Jubiläum: 150 Jahre Cooperativa Ceramica d’Imola
In zehn Jahren 160 Millionen Euro investiert
Die Cooperativa Ceramica d’Imola ist 150 Jahre jung! 1200Grad besuchte das italienische Fliesenwerk und entdeckte weiche Oberflächen, neue Glasuren und den harten Kern des genossenschaftlichen Produktionsmodells.
Die Cooperativa Ceramica d’Imola feiert ihr 150 jähriges Firmenjubiläum. Der Geburtstag wurde am Anfang Juli 2024 bereits gemeinsam mit den Mitarbeitern entsprechend zelebriert. Bei diesem Anlass wurde auch das neue, rund 1200 Quadratmeter große Firmenmuseum eröffnet, das seitdem öffentlich zugänglich ist. Alexandra Becker, Italienkorrespondentin von 1200Grad war vor Ort und schaute sich im Firmenmuseum um.
Stefano Giordani, Marketing Direktor und Leiter der Produktentwicklung, und Andrea Cavina, Area Manager bei Imola für Deutschland, Österreich und Norwegen, vermittelten einen Eindruck vom Werdegang des Unternehmens und von der großen Aufgabe, die Wurzeln zu entdecken, um die Zukunft mit einem frischen Image zu erobern.
Andrea Cavina gibt im Videointerview mit 1200Grad hier einen Einblick in den Werdegang, die aktuelle Lage und die Neuheiten der Cooperativa Ceramica d’Imola. Neue Entwicklungen und Ideen, sogar einige Überraschungen seien in Vorbereitung. Bei dem Blick hinter die Kulissen vor Ort nahm 1200Grad mit, dass die Serie Crew mit neuen Glasuren und extra weichen Oberflächen in Holzoptik und Natursteinanmutung aufwarten wird. Weiterhin dürfen sich die Besucher auf die erste lichtabsorbierende Oberfläche der Cooperativa Ceramica Imola mit dem Namen „Umami“ freuen.
Marken Imola, Faenza, Leonardo
Heute gehören die drei Marken Imola, Faenza und Leonardo zum Unternehmen. Imola ist darunter die am breitesten aufgestellte Marke und positioniert sich in einem mittleren bis hohen Marktsegment. „In Deutschland sind die matten Oberflächen besonders gefragt,“ erklärt Andrea Cavina, „wobei das Lieblingmaterial der deutschsprachigen Märkte der Onyx Acqua Blue Gold ist“.
Faenza steht für Eleganz und Interior Design und bilde das Luxussegment der Gruppe ab. Leonardo spreche hingegen die Sprache der Architektur, puristisch, technisch und ohne Glasur.
Fliesenproduktion seit 1913
Die Keramikgenossenschaft von Imola war mit dem Produktionsstart 1913 eines der ersten Unternehmen, das im heutigen Fliesendistrikt der Emilia Romagna keramische Fliesen produzierte. Ursprünglich stellte die Genossenschaft Geschirr her.
Als Erweiterung und Diversifizierung der Aktivitäten kamen dann die Fliesen hinzu. Damit wurde es bald notwendig, die Produktionsstätte zu erweitern, daher erwarb erwarb das Unternehmen 1922 die damalige Glashütte. In diesen roten Backsteingebäuden mit ihrer für das neunzehnte Jahrhundert prägenden Industrie-Architektur neben den Bahngleisen in der Nähe des Bahnhofs von Imola wurde bis 2010 noch mit einigen Abteilungen produziert. Heute befinden sich auf dem Gelände der Firmensitz und die Geschäftsleitung mit den Verwaltungs- und Handelsbüros, die Kunstwerkstatt, das Majolikamuseum und bereits seit den 1990er Jahren der Ausstellungsraum des Unternehmens.
Mit 37 Millionen Euro fit gemacht für das 150. Jubiläum
In den vergangenen zehn Jahren wurden über 160 Millionen Euro investiert. 37 Millionen Euro davon entfallen alleine auf das Jahr 2023. Zehn Millionen Euro stellte die Gennossenschaft für die Sanierung des historischen Erbes des Unternehmens und die Wiederbelebung der umliegenden Stadtgebiete bereit.
Mit dem Projekt für das 150-jährige Jubiläum sollten nicht nur die architektonischen Wurzeln wieder zum Vorschein gebracht werden. Gleichzeitig dreht sich das Unternehmenskonzept der vergangenen 20 Jahre um die Beseitigung des Überflüssigen. Sichtbar gemacht wurde dies durch das Abtragen einer architektonischen Schicht nach der anderen, ein Prozess, der bereits 2013 angestoßen wurde, um zum Kern des ursprünglichen Gebäudes zu gelangen.
Parallel dazu wurde das Konzept der Konzentration auf das Wesentliche in allen Firmenbereichen umgesetzt. So wurden die ehemals 100 Kollektionen auf heute 30 reduziert. Im Laufe dieses Weges wurden innerhalb von 20 Jahren auch die damals 3.000 Mitarbeiter auf heute 940 reduziert. Beachtlich ist dabei die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 24 Jahren im Unternehmen.
Nettovermögen von über 300 Millionen Euro
Mit einem Nettovermögen von über 300 Millionen Euro stellt sich das Unternehmen der Komplexität des aktuellen Marktszenarios. In den letzten fünf Jahren sei dies nach Auskunft des Unternehmens um 43 % gestiegen. Erfolgt sei dies durch die Entscheidung, die Ressourcen auf die Entwicklung von Kernaktivitäten mit hohem Mehrwert zu konzentrieren. Dazu zählen Produktion, Forschung und Entwicklung, Marketing- und Verkaufsstrategien.
Die Cooperativa Ceramica d ‚Imola ist geprägt von den Grundsätzen des genossenschaftlichen Produktionsmodells, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Der Unternehmer Giuseppe Bucci gründete 1874 gemeinsam mit 26 Arbeitern die Keramikgenossenschaft von Imola als eines der ersten Beispiele dieser Art in Italien. Damit sollte nachhaltiger Wohlstand und Reichtum im eigenen Territorium und mit einer generationenübergreifenden Solidarität geschaffen werden.
Zeitgenosse italienischer Nationalstaat
Zur Zeit der Gründung der Imola lag übrigens der erst 1861 entstandene italienische Nationalstaat als Königreich Italien noch in der Wiege. Die Phase des italienischen „Risorgimento“ und die Einigung des modernen Italiens war damals erst seit vierJahren abgeschlossen. Die Cooperativa Ceramica d’Imola hat in ihrer langen Firmengeschichte viele einschneidende Veränderungen erlebt, sich von der Manufaktur zur Industrie entwickelt, Krisen überwunden, zwei Weltkriege überlebt und sich mit innovativen Ansätzen immer wieder neuen Herausforderungen gestellt.
Was bringt die Zukunft?
In der Jubiläumsschrift bringt die Cooperativa Ceramica d’Imola den Ausblick in die Zukunft so auf den Punkt: „…aber mehr als ein technologischer wird der Sprung, der in den nächsten Jahren vollzogen werden muss, wieder ein kultureller sein. Die Herausforderungen, denen sich künftige Generationen von Mitarbeitern stellen müssen, haben mit Systemen der künstlichen Intelligenz, dem globalen Wettbewerb und einer Energiewende zu tun, die keinen Aufschub duldet und die tiefgreifende Veränderungen für die gesamte Keramikindustrie erfordern wird.“
Die Cooperativa Ceramica Imola ist mit einem Stand auf der Cersaie. Weitere Events sind rund um die Cersaie auch im Unternehmen geplant, darunter Gala-Abende für die Topkunden.
Andrea Cavina im Videointerview mit 1200Grad: