Betont nüchtern verlas der Präsident des Fliesenherstellerverband ASCER, Vicente Nomdedeu Lluesma, in Valencia auf der internationalen Pressekonferenz des spanischen Herstellerverbandes der Kernzahlen seines Verbandes. Dabei hätte er allen Grund zur Freude gehabt, denn die spanischen Hersteller konnten 2021 ein Rekordjahr verzeichnen.So verzeichneten alle 137 Unternehmen, die dem ASCER angeschlossen sind, im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 4,85 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Plus von sage und schreibe 26,4 %. Auch im Export gingen die Zahlen steil nach oben: Hier gab es ein Plus von 24,6 % auf 3,6 Mrd. Euro.
Die spanischen Werke mit ihren insgesamt 17.180 Mitarbeitern (+6,7%) exportierten 2021 in 185 Länder. Schwerpunkt war hier der europäische Markt mit einem Anteil von 47,3 %, gefolgt von America mit 22,9 % und Asien mit 17,6 %. Der heimische Markt in Spanien kam auf einen Umsatz von 1,1, Mrd. Euro, also Plus 32,0 %. Deutschland verzeichnete einen Umsatz von 130,6 Mio. Euro nach 121,4 Mio. Euro in 2020 und liegt damit auf Rang 6 der Statistik hinter den USA (EEUU), Frankreich, Großbritannien, Israel und Italien.
Angesichts der positiven Zahlen könnte man fast in Euphorie verfallen, wären das nicht die düsteren Wolken des Ukraine-Krieges, die auch bei den spanischen Herstellern viele Fragezeichen hervorrufen. So hat es in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres in fast allen produktionsrelevanten Bereichen massive Preissteigerungen gegeben, die die Profite spürbar senken ließen. Da wären natürlich vor allem die Gas- und Strompreise zu nennen, die die bisherigen Strukturen der Branche mächtig durcheinander gewirbelt haben. So lag die Gaspreiserhöhung in der Spitze zeitweilig bis Plus 142 %. Jetzt sind die Gaspreise wieder etwas gesunken, liegen aber im Mittel immer noch bei Plus 90 %. Die Suche nach alternativen Energien nimmt deshalb zu, vor allem vom Wasserstoff versprechen sich viele Werke Erfolge für die Zukunft.
Allerdings kommen auch die spanischen Werke angesichts der steigenden Kosten nicht umhin, auch ihrerseits ihre Preise anzuheben. Die erste Preiserhöhung gab es bereits Ende 2021, eine weitere Anfang des Jahres, als die Gaspreise durch die Decke gingen. Wie Vicente Nomdedeu Lluesma im Rahmen der Pressekonferenz erläuterte, versuchen die spanischen Hersteller so wenig Kosten wie möglich an ihre Kunden weiterzugeben, indem man bei der Vermarktung und Herstellung die Prozesse weiter optimiert. Schon jetzt ließen sich dabei spürbare Erfolge beim Quadratmeter Preis erzielen. „Insgesamt müssen wir aber in Zukunft weniger vom Gas abhängig sein“, fasste er zusammen.
Bei weiteren Preiserhöhungen fürchtet die spanische Industrie Marktanteile zu verlieren. Zudem stellen auch die fehlenden Tonlieferungen aus der Ukraine die Spanier vor Probleme. Allerdings haben hier bereits zahlreiche Hersteller vor Jahren damit begonnen, sich nach alternativen Lieferquellen umzuschauen und sind deshalb diesbezüglich besser aufgestellt als bei der Gasproblematik, so Vicente Nomdedeu Lluesma.
Insgesamt sei mit einer Normalisierung der Situation in den nächsten zwei bis drei Jahren kaum zu rechnen. Entsprechend vorsichtig blicken die spanischen Hersteller auch in die nahe Zukunft.
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Sehen Sie dazu auch unser Fazit einer Pressereise zu den spanischen Fliesenherstellern: