Italien: Zahlen des ersten Halbjahres lassen hoffen

Natursteinnachfrage dagegen weiter stabil - Eindrücke von der Marmomac

Die aktuellen Zahlen der italienischen Fliesenindustrie für das erste Halbjahr 2024, die der Redaktion von 1200Grad auf Anfrage vom Unternehmerverband Confindustria Ceramica zur Verfügung gestellt wurden, lassen einen kleinen Hoffnungsschimmer aufkommen, dass die Talsohle des Nachfrageeinbruchs durchschritten ist: 22,5 Millionen qm Fliesen wurden im ersten Halbjahr 2024 von Italien nach Deutschland exportiert. Das entspricht einem Wert von 365 Millionen Euro (mit einem Minus von rund 30 % war der Absatz italienischer Fliesen in Deutschland mit 43,4 Millionen qm in 2023 besonders stark eingebrochen). Im ersten Halbjahr 2024 exportierten die italienischen Keramikhersteller weltweit insgesamt 152,2 Millionen qm mit einem Gesamtwert von 2.601,7 Millionen Euro. Im Jahr 2023 wurden 373,7 Millionen qm produziert. Die Exportquote der italienischen Fliesenwerke lag bei 83 % nach Wert.

Derzeit produzieren in Italien 125 Fliesenwerke mit 18.432 Beschäftigten zu 92 % Feinsteinzeug. Die Beschäftigtenzahl ist somit relativ stabil, 2023 waren es noch 18.639 in 128 Werken.

Wie ist die aktuelle Lage der Natursteinbranche?

In der bunten Welt der italienischen Baukeramik scheint sich der weltweite Nachfragekollaps aktuell besonders stark auszuwirken, während die Natursteinnachfrage stabil bleibt. Beide Branchen erleben jedoch einen Einbruch in Europa, insbesondere auf dem deutschen Markt, traditionell eines der bedeutendsten Abnehmerländer für beide.

Der Export von verarbeitetem Naturstein aus Italien weltweit blickt im ersten Halbjahr 2024 mit 3,2 % auf eine positive Entwicklung. Allerdings wird dieser Trend von Deutschland als zweitwichtigstem Absatzmarkt nicht bestätigt. Das erzielte Umsatzvolumen von 63,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht hier einem Rückgang von 14,7 %. Die USA an der Ranglistenspitze haben sich mit 251,9 Millionen Euro und einem Plus von 10,7 % positiv entwickelt. Die oben genannten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Halbfertig- und Fertigware.

Marmomac 2024 in Verona Foto: Alexandra Becker
Marmomac 2024 in Verona. Foto: Alexandra Becker

3.200 Unternehmen mit 34.000 Mitarbeitern erwirtschafteten in 2023 einen Gesamtumsatz von 4,5 Milliarden Euro. Auch hier ist die Exportquote mit 70 % hoch. Berücksichtigen muss man allerdings beim Vergleich der Daten mit der Fliesenindustrie, dass hier auch der Maschinenbausektor sowie der Bereich der Steinbrüche, also die Rohblockproduktion mit einbezogen sind. Die Natursteinverarbeitung (Halb- und Fertigware) entspricht mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz einem Anteil von über 50 %.

Nordamerika und die Europäische Union sind auch hier die wichtigsten Abnahmemärkte mit 31 % und 23 % des Umsatzes. Nach Auskunft des Branchenverbands Confindustria Assomarmomacchine ist Italien mit einer Marktquote von 13 % nach China zweitwichtigster Exporteur von Natursteinprodukten weltweit, gefolgt von der Türkei und Indien.

Fliesen und Naturstein: Konkurrenz und Synergie

Die großen Branchenfachmessen haben eine Brennglasfunktion. Der Blick der Fachwelt konzentriert sich innerhalb weniger Tage auf das, was kommt und zieht Bilanz. Die Baukeramik- und die Natursteinbranche überschneiden sich häufig in Anwendungsbereichen und Zielgruppen und haben mehr gemeinsam als die optischen und mittlerweile auch haptischen Eigenschaften der angebotenen Beläge. Meistens geht es um Marktquoten, manchmal auch um Synergien. Hier wie dort wird das wirtschaftliche Umfeld von großer Unsicherheit geprägt und ist durch einen starken Rückgang des Verbrauchs und einen scharfen internationalen Wettbewerb gekennzeichnet. Eine erste leichte Erholung der Bauwirtschaft wird nach Branchenberichten für 2025 erwartet, alle Parameter scheinen jedoch auf 2026 mit einer signifikanten Trendumkehr hinzudeuten.

Cersaie und Marmomac im Fokus

Zeitgleich mit der Cersaie wurde Ende September mit der Marmomac in Verona auch die Natursteinbranche unter die Lupe genommen, während sich in Rimini auf der Tecna die Maschinenbauer und Rohstofflieferanten für die Keramikindustrie trafen. Die Welt der Maschinenbauer für die Natursteinindustrie ist hingegen in Verona vor Ort. Beiden gemeinsam ist ein hochkarätiges Rahmenprogramm, unter anderem mit Vorträgen von international renommierte Architekten. Beide Veranstaltungen sind in einem entsprechenden Industriecluster angesiedelt, in dem auf engstem Raum eine große Dichte mit hoch spezialisierten Herstellern und Dienstleistern angesiedelt sind. Das ist die Basis, auf der die Messen aufbauen. Allerdings haben sich in den letzten Jahren große Unternehmen von der Messe abgewandt, um alternativ auf aufwendige Events im eigenen Haus zu setzen und die zur Messe angereisten Besucher dort hinzuleiten.

Cersaie 2024 Foto Alexandra Becker
Cersaie 2024 .Foto: Alexandra Becker

Marmomac in Zahlen

Über 50.000 Besucher (2023: 51.000, -2 %) aus 140 Ländern und 1.485 Aussteller (2023: 1.507) aus 55 Ländern. 66 % der Fachbesucher kamen an den vier Messetagen vom 24. bis 27. September aus dem Ausland.

Die Top 5-Besucherländer waren laut Messeabschlussbericht der Marmormac Deutschland, Spanien, USA, Frankreich und Indien. Im Vergleich zu 2023 gingen die Besucherzahlen aus Deutschland und Frankreich zurück, diejenigen aus Spanien und den USA waren ähnlich wie im Vorjahr, der Besuch aus Indien stieg um 10 %.

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