Das Fliesenleger-Handwerk in der Corona-Krise
Johann Marton: „Wir müssen ernst, aber besonnen bleiben“
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die ganze Welt im Griff. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern wurde das öffentliche Leben hierzulande zügig gegen Null gefahren. Lediglich „systemrelevante Bereiche“ bilden eine Ausnahme, wie beispielsweise der Lebensmittel-Einzelhandel. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hält sich an die Bestimmungen, um eine Eindämmung des Virus zu unterstützen. Auf vielen Baustellen indes gehen die Arbeiten weiter – und das ist unter strengen Auflagen auch erlaubt. An welche Vorgaben haben sich die Bauhandwerker zu halten und wie kommen kleinere Betriebe mit den Auflagen zurecht? Wir haben bei Johann Marton in Buchenberg bei Kempten nachgefragt. In einem Gespräch beschreibt der Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister, wie er die Pandemie wahrnimmt und mit welchen Einschränkungen er seinen Betrieb angesichts Corona führt.
„Wir sind in der glücklichen Lage, als kleiner Meisterbetrieb unserer Arbeit nach strengen Vorgaben nachgehen zu dürfen und können somit unseren Arbeitsalltag aufrecht erhalten“, so Johann Marton. „Natürlich bekommen auch wir die von Seiten der Regierung angeordneten Maßnahmen und deren Auswirkungen zu spüren. Es sind vor allem die allgemeine Unsicherheit und die damit verbundenen Sorgen, die ständig präsent sind.“ Wie bei den meisten Bauhandwerkern sind die Auftragsbücher der Fliesenwerkstatt Marton glücklicherweise voll und seine Mitarbeiter können die bestehenden Kundenaufträge abarbeiten. Und jeden Tag erhält er weitere Anfragen. „Die Nachfrage seitens der Kunden ist bei uns im Allgäu trotz der Krise konstant geblieben“, so Marton. „Von Zurückhaltung oder Verschiebung der Aufträge ist bis heute nichts zu spüren.“
„Die Nachfrage seitens der Kunden ist bei uns im Allgäu trotz der Krise konstant geblieben.“
Der 42jährige, der bereits mit 21 Jahren seinen Meisterbrief erhielt und sich in 2001 mit einem eigenen Unternehmen selbständig machte, wirkt angesichts der täglich in den Medien prognostizierten Horrorszenarien für die weltweite Wirtschaft erstaunlich entspannt – und gewinnt der aktuellen Situation, die er durchaus ernst nimmt, schon fast etwas Positives ab. „In Zeiten wie diesen sind wir gezwungen, einen Gang runter zu schalten und stellen fest, unter welchem massiven psychischen, aber auch physischen Druck wir uns in den letzten Jahren befunden haben. Und jetzt merken wir: auch ohne diesen permanent hohen Druck lässt sich gut arbeiten. Unsere Kunden wirken deutlich entspannter und wir können unsere Arbeit ´in Ruhe´ machen. Ich habe den Eindruck, dass alle Beteiligten neuerdings achtsamer miteinander umgehen“, so Marton.
Ein „Handicap“ sei sicherlich die Tatsache, dass er seine Ausstellungsräume nicht so „wie üblich“ nutzen könne. Bei den verordneten Vorsichtsmaßnahmen auf der Baustelle hält sich Johann Marton, der zwei Fliesenlegergesellen sowie einen Auszubildenden beschäftigt, an die strikten Vorgaben. „Wenn wir die vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen in Einzelfällen nicht gewährleisten können, wechseln wir zu anderen Baustellen, wo es ruhiger zugeht.“ Und auch wenn sich in den Häusern ältere und besonders gefährdete Menschen befinden, verschiebe man die Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt. Was den Schutz seiner Mitarbeiter betrifft, so halten diese sich strikt an die Vorgaben wie regelmäßiges Händewaschen sowie die Einhaltung des vorgegebenen Sicherheitsabstandes. „Wir befolgen konsequent die Anordnungen, wie sie auch von der Berufsgenossenschaft BAU in Sachen Corona ausgegeben wurden.“
„Alle hängen sich hier mächtig rein, um das Ding am Laufen zu halten.“
Die von seinem Team auf den Baustellen benötigten Materialien hat Marton alle am Lager. Und auch der Nachschub bei Fliesen und Verarbeitungsmaterialien ist bis heute gewährleistet. Die Lieferkette „Produzent, Handel, Verarbeiter“ funktioniere außerordentlich gut. Von Engpässen sei aktuell nichts zu spüren, der Handel sei gut aufgestellt und die Läger vollumfänglich gefüllt „Alle hängen sich hier mächtig rein, um das Ding am Laufen zu halten“, findet Johann Marton. Angesichts der nach wir vor sehr guten Auftragslage beschäftige er sich nicht mit Themen wie Kurzarbeitergeld oder KfW-Krediten.
Für die Zukunft wünscht sich Johann Marton „bessere Frühwarnsysteme“, damit ein Virus mit derart gefährlichem Potenzial sich erst gar nicht mit dieser Geschwindigkeit der ganzen Welt verbreiten könne. Grundsätzlich hofft er, dass die gesamte Gesellschaft gestärkt aus der Krise hervorgehen werde. „Wir müssen nach vorne blicken und zusammen arbeiten. Die gesamte Wirtschaft wird es hart treffen und auch einige Branchen werden lange darunter leiden. Doch den Kopf in den Sand zu stecken kommt für mich nicht in Frage. Wir werden auch diese Krise meistern“, so Marton. „Wir sind alle zusammen angetreten, um gemeinsam Schaden von unserem Land abzuwenden. In der aktuellen Situation geht es vor allem darum, sich an die Regeln zu halten, ohne übertriebene Hysterie. Wir nehmen die Lage sehr ernst, aber wir müssen besonnen bleiben…“