Tile Award 2017: Keramische Kreativität pur

Alle Beiträge über Fliesen im Überblick.

Die 1200Grad VIDEO-NEWS zu diesem Thema :

Der Tile Award richtet sich an Newcomer-(Innen)Architekten/innen bis 38 Jahre und ist ein Kreativwettbewerb initiiert von der Marke Agrob Buchtal. Hauptintention dabei ist, die schöpferischen Möglichkeiten von Keramikfliesen experimentell auszuloten. Die Resonanz bei der Premiere 2010 war so groß, dass der Wettbewerb 2012 und 2014 fortgesetzt und nun 2017 bereits zum vierten Mal ausgelobt wurde.

Gesucht wurden frische Ideen zum Thema „Farbe und Patterns in der Architektur“. Dabei sollten Räume innovativ mit Keramikfliesen gestaltet werden, um so die vielfältigen Möglichkeiten dieses Baumaterials und Kulturgutes aufzuzeigen. Bis Ende Mai 2017 konnten Entwürfe in den Kategorien HELP/CARE, MOBILE/TRANSIT und SHOP/SHOW eingereicht werden. In einer ersten Sitzung wählte die Fachjury mit

·       Brendan MacFarlane (Jakob + MacFarlane, FR-Paris)

·       Johan Oscarson (Elding Oscarson, SE-Stockholm)

·       Michael Stoz (Partner AG, DE-Offenburg)

·       Boštjan Vuga (SADAR+VUGA d.o.o., SL-Ljubljana)

·       Christian Waldner (AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, AT-Wien/DE-München)

aus 65 Arbeiten, die aus 23 Ländern kamen, die neun besten Entwürfe aus:

Kategorie HELP / CARE
Kawalki von Malwina Borowiec + Karolina Chodur, Pigalopus, PL-Warschau
New Delft Blue von Agata Kycia, DE-Berlin
Stay Unique von Agnes Tröger-Morguet, Agnes Morguet Innenarch.&Design, DE-Köln

Systems Joa Herrenknecht / Studio Joa Herrenknecht, DE- Berlin. Jury-Urteil:
Der Vorschlag überzeugt wegen der konsequenten Verwendung zweifarbiger Fliesen in einer U-Bahn-Station. Die Fliesen verkleiden alle vertikalen Flächen, die Decke und die Säulen. Die Verwendung der zweifarbigen Fliesen erzeugt einen Film-Effekt in der gesamten U-Bahn-Station. Dadurch entsteht eine neue Erfahrung für Reisende. Man kann sich von dem weichen Übergang von der in einer Farbe gefliesten Oberfläche zur nächsten leiten lassen. Die Wahrnehmung der farbigen Oberfläche ist abhängig vom Blickwinkel und der Entfernung zur Oberfläche. Der geflieste Raum wird somit zu einer Orientierungshilfe für Reisende und verleiht diesem speziellen Bahnhof eine starke Identität.

Kategorie MOBILE / TRANSIT

RE:Tile von Andreas Crynen, Ingenhoven Architects, DE-Mönchengladbach
Systems von  Joa Herrenknecht, Studio Joa Herrenknecht, DE-Berlin
Travellers Wheel von Joao Araujo Sousa + Joana Correia Silva, Arquitectura, PT-Porto

Kategorie SHOP / SHOW
Iceland shop house von  Olga Solomatina, RU-Moskau
Light Emitting Tile: L.E.T. von Prajapati Piyush, Godwin Austen Johnson, AE-Dubai
Transmittance von Avishkar Bharati, JDAP Design-Architecture-Planning, IN-Mumbai

Light Emitting Tile: L.E.T. Prajapati Piyush / Godwin Austen Johnson, AE-Dubai. Jury-Urteil:
LET, die leuchtende Fliese hat ein großes sinnliches und atmosphärisches Potential. Ziel des Projektes ist es, eine Wand zu gestalten, die durch einzelne Lichtfelder scheinbar entmaterialisiert wird. Der Jury erscheint dieser Transformationsgehalt sehr interessant.
Die Jury ist neugierig, wie ein hartes und robustes Material plötzlich scheinbar weich und sanft werden kann und so eine spannende Wandlung mitmacht. Die Jury betont bei diesem Projekt, dass es bei der Weiterentwicklung aber weniger um eine technische Produktentwicklung gehen soll, sondern viel eher um die Etablierung der materiellen, atmosphärischen und räumlichen Qualität von LET.

Die Konkretisierung

Diese neun Entwurfsverfasser/innen wurden im Herbst 2017 zu einer Workshop-Reise nach Island eingeladen, um dort ihre eingereichten Entwürfe in inspirierender Umgebung zusammen mit Experten von Agrob Buchtal zu diskutieren, weiter zu entwickeln und zu verfeinern. Ende Januar 2018 wird die Fachjury dann in einer weiteren Sitzung die Sieger in den einzelnen Kategorien küren. Anschließend erfolgt die Feinplanung für den Bau der Gewinner-Entwürfe, die danach professionell im Studio fotografiert werden. Diese „sichtbaren End-Ergebnisse“ werden dann im 2. Quartal 2018 kommuniziert.

Joa Herrenknecht vom gleichnamigen Studio aus Berlin bei der Detaillierung ihres Entwurfs.

Schon jetzt kann konstatiert werden, dass das Grundziel auch beim vierten Tile Award 2017 wieder erreicht wurde: Die Resultate überzeugen durch unorthodox-verblüffende Umsetzung der gestellten Aufgabe und bestätigen erneut, dass Keramikfliesen ein schier unerschöpfliches kreatives Potenzial besitzen – auch und gerade wenn es um Farbe, Muster, Proportion und Form als Kern-Elemente der Architektur geht.

Transmittance Avishkar Bharati / JDAP Design-Architect.-Planning IN-Mumbai. Jury-Urteil:
Die vorliegende Arbeit „Transmittance“ zeigt Keramik als temporäre Installation im öffentlichen Raum. Durch die Verwendung von keramischen Formteilen entsteht eine lichtdurchflutete Anwendung, die sich als Showroom oder Informationsstand an publikumsstarken Orten umsetzen lässt. Die geschwungene Form des Baukörpers sowie die schräge Anordnung der 3-D-Bauteile laden zum Entdecken und Besuchen ein. Die Unterteilung der Keramikelemente in drei unterschiedliche Bereiche sorgt für eine weitere optische Durchlässigkeit. Die unterschiedlichen Längen der Keramikelelemente unterstützen die geschwungene Form des Baukörpers und fügen der Formgebung eine weitere Ebene hinzu. Das Erleben des Werkstoffs Keramik soll neben der generellen unerwarteten Installation durch Interaktion verstärkt werden. Die einzelnen dreieckigen Formteile sollen durch ein Drehgelenk optische Variabilität des Baukörpers und Vielfältigkeit des Baumaterials Keramik zeigen.
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