Hausmessen genießen in der Fliesenbranche einen zweifelhaften Ruf. Manche Aussteller und Besucher sehen sie nur als zusätzliche Belastung des Arbeitsalltages oder als nervigen Geschäftstermin zwischen anderen Branchenmessen. Auf Ausstellerseite werden oft die zusätzlichen Kosten negativ ins Feld geführt, die durch die immer aufwändigeren Messestände entstehen sowie die Abstellung von Personal, das auf den Messeständen tagelang Dienst schieben muß. Last not least wird hinter vorgehaltener Hand über zusätzliche Messekonditionen gelästert, die so manchem Hersteller von den Händlern noch zusätzlich zum Event abgerungen werden. „Messe-Rabatt“ heißt das Schlagwort.
Fakt ist: Jede Hausmesse ist nur so gut wie ihr Ruf bzw. wie ihr Veranstalter. Anscheinend hat die Firma Linnenbecker da in den letzten Jahren einiges richtig gemacht. Es gibt aktuell mindestens ein Dutzend Fliesen- und Zubehörhersteller, die liebend gerne einen Ausstellerplatz auf der CeramVision hätten.
Denn die Mutter aller Fliesen-Hausmessen, die vor 10 Jahren sozusagen einen neue Art von Handelsevent ins Leben rief, erfreut sich weiter wachsender Beliebtheit – bei Ausstellern und Besuchern. Das hängt sicherlich zum einen damit zusammen, dass die Firma Linnenbecker nicht gerade ein kleiner Player in der deutschen Fliesen-Handelslandschaft ist und man mühelos knapp 2000 interessierte – und kaufende – Kunden auf die Messe lockt.
Das liegt zum anderen aber auch daran, dass man sich bei Linnenbecker bei der CeramVision von Anfang dem Motto “weniger ist mehr“ verschrieben hat. Statt die Messe mit zusätzlichen Ausstellern unnötig aufzublähen, hielt Linnenbecker seinen Stamm-Lieferanten, die auf der Messe fast 95 % des gesamten Fliesenumsatzes repräsentieren, jahrelang die Treue.
Last not least gibt sich das Linnenbecker Team einfach Mühe gibt mit seinen Besuchern. Neben einem guten Catering gehört es für Linnenbecker ganz selbstverständlich dazu, dass sich von der Geschäftsführung bis hin zum Azubi auf der Ceramvison alle freundschaftlich um die Besucher kümmern. Das nennt man Gastfreundschaft. Die spürt man, das registrieren auch die Besucher und Aussteller – und kommen gerne wieder.
So hat sich die CeramVison zu einer regional wichtigen Messe für die Fliesenbranche etabliert, obwohl sie fast ein halbes Jahr nach der internationalen Fliesen-Nabelshow Cersaie eigentlich keine großen Neuheiten zu bieten hat. O-Ton Besucher zur CeramVision: „Hier kann ich an einem Tag so viele Kontakte knüpfen, wie ich sie sonst nur mit 20.000 km Autofahrt in 8-10 Wochen schaffen würde.“
Sicherlich hat zum Erfolg aller Hausmessen auch mit dazu beigetragen, das es der BAU in München in den letzten Jahren in keinster Weise gelungen ist, die Fliesenbranche für sich zu erwärmen. Vielleicht sollte es die Messe München einfach mal mit guter alter Gastfreundschaft versuchen…
Ralf Schanze