Die AG Fliese hat sich in den vergangenen Jahren zweifellos zu einem starken Sprachrohr der deutschen Fliesenbranche gemausert, auch wenn die Vereinigung aus Herstellern und Händler beileibe nicht die Gesamtbranche abdeckt. Mit Reinhard Fenski hat die AG Fliese zudem einen Brancheninsider für die Gruppenleitung gewinnen können, der als Moderator und Sprachrohr der AG Fliese spürbar gut tut.
Leider fehlt es der AG Fliese für einige ihrer Aktivitäten an Durchschlagskraft, allen voran die Social Media Kampagne. Nicht alle Händler und Hersteller ziehen hier an einem Strang. Vor allem bei den Händlern könnte das Engagement größer sein. Fenski verlangte in seiner Rede in Berlin zur Recht mehr Mitarbeit: “Wir sind eine kleine Branche, aber wer verlangt, dass wir klein denken. Wir müssen lernen endlich mal über den Tellerrand zu schauen und mehr Souveränität zu zeigen“.
Dass die Online-Aktivitäten nicht wirkungsvoll funktionieren, hängt mit diversen Gründen zusammen. Erstens an der mangelnden Bereitschaft, dass alle mitmachen. Zweitens an dem gewählten Verfahren, auf einen Multiplikatoren-Effekt durch die Mitarbeit von Händler und Herstellern zu setzen. Drittens – und vor allem – am Geld bzw. Budget. Die Summe, die die Mitglieder der AG Fliese in die Werbung stecken, ist einfach viel, viel zu gering! Ein Blick in andere Branchen, wie Holz, Teppich oder Vinyl, zeigt, dass man für eine nachhaltige Wirkung solcher Maßnahmen deutlich tiefer in die Tasche greifen muss.
Last not least führt die „Zergliederung“ diverser Werbemaßnahmen von Spaniern, Italienern und Deutschen dazu, das weitere Durchschlagskraft verloren geht. Wann lernt die Fliesenindustrie endlich, ihre Aktivitäten zu bündeln und zu stärken? Schließlich geht es nicht darum italienische, spanische oder deutsche Fliesen zu pushen, sondern das Produkt Fliese insgesamt besser gegen alternative Wand- und Bodenbelagsmaterialien zu positionieren.
Man stelle sich nur mal vor, jedes Mitglied der AG Fliese zahlt 5.000 Euro Werbebudget pro Jahr in einen Pool, dazu bündeln die drei Herstellerverbänden ihre Aktivitäten und zahlen ebenfalls in einen gemeinsamen Topf ein. Dann wäre ein ansehnlicher Etat zur Verfügung, mit dem sich spürbare Erfolge erzielen ließen.
Und auch wenn sich die Umsatz- und Absatzkurven für die Fliese in den nächsten Jahren leicht erholen, braucht die Keramik unbedingt einen dauerhaften Push, um ihre vorhandenen Vorteile gegen ihre Konkurrenz von Holz, Teppich und Co. besser an den Bauherren bzw. die Baufrau zu bringen. „Wir müssen dringend eine bessere Schlagkraft und Reichweite erreichen“, so Fenski. Dem ist nichts hinzuzufügen.