Erfolgreicher Techniktag des FFN bei Fliesen Hüning

Geballtes Fachwissen rund um das Schwerpunktthema Außenbeläge

Mit 14 Mitausstellern – darunter acht Bauchemie-Anbietern – veranstaltete der Fachverband Fliesen und Naturstein (FFN) Anfang Juli seinen 9. Tag der Technik, wie bereits bei der achten Auflage im Ceram.Store des Fliesenhandelsunternehmens Hüning in Kaarst. Thematisch ging es dieses Mal um die Verlegung von Fliesen und Platten im Außenbereich – organisiert mit einem gekonnten Mix aus Vorträgen und praktischen Anwendungen.

Video-Interview zum Tag der Technik FFN:

Fliesenlegermeister Georg Bösl, seines Zeichens Vorsitzender des FFN im Baugewerbe-Verband Nordrhein eröffnete die Fachtagung und warb dabei für das Geschäftsfeld Außenverlegung, weil diese „Umsätze ohne großen Preisdruck“ ermögliche und mit der Keramik hierfür ein ganz besonders pflegeleichtes Material zur Verfügung stehe. Bösl warnte zugleich ob der Schadensanfälligkeit im Außenbereich. Entsprechend referierte er später über seine Erfahrungen als Gutachter und Betriebsinhaber über die Häufigkeit der vorkommenden Schäden.

Sein Fazit: Das Hauptproblem liege weniger bei der Empfindlichkeit moderner Dünnbettmörtel oder den Frost-Tauwechseln, sondern bei den Temperaturunterschieden, die auf die Belagskonstruktionen im Außenbereich einwirken – insbesondere in nicht beschatteten Südlagen. Seinen Eigenversuchen zufolge können sich dunkle Fliesen bis zu 72 °C aufheizen – nahezu unabhängig von ihrer Größe –, während weiße Fliesen im Maximum 49 °C erreichen. Bei gleicher Fliesenfarbe ermittelte Bösl zudem Temperaturunterschiede je nach Verlegeart zwischen 54 und 72 °C. Werde mit schnell abbindenden 2k-Systemen in den Sommermonaten auf Entkopplungssystemen gearbeitet, dann sollten die frisch verlegten Außenbeläge besonders sorgfältig vor direkter Sonneneinstrahlung, Zugluft, Regen und mechanischer Belastung geschützt werden, so der Sachverständige.

Heißer gegessen als gekocht

Zuvor hatte Rudolph Voos von der Fördergesellschaft des deutschen Fliesengewerbes das in diesem Herbst erscheinende aktualisierte ZDB-Merkblatt „Außenbeläge“ vorgestellt. Auch er gab zu bedenken, dass im Außenbereich viele schlecht einzuschätzende Bedingungen zu berücksichtigen seien: „Draußen wird manchmal heißer gegessen als gekocht“, mahnte der Diplom-Ingenieur. Daher sollte das Gesamtsystem hier besser mit Netz und doppeltem Boden gewählt werden; im Merkblatt sei daher vermerkt, dass der Außenbelag mindestens sieben Tage nach der Verlegung vor hoher Wassereinwirkung, Hitze und Frost geschützt werden müsse.

Stellte das neue ZDB-Merkblatt "Außenbereich" vor: Rudolph Voos
Stellte das neue ZDB-Merkblatt „Außenbereich“ vor: Rudolph Voos

Voos kündigte als weitere Inhalte der für Ende des Jahres angekündigten Neuauflage des Handbuches Technik aktualisierte Fassungen der Merkblätter für Höhendifferenzen, Fassaden, XXL-Formate und Großformate sowie Estriche plus gänzliche neue Merkblätter zu Großküchen und nichtkeramischen Belägen an. Darüber hinaus sind laut Voos neue Merkblätter zu Hohlraumböden, Betonuntergründen und Begrifflichkeiten in Arbeit.

Anerkannte Regeln der Technik kennen und befolgen

Weitere Vorträge beschäftigten sich mit der sicheren Vereinbarung von Abweichungen (Rechtsanwalt Christoph Stähler aus Münster), der Vorstellung des neuen Merkblattes ‚Grobkornmörtel‘ (Gunnar Schmidt von gräfix) sowie dem Erkennen von Risiken und dem Vermeiden von Schäden (Fliesenleger- und Steinmetzmeister Markus Ramrath). Markus Ramrath, dem im Wesentlichen das Lob gebührt, zusammen mit Hüning-Marketingleiter Peter Schuck die Veranstaltung organisiert zu haben empfahl den Fliesenlegern, bei Chat-GPT anzufragen, was ein Fliesenleger seinen Kunden schuldet. Antwort: „Ein Fliesenleger schuldet dem Kunden eine mängelfreie Ausführung seiner Arbeit, die den anerkannten Regeln der Technik entspricht.“ Bei einer Beanstandung sei davon auszugehen, dass der Kunde über diese KI-generierten Informationen verfüge, so Ramrath. Wichtig in dem Zusammenhang: Während ein ZDB-Merkblatt stets die anerkannten Regeln der Technik widerspiegele, sei dies bei einer Norm nicht zwingend erforderlich.

14 Mitaussteller: In den Pausen sowie vor und nach der Veranstaltung konnten die Teilnehmer Rundgänge durch die Fachausstellung unternehmen.
14 Mitaussteller: In den Pausen sowie vor und nach der Veranstaltung konnten die Teilnehmer Rundgänge durch die Fachausstellung unternehmen.

Langzeit-Erfahrungen würden immer schwieriger, referierte Ramrath, weil die Produktentwicklung sich massiv beschleunigt habe. Um dem Rechnung zu tragen, gebe es neben den Merkblättern die Fachinformationen, die aber noch nicht die allgemein anerkannten Regeln wiedergeben würden. Darüber hinaus seien in jedem Fall immer die Herstellerinformationen einzuhalten, machte der Sachverständige klar.

Fehle hingegen eine Regel, so sei eine Leistung „üblicher Art und Güte“ zu erbringen. Und schließlich gebe es noch den kritisch zu sehenden juristischen Begriff der „berechtigten Erwartungshaltung des Kunden“, so Ramrath. Er mahnte an, dass etwa bei Luxusimmobilien die Erwartungshaltung weit über dem Normalen liegen könne und der Fliesenleger dies auch zu berücksichtigen habe. Sein Tipp: Vor der Ausführung der Arbeiten gut zuhören und stets mit dem Kunden kommunizieren. Zudem könne man sich gut absichern, wenn man dem Kunden bereits im Angebot mehrere Auswahlmöglichkeiten aufgezeigt habe. „Wir kommen nicht umhin die Dinge, die uns selber Bauchschmerzen bereiten im Vorfeld anzusprechen“, machte Ramrath klar.

Verlegesysteme für den Außenbereich in der Praxis

Im praktischen Teil der Veranstaltung ging es um die praktischen Anwendungsmöglichkeiten verschiedener Grobkornmörtel – auf zementärer Basis, mit Trass als Bindemittel und mit Epoxidharz. Jeder Teilnehmer durfte zusehen, zuhören und selber testen, während die Anwendungstechniker von gräfix und von codex je ein System mit Einkornmörtel vorführten. Zudem präsentierte Gutjahr seine komplett vormontierten Trocken-Stelzlager Terra-Maxx.

Trockenstelzlager-Vorführung bei Gutjahr: Martin Kalita (r.) präsentiert einem Kunden das System.
Trockenstelzlager-Vorführung bei Gutjahr: Martin Kalita (r.) präsentiert einem Kunden das System.

Verbindlichkeit adé?

Georg Bösl sprach es bei seiner Begrüßungsrede über die Unsitte zunehmender Unverbindlichkeit bei Anmeldungen: Mehr als 20 Personen waren nicht zum Tag der Technik gekommen, obwohl sie sich offiziell angemeldet und auch den Teilnahmebeitrag bezahlt hatten. Abgemeldet, wie es sich gehört hätte und erst recht nicht rechtzeitig, hatte sich niemand. Vermutlich denken die Betreffenden nicht darüber nach, welche Schwierigkeiten sie den Veranstaltern mit ihrem Verhalten bereiten. Das fängt mit der Bestuhlung an, reicht über die Raumaufteilung sowie die Technik und hört bei der Bewirtung nicht auf. Von der motivationsdämpfenden Wirkung auf die Veranstalter und ihre Mitaussteller ganz zu schweigen. Joachim Dörmann beanstandete zudem, dass eine Anzahl Teilnehmer zur Veranstaltung gekommen seien, die sich zuvor nicht angemeldet hatten – was ebenfalls so nicht im Knigge steht.

Frauen-Versicherungspower: An ihrem Messestand war die VHV gleich mit drei Frauen vertreten.
Frauen-Versicherungspower: An ihrem Messestand war die VHV gleich mit drei Frauen vertreten.

Video-Interview mit Roland Hüning, Geschäftsführer und Inhaber bei Fliesen Hüning in Kaarst:

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