar.“ Dringender Handlungsbedarf bestehe nach wie vor bei Energiekosten und ETS auf europäischer Ebene.
Bereits ausverkauft sei die verfügbare Ausstellungsfläche von 155.000 Quadratmeter, die im Vergleich zur letzten Ausgabe der Cersaie in Bologna um 10.000 Quadratmeter vergrößert wurde.


