Der aluminiumverarbeiter alfer will sich in eigener Regie finanziell neu aufstellen und nutzt dazu die Möglichkeiten eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Die Geschäftsführung des Unternehmens mit Sitz in Wutöschingen-Horheim (Baden-Württemberg) hat am Ende April 2023 einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Amtsgericht in Waldshut-Tingen gestellt, den das Gericht genehmigt hat.
Die alfer aluminium Gesellschaft mbH wurde 1973 gegründet und hat sich seitdem zu einem der wichtigsten europäischen Spezialisten für die Herstellung von Aluminium-Profilen entwickelt. Ziel ist es, mit dem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung den bereits eingeschlagenen Restrukturierungskurs fortzusetzen. „Wir haben bereits in den zurückliegenden Monaten geeignete Maßnahmenpakete identifiziert und Projekte zu deren Umsetzung initiiert. Mit dem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung stehen uns weitere Instrumente zur Verfügung, um unser Unternehmen zügig auf die veränderten Marktbedingungen und Erfordernisse anzupassen“, sagt Geschäftsführer Markus Richter.
Von der Restrukturierung ist auch die 2016 gegründete Marke alferpro betroffen, die ebenfalls zu alfer gehört und hauptsächlich Fliesenschienen über den Fachhandel verkauft. Christian Grünendahl, Leitung Marketing und Vertrieb bei alferpro, bewertet die aktuelle Situation wie folgt: „Wir möchten seitens alferpro klar kommunizieren, dass wir weiterhin an die alferpro Produkte und deren Potenzial glauben. Mit der Sanierung sehen wir einen Neustart, sich neu zu strukturieren, um noch präsenter am Markt zu sein. Nach ersten Gesprächen mit unseren Kunden und Lieferanten sind wir sehr zuversichtlich und positiv gestimmt. Wir haben nicht nur starke Partner an unserer Seite, sondern auch Partner, die an alferpro glauben.“
Hohe Produkt-Qualität und große Innovationskraft
Der Geschäftsbetrieb und die Produktion des traditionsreichen Unternehmens laufen ohne Einschränkungen weiter. „Alle Aufträge werden wie geplant bearbeitet, produziert und geliefert. Alle Kunden erhalten weiterhin die qualitativ hochwertigen Produkte aus Aluminium, Stahl, Edelstahl und Kunststoff, die sie von alfer kennen. Der Werksverkauf und die Outlets haben wie gewohnt geöffnet“, sagt Dr. Dirk Pehl. „Wir sehen gute Chancen, die alfer aluminium durch die hohe Qualität der Produkte und die große Innovationskraft, gerade auch hier im aluvalley, nachhaltig und zukunftsfähig aufstellen können“, ergänzt Dr. Jürgen Erbe.
Dr. Pehl und Dr. Erbe sind erfahrene Sanierungsexperten der Kanzlei Schultze & Braun, die die Geschäftsführung bei der Durchführung der Eigenverwaltung unterstützen und beraten. Im Vorfeld des Verfahrens hatten außerdem die Rechtsanwälte Dr. Michael Fritz und Dr. Thilo Schülke von der Kanzlei Schrade und Partner das Unternehmen begleitet.
„Die stark steigenden Rohstoffpreise haben die Liquidität unseres Unternehmens belastet. Die enormen Steigerungen auf der Ausgabenseite konnten wir nicht schnell genug durch Preiserhöhungen bei unseren Produkten ausgleichen. Hinzu kommen die Folgewirkungen der geschlossenen Baumärkte aus den Zeiten der Pandemie“, sagt Geschäftsführer Martin Blatter. „Wir wollen nun das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung nutzen, um unsere finanziellen Strukturen zu verbessern und das Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.“ Die rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von den Geschäftsführern, dem vorläufigen Sachwalter Dr. Philipp Grub, Dr. Pehl und Dr. Erbe bereits über das Verfahren und die weiteren Schritte informiert. Ihre Löhne und Gehälter sind gesichert.
Gute Ausgangsposition für die Sanierung
Von Seiten des Gerichts begleitet Dr. Philipp Grub von der Kanzlei Grub Brugger das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Er wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Zusammen mit Rechtsanwältin Nora Sickeler wird er die Geschäftsführung im Rahmen des Verfahrens beaufsichtigen und konstruktiv begleiten. „Das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ist ein wichtiger Schritt, um die alfer aluminium gezielt neu aufstellen zu können. Er kommt rechtzeitig und versetzt das Unternehmen in eine gute Ausgangsposition für die Sanierung. Ich sehe der Neuaufstellung mit Zuversicht entgegen“, so Dr. Grub.