Eurobaustoff-Forum 2019: Die größte Fliesenmesse Deutschlands
Einkaufsvolumen der Kooperation im 3. Quartal weiter deutlich über Plan
Alle zwei Jahre führt die Kooperation ihr Eurobaustoff-Forum durch, bei dem sich rund 500 Lieferanten und Dienstleister in Köln auf mehr als 33.000 m² Ausstellungsfläche präsentierten. An den zwei Messe-Tagen konnte die Eurobaustoff nach eigenen Angaben fast 4.000 Besucher am Rhein begrüßen. Besonders zahlreich waren dabei die Lieferanten aus der Fliesen-Branche in den Hallen 7 und 8 vertreten. Die Eurobaustoff bezeichnete das FORUM sogar selbstbewusst als “größte Fliesen-Messe 2019 in Deutschland”.
Unsere Vdieo-News zu diesem Thema (Interview mit Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Eurobaustoff Geschäftsführung):
Zusammen mit den Produzenten aus dem Zubehörbereich der Fliesenverlegung zählte man auf dem Forum 40 Firmen, inklusive des Natursteinsegments sogar knapp 60 Unternehmen. “Für die Fliesenhersteller ist das natürlich eine besondere Herausforderung, da sie größten Teils vor vier Wochen noch auf der Cersaie vertreten waren” so Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Eurobaustoff Geschäftsführung.
Nach sehr unruhigen Monaten im Fliesenhandel, man denke nur an die Auflösung der Bauco, werden die Karten im Fliesenhandel gerade neu gemischt. Nachdem die Bauco-Eigenmarke Mc Tile wohl an die hagebau ging, setzt die Eurobaustoff mit einer Zwei-Marken-Strategie (Cerabella und neu: Piacera) auf eine klare Abgrenzung der Geschäftsbereiche.
„An den zwei FORUM-Tagen haben wir die Mehrheit unserer Gesellschafter hier in Köln getroffen“, betonte Dr. Kern im Pressegespräch und verwies zudem auf den über 1000 qm großen Dienstleistungscampus der Eurobaustoff, auf dem die Kooperation in Köln die Themenschwerpunkte Digitalisierung, AusstellungDigital und die Handelsmarken Prima bzw. OPUS1 sowie das Standortkonzept Farbe 2020 zeigte.
Der Erlebniscampus der Kooperation, auf dem alle derzeitigen Dienstleistungen abgebildet sind, spiegelte zudem erstmals die klassischen Geschäftsprozesse des Baufachhandels wie IKOMSYS wider. Aufgeteilt in die sechs Fakultäten Beschaffung & Einkauf, Marketing & Vertrieb, Standort & Logistik, Management & IT, Personal & Bildung und Finanzen & Steuern konnten die Entscheider aus den Gesellschafterhäusern so schnell ermitteln, welche Fakultät welche Dienstleistung mit welchen Aufgaben und Lösungen anbietet.
Positive Entwicklungen in allen Warenbereichen
Positive Entwicklungen in allen Warenbereichen sorgen bei der Eurobaustoff am Ende des dritten Quartals wieder zu einer deutlichen Verbesserung des Einkaufsvolumens. So schlug am 30. September ein Umsatz von 5,12 Mrd. EUR zu Buche, der über die Kooperation zentral abgerechnet wurde. Das entsprach einer Steigerungsrate von 4,7 % gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
„Unsere Fachhändler trotzen den leicht indifferenten Marktentwicklungen“, erläutert Dr. Kern im Gespräch mit der Fachpresse auf dem diesjährigen Eurobaustoff FORUM. „Einerseits ist der Bedarf an neu errichteten Wohneinheiten riesig, andererseits lässt sich eine leichte Nachfrageschwäche nach neuen Bauprojekten bei potentiellen Bauherren und Investoren feststellen. Die Grundstimmung am Bau ist aber aufgrund eines soliden Auftragspolsters weiterhin sehr gut.“
Wie Dr. Kern sehen es auch die beiden Mitgeschäftsführer Hartmut Möller und Jörg Hoffmann. Geschäftsführer Möller: „Die einzelnen Warenbereiche zeigen alle eine positive Entwicklung. Das reicht vom niedrigen einstelligen bis hin zum zweistelligen Bereich.“ Ähnlich urteilt auch Geschäftsführer Hoffmann: „Die gute Geschäftsentwicklung bei den Baufachhändlern vor Ort wirkt sich ebenso auf die Finanzen der Gesellschafterhäuser aus. Gute Umsätze, volle Auftragsbücher, da bleibt kaum Zeit für Probleme.“
Alle Warenbereiche im Plus
Das größte absolute Plus erzielte der größte Warenbereich, der Hochbau. Mit einer Zuwachsrate von 6,2 % liegt er deutlich über der durchschnittlichen Steigerung des gesamten Einkaufsvolumens. Verständlich, angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt. Hundertausende Wohneinheiten fehlen, der Neubau kommt nicht nach. Die Folge: Es „brummt“ so gewaltig, dass Bauunternehmen und Handwerk an ihre Leistungsgrenzen stoßen. Bereits geplante Projekte müssen verschoben werden, weil zusätzliches Personal nicht akquirierbar scheint.
Das größte prozentuale Plus erzielte der kleinste Warenbereich, der Technische Einkauf. Seit wenigen Monaten unter neuer Leitung nimmt das Geschäft mit Pkw, Lkw und Ladekranen, mit Staplertechnik, Betontankstellen und Beleuchtung, mit Energie und Kraftstoffen deutlich an Fahrt auf. Zu dem Plus von 10,5 % trägt aber auch die verstärkte Kostensensibilität der Gesellschafter in diesem Fachbereich bei.
Stark vom Markt beeinflusst sind die Bereiche Einzelhandel, Holz und Bauelemente sowie Fliesen. Im Einzelhandel (plus 2,4 %) ist ein generell höherer Pessimismus zur weiteren Konjunktur-Entwicklung festzustellen, der sich auf die Umsätze auswirkt. Im Segment Holz und Bauelemente ist
ein deutlicher Preisverfall in manchen Produktgruppen. Trotz Absatzverbesserung kann so der Bereich Holz und Bauelemente aber nur ein Plus von 1,9 % erreichen. Und der Bereich Fliesen (plus 7,1 %) behauptet sich in einem derzeit schwierigen Markt für Bodenbeläge, in dem aufgrund des boomenden Neubau-Geschäftes schnell zu verarbeitende Beläge wie Vinyl, Linoleum oder Laminat im Fokus von Bauherren und Handwerkern stehen. Ein Teil des Mehrumsatzes stammt von dem Fliesenspezialisten, dessen Standorte zum 1. Januar 2019 von einem Eurobaustoff Gesellschafter übernommen wurden.
Verbessert hat sich auch die Marktdurchdringung im Vertriebsgebiet der Eurobaustoff. „Die Zahl der Standorte erhöhte sich seit Ende 2018 um 2 % und liegt jetzt bei 1.655,“ rechnet Jörg Hoffmann vor. „Die Gesellschafterzahl verringerte sich dabei, was bedeutet, dass sich Unternehmensverkäufe hauptsächlich innerhalb der Kooperation abspielen.“ Nur zwei Gesellschafter entschieden sich im Frühjahr für neue Herausforderungen, einer musste sein Geschäft aufgeben. Den Weg zur Eurobaustoff fanden dagegen ein Bedachungshändler aus Dresden (Miersch & Stephan GmbH) und die schwedische Derome-Gruppe aus Veddige (wir berichteten).
Personal und Frachtraum dringend gesucht
In ihrem branchenbezogenen Ausblick auf die nächsten Monate sind sich die drei Geschäftsführer der Eurobaustoff einig: „Das Geschäft schwächt leicht ab, die Rahmenbedingungen werden schwieriger.“ Die Gründe dafür sind vielschichtig. Hartmut Möller nennt aus Sicht der Ware vor allem den Fachkräftemangel auf allen Stufen der Wertschöpfungskette Bau: „Die derzeitige Vollauslastung im Handwerk kann aufgrund fehlender Fachkräfte nicht erhöht werden. Damit ist auch ein Mehrumsatz im Fachhandel nicht möglich, nur eine Verschiebung von Umsätzen untereinander.“
Ein anderes Problem ist die Logistik. Hartmut Möller dazu: „Hier sind es die Lkw-Fahrer, die nicht mehr am Markt zu finden sind. Lkw bleiben auf dem Hof, damit fehlen Frachtraum-Kapazitäten und die Ware kommt nicht zum Handel, aber auch nicht zum Kunden.“ Dr. Kern sieht sogar einen “Kampf um LKW-Fahrer”: “Die Leute werden zum Teil direkt an den Tankstellen mit höheren Gehältern abgeworben.” In den nächsten Jahren gehen ca. 50.000 Fahrer in den Ruhestand, dem ständen aber nur 10.000 neue Fahrer gegenüber.
Geschäftsführer Jörg Hoffmann schätzt, dass konjunkturelle Auswirkungen frühestens in ein oder zwei Jahren bemerkbar werden. „Das ist die normale Zeitspanne zwischen Planung und Fertigstellung eines Bauprojektes.“ Er ist sich aber sicher, „dass wir die letzten zehn Jahre gut genutzt haben. Unser Haus ist gut bestellt, so wie dies auch bei der Mehrzahl unserer Gesellschafter der Fall ist. Wir sind strukturell und finanziell fit für die Zukunft.“ Und Dr. Kern ergänzt: „Wir haben alle gewusst, dass dieser Aufschwung nicht ewig hält.“
Mit hagebau einheitliche Artikelstammdatenstruktur entwickelt
Trotz allem sieht Dr. Eckard Kern keinen Grund, von seiner Prognose für 2019 abzuweichen: „Wir werden Ende des Jahres ein Plus von 2 – 3 % erreichen. Das ist von der Witterung in den letzten beiden Monaten abhängig. Und auch für 2020 erwarten wir nur wenig Veränderung, auch und gerade wegen des wieder steigenden Modernisierungs- und Sanierungsmarktes. Die starke Gemeinschaft Eurobaustoff sieht folglich einer weiterhin positiven Entwicklung entgegen.“
Beim Thema Digitalisierung vermeldete die Eurobaustoff auf dem Forum in Köln zudem eine neu entwickelten Artikelstammdatensturktur mit insgesamt 160 definierten Feldern, die man in den nächsten Monaten der Industrie detailierter vorstellen will. Dabei haben die beiden großen Kooperation hagebau und Eurobaustoff erstmals ihre Strukturen abgeglichen. Dr. Kern: “Hier hat der Handel vorbildlich an einem Strang gezogen. Das hätte wohl vor 2-3 Jahren noch niemand für möglich gehalten. Wir werden das jetzt intensiv mit den Industriepartnern besprechen. Wir sind aber davon überzeugt, dass Daten der Schmiertoff einer erfolgreichen Zukunft sind.”