EU will Strafzölle auf türkische Fliesen-Importe erheben

Aufschläge von bis zu 48 Prozent – Entscheidung fällt Mitte Februar

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Am 28. Oktober 2022 wurde das Urteil der im Rahmen von der Europäischen Kommission im Dezember 2021 eingeleiteten Antidumpinguntersuchung gegen Keramikfliesen-Importe mit Ursprung in der Türkei veröffentlicht. Nach dem bisherigen Beschluss – das Verfahren ist noch in der Schwebe – will die Europäische Kommission einen Antidumping-Zoll von bis zu 48 % festgelegen. Die Strafzölle sind z.T. abgängig von Preispolitik der einzelnen Hersteller.

Der Aufschrei in der Branche ist schon jetzt groß, denn zahlreiche Unternehmen lassen in der Türkei für sich fertigen. Allen voran die Villeroy & Boch Fliesen GmbH, die seit 2007 unter der Regie der türkischen Industriegruppe Eczacıbaşı agiert. Erst im Juli dieses Jahres hatte die Villeroy & Boch Fliesen GmbH mit der Meldung für Aufsehen gesorgt, die heimische Produktion komplett einzustellen und in Zukunft die Fliesen ausschließlich aus der Türkei zu beziehen.

Zur Eczacıbaşı-Gruppe gehört auch der Vitra Konzern, der laut der uns vorliegenden Unterlagen zum Anit-Dumping-Verfahren mit einem Strafzoll von 17,9 % belegt werden soll. Die V&B Fliesen GmbH bezieht den Großteil ihrer Produkte bei Vitra Karo A.Ş. Neben Villeroy & Boch Fliesen ist davon auch der ebenfalls zur Gruppe gehörende Fliesenhersteller Engers von den Strafzöllen betroffen. Das Unternehmen aus dem Saarland sah sich deshalb schon kurz nach Verkündigung der Strafzölle dazu veranlasst ein Schreiben an seine Kunden zu versenden um die Wogen ein wenig zu glätten. Darin heißt es:

„Diese Mitteilung ist offen für Einwände und Stellungnahmen der Parteien. Vitra Karo A.Ş. führt die Überprüfung der Berechnungen in Zusammenarbeit mit seinen lokalen und internationalen Beratern und Anwälten sowie mit der Europäischen Kommission durch. Es wurde weiterhin mitgeteilt, dass die Europäische Kommission ihre endgültige Entscheidung bis zum 11. Februar 2023 bekannt geben wird. Wir werden Sie während dieses Prozesses in voller Transparenz über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten. Diese Information hat keinerlei Auswirkungen auf unsere aktuelle Zusammenarbeit.“

Fliesen-Importeure, die Waren in der Türkei unter eigenen Labels produzieren lassen und in Deutschland vermarkten, sind ebenfalls aufgeschreckt. So wies uns Tomas Matlari von der Firma Enmon darauf hin, dass sich die Preise für türkische Fliesen aufgrund der hohen Inflation und steigenden Frachtraten ohnehin schon in den letzten Monaten stark verteuert hätten und ein rentables Geschäft kaum noch möglich machten, zumal die Strafzölle auf die Verkaufspreise und Frachtkosten erhobenen werden sollen.

Fliesen aus Asien gewinnen vor diesem Hintergrund eventuell wieder etwas an Bedeutung, denn hier sind die Frachtkosten in den letzten Monaten gefallen. Allerdings ist die Ware aus China ebenfalls mit erheblichen Strafzöllen belegt, so dass die geringeren Produktionskosten dadurch fast wieder ausgeglichen werden. Insgesamt rechnet Tomas Matlari damit, dass die Preise für zahlreichen Fliesen mit Ursprung aus der Türkei aufgrund der Strafzölle zu Anfang des Jahres bis zu 20 % teurer werden dürften.

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