Italien: Pandemiejahr 2020 gut überstanden

Erstes Quartal 2021 Umsatzplus von 9% - Drastische Erhöhung der Nebenkosten

Die traditionelle Pressekonferenz der italienischen Keramikhersteller am 8.6.2021 zog nach gut 15 Monaten Pandemie Bilanz und richtet den Blick auf eine neue Phase.

Was zeichnet sich am Horizont ab?

Der Präsident des Unternehmerverbands Confindustria Ceramica, Giovanni Savorani, gab gemeinsam mit Geschäftsführer Armando Cafiero einen Überblick über die endgültigen statistischen Daten zum Jahr 2020 und über aktuelle Branchenthemen. Alexandra Becker, Italienkorrespondentin 1200GRAD war dabei.

Cersaie 2021 – die erste internationale Messe „danach“

Die erste Sondierungsphase für den wichtigsten internationalen Branchentreff und Heimspiel für die Keramik “Made in Italy” schlieβt mit voller Punktzahl ab: Die Ausstellungsfläche ist komplett ausgebucht, dies inklusive der neuen Halle 36 mit über 5000 qm anstelle des ehemaligen internen Parkplatzes. Es besteht eine umfangreiche Warteliste mit Ausstellern. Die Ausstellerliste ist ab Mitte Juni einsehbar.

Die Messe wird als Startschuss für einen Neubeginn nicht nur für die Branche, sondern für die Wirtschaft auf regionaler Ebene und der Förderung des Made in Italy insgesamt gelebt.

Nachdem das Hygienekonzept in der Messe bereitstehe, arbeite jetzt, so Giovanni Savorani, eine Task Force – bestehend aus Flughafen- und Bahndirektion, Hotelerie-, Gastronomie-, und Einzelhandelsverband -gemeinsam mit Stadtverwaltung, Messeorganisation und Confindustria – an einem Konzept für alles, was um die Messe herum geschieht. In einer Pressekonferenz am 5. Juli werden die entsprechenden Protokolle vorgestellt. Im September sollen übrigens 8 von 10 italienische Bürger geimpft sein.

Hohe Erwartungen an die Cersaie 2021

„Das wird eine schöne Cersaie“, fasst Giovanni Savorani seine Einschätzung zusammen. Auch wenn die Besucherzahlen der Vergangenheit zwischen 110-115.000 wohl nicht erreicht werden, rechnet man mit einem Zuwachs der Präsenzen aus dem Inland und mit starkem Interesse aus den europäischen Ländern. Das zeichnet sich bereits in den stark gestiegenen Umsatzzahlen des ersten Quartals 2021 ab:

Im ersten Quartal 2021 Umsatzplus von 9%

Ein Umsatzplus von 9% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fahren die italienischen Fliesenhersteller von Januar-April 2021 ein. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass sich diese Erholung sowohl auf dem nach der Finanzkrise stark eingebrochenen Binnenmarkt (+18,9%), als auch im Export (+7,9%) zeigt. Die europäischen Märkte ziehen besonders an, während aus den Vereinigten Staaten eine etwas verhaltenere Reaktion kommt.

Da im April 2020 die Wirtschaft in der ganzen Welt mehr oder weniger komplett still stand, ist der Vergleich mit dem 1. Quartal 2019 interessant. Auch hier zeigt sich ein Zuwachs von 7%. Zumindest für das Jahr 2021 erwarte man eine Fortsetzung des positiven Trends, der von der u.a. durch Förderprogramme endlich belebten Nachfrage auf dem italienischen Markt zu profitieren scheint.

Endgültige Zahlen des Pandemiejahres 2020

Die Auswertung der statistischen Daten 2020 bestätigt, was sich bereits abgezeichnet hatte: Die 133 italienischen Fliesenhersteller konnten trotz des Produktionsstopps im Frühling 2020 und den zahlreichen Schwierigkeiten, die das Geschätsjahr 2020 geprägt haben, mit ihren 18.747 Mitarbeitern aufatmen: Denn auch wenn mit 344,3 Millionen rund 14,1% Quadratmeter Fliesen weniger produziert wurden als im Vorjahr, konnte dies zu einem erheblichen Anteil mit Lagerware aufgefangen werden.

So wurden 2020 insgesamt 391 Millionen Quadratmeter (-3,9%) im Wert von 5,13 Milliarden Euro verkauft. 86% (317,7 Millionen Quadratmeter) gingen ins Ausland und brachten einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro (-2,2%). In Italien wurden 73,3 Millionen Quadratmeter Fliesen (-12,2%) für 720 Millionen Euro verkauft.

Steigende Kosten

Die weltweite Nachfrage nach keramischen Belägen ist positiv und profitiert von der erhöhten Aufmerksamkeit der Verbraucher gegenüber des eigenen Zuhauses und Themen wie Hygiene und Wohngesundheit. Trotzdem bleibt die Situation komplex und nicht nur an der Pandemiefront schwer einzuschätzen: Steigende Kosten beunruhigen die Unternehmer im Hinblick auf Rohstoffe und Verpackungsmaterial, Fracht und Energie, die weiteren Preisentwicklungen sind nicht vorhersehbar.

Preisentwicklung Verpackungsmaterial von links: Karton, Kunststoff, Paletten Quelle: Confindustria Ceramica

So sei der Preis für Karton in den neun Monaten seit September 2020 um 64% gestiegen, Paletten haben sich von 7,00 Euro auf 12,50 verteuert. In der Chemiebranche habe der Rohstoffmangel in einigen Fällen bereits zu einem Produktionsstopp geführt. Keramikhersteller waren bis jetzt nicht davon betroffen.

Giovanni Savorani kommentiert die Lage so: „Die Erholung der Weltwirtschaft hat auch für unsere Branche zu sehr starken und plötzlichen Kostensteigerungen bei Produktionsfaktoren, wie Paletten, Kunststoff- und Kartonagen für Verpackungen und Seefracht geführt, wobei wir manchmal nicht dazu in der Lage sind, das Material zu verschiffen, weil keine Container verfügbar sind. Bei Methangas ist der Anstieg doppelt: Zu dem Anstieg der Rohstoffkosten – von 8 Euro im letzten Jahr auf heute 20 Euro – kommt auch der vom ETS-System ermittelte C02-Zuschlag. Waren es vor 10 Monaten noch 15 Euro pro Tonne, ist dieser auch aufgrund von Finanzspekulationen nun auf etwa 50 Euro hochgeschossen. Für die italienische Keramikbranche ist eine Neuformulierung des ETS-Mechanismus erforderlich, sowie die Aufnahme in die Bereiche, die vom Ausgleich indirekter Kosten profitieren können“.

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