Italienische Fliesen: 350 Millionen Euro Umsatz durch Covid19 verloren

Branche lag bereits vor der Coronakrise unter den Erwartungen

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350 Millionen Euro Umsatzeinbußen durch die Pandemie verzeichnen die Fliesenhersteller aus Italien bis heute. Giovanni Savorani, Vorsitzender des Herstellerverbandes Confindustria Ceramica, lieferte die Daten zur aktuellen Situation und zum Verlauf des Geschäftsjahres 2019 im Rahmen einer Pressekonferenz.

2019 erwirtschaftete die italienische Fliesenindustrie 5,34 Milliarden Euro und lag mit einem Minus von -0,73% bereits vor der Coronakrise unter den Erwartungen. Der italienische Binnenmarkt zeigte 2019 mit einem +1,34% leichte Anzeichen der Verbesserung.  84% im Wert von 4,5 Milliarden wurden exportiert.

Die 135 überwiegend im Industriecluster um Modena angesiedelten Unternehmen produzierten mit 19.318 Beschäftigten 400,7 Millionen Quadratmeter Fliesen und Feinsteinzeug. Damit ist die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 3,5% zurückgegangen. Das Preisniveau blieb stabil.

Trotzdem blickte man 2019 noch positiv in die Zukunft, mit 373 Millionen Euro wurden 7% des Jahresumsatzes in neue Technologie investiert. Dabei handelte es sich im Vergleich zu 2018 zwar um einen Rückgang von 26 Punkten. Davor hatten die Steueranreize durch das Industrieprogramm 4.0 zu vier Rekordjahren geführt, in denen die Investitionen im Schnitt bei 9% lagen.

Der Beginn des Jahres 2020 war mit einem Exportplus von 1,8% in den ersten beiden Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vielversprechend. Die USA importierten sogar 11% mehr Fliesen made in Italy als im Januar und Februar 2019. Dann kam Corona.

Die erhoffte Belebung des Geschäfts nach dem monatelangen Lockdown durch die Coronavirus-Pandemie läuft für die italienischen Fliesenhersteller langsamer an, als erhofft. Weltweit leidet die mit der Fliesennachfrage verknüpfte Baubranche unter der Pandemie. In Italien war der Lockdown am längsten, aber die Tätigkeit auf den Baustellen war überall mehr oder weniger stark verlangsamt bzw. vollständig gestoppt. Ein Auftragsrückgang sei bereits spürbar.

Nach italienischen Medienberichten sind sich Gewerkschaften und Arbeitgeberverband Confindustria einig, dass die vorgesehenen neun Wochen Kurzarbeit nicht ausreichen könnten und haben einen gemeinsamen Brief an Ministerpräsident Conte verfasst. Darin appellieren beide Sozialparteien an die Regierung, die Kurzarbeit bis zum Jahresende zu verlängern und so möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Aktuell läuft die italienische Fliesenproduktion mit 50% Kapazität, 30% der Belegschaft sind auch nach dem Lockdown abwechselnd noch in Kurzarbeit. Das bedeutet im Schnitt für jeden Beschäftigten eine Woche Kurzarbeit im Monat.

Sollten sich die Märkte nicht bald erholen, zeichnet sich für die italienischen Fliesenhersteller und ihre Mitarbeiter ein schwieriger Herbst mit Massenentlassungen ab. Dagegen gebe es, so Giovanni Savorani abschließend, nur eine Lösung: „Arbeitsplätze schützt man durch die Eroberung von Märkten, nicht per Regierungserlass – also Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam.“

Viele Themen, die bereits gewissermaßen in der Luft lagen, scheinen durch drei Monate mit Covid19 eine Beschleunigung erfahren zu haben. Investitionen und die damit verbundene Digitalisierung könnten in Zukunft verstärkt nicht nur in Bezug auf Produktionsanlagen erfolgen, sondern mit Fokus auf Bereiche wie Logistik und Vertrieb. Es sei nicht gesagt, so Savorani, dass der klassische Vertriebsweg immer gültig bleiben muss.

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