Erfolgreiche Premiere des 1. PCI-Alpencups

Deutsches Team gewinnt den ersten Wettbewerb in Augsburg

„Die jungen Leute im Handwerk sind unser Kapital für die Zukunft. Wenn wir die nicht mehr haben wird es schwierig“, so Marc C. Köppe, Geschäftsführer der PCI Augsburg anlässlich des ersten PCI Alpencups, der vom 8.-9. Juli 2021 in Augsburg stattfand. Das neue Event-Format soll Nachwuchs für das Handwerk rekrutieren und als Ergänzung zu den Euroskills und Wordskills, den Europa- und Weltmeisterschaften der Handwerksberufe, für den Beruf des Fliesenlegers werben. Denn Nachwuchs ist rar: Inzwischen gibt es mehr offene Stellen als Bewerber und ohne qualifizierte Handwerker kann auch die Industrie ihre hochwertigen Produkte nicht mehr an den Mann bzw. die Frau bringen.

Alle Beiträge über PP PCI Augsburg im Überblick.
Für den Wettkampf hatte PCI ein 240 qm großes Zelt auf dem Betriebsgelände errichten lassen.

Über das Konzept und die Hintergründe des PCI-Alpencups haben wir bereits mehrfach berichtet (siehe Berichte hier und hier). Nun ging es von der Theorie in die Praxis. Die PCI Augsburg hatte sich dafür nicht lumpen lassen und auf dem Firmengelände in Augsburg eine insgesamt 240 qm große Wettkampf-Arena aufgebaut, in der fünf Teams aus Deutschland, Schweiz, Österreich, Südtirol und Luxemburg um die Fliesenleger-Krone kämpften.

Die offene Arena mit den nebeneinander liegenden Arbeitsplätzen bot Wettkampf-Atmosphäre. Alle Fotos: Reaktion

Mit einem lauten Start-Signal war es am Donnerstag losgegangen. In fünf Zweier-Teams stürzten sich die jungen Männern dann in den Wettkampf mit Fliese, Kelle und Kleber. Im Gegensatz zu den Wettbewerben bei den Euroskills und Worldskills, bei denen Motive mit Steingutfliesen realisiert werden, stand in Augsburg die Umsetzung einer Badezimmer-Wand im Nischen, Fliesen, verkleidetem Waschtisch und anspruchsvollen Rundschnitten auf dem Programm. Das Ganze sollte zudem mit Markt gängigen Feinsteinzugfliesen im Format 30×90 cm umgesetzt werden. Anschließend mussten die Flächen sachgerecht verfugt werden – und schnell sollte es auch gehen.

Für diese Aufgaben standen an jedem Wettkampftag sechs Stunden Arbeitszeit zur Verfügung. Da kam so mancher Fliesenleger in Augsburg mächtig ins Schwitzen. Zum Teil rannten die jungen Männer im sportlichen Trab über ihre Mini-Baustellen. Überall wurde fleißig geschnitten, gebohrt, geflucht, diskutiert und verfliest. Die mitgereisten Freunde, Verbandsrepräsentanten und Firmenchefs aus den Teilnehmer-Ländern gaben am Rand stehend eifrig Ratschläge und Motivation.

Abgesagte EM war Initial-Zündung

Das deutsche Team in Aktion…

Die Bewertung erfolgte nach einem 16-Punkte-Plan und neben der akkuraten Ausführung der Arbeiten stand auch Schnitttechniken, Umsetzung und Kreativität im Vordergrund. Das Ganze wurde mit Webcams live ins Internet übertragen. Bereits ersten Tag wurde der Live-Auftritt von mehreren Tausend Interessierten angeklickt.

Auf der Pressekonferenz zum PCI-Alpencup v.l.n.r.): FFN.-Vorsitzender Karl-Hans Körner, PCI-Geschäftsführer Marc C. Köppe, PCI Marketingleiter Stephan Tschernek und Andres Beyer, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses im FFN-Vorstand. Im Hintergrund das Live-Bild der Webscams von der Wettkampf-Arena.

Die Idee zum Alpencup entstand im vergangenen Jahr zwischen dem FFN und PCI bei der Einweihung des neuen Logistik-Zentrums der Augsburger (wir berichteten hier). Gerade war die Europameisterschaft der Handwerker aufgrund der Pandemie abgesagt worden. So überlegten Verband und Hersteller wie sie eine kleine EM der deutschsprachigen Fliesenleger kurzfristig realisieren könnten. Es entstand der „PCI Alpencup“, dessen Fortsetzung im Juni des kommenden Jahres schon heute so gut wie sicher erscheint. PCI-Geschäftsführer Marc C. Köppe würde sich jedenfalls freuen, wenn die Erfolgsstory eine Fortsetzung finden würde.

Auch kritischen Stimmen, die den Alpencup als Konkurrenz zu den Euroskills sehen und die enge Partnerschaft zwischen Verband und einem Hersteller kritisch hinterfragen, kamen bei einer Pressekonferenz anlässlich des Alpencups in Augsburg zur Sprache. Köppe würde sich nach eigenen Aussagen freuen, wenn es weitere Nachahmer und Partner aus der Industrie geben würde. FFN-Vorsitzender Karl-Hans Körner sieht in der Partnerschaft zu einzelnen Herstellern keinen Kritikpunkt, schließlich gehe der FFN auch bei anderen Themen Kooperationen mit einzelnen Unternehmen ein, wenn es dem Vorteil des Handwerks diene.

Für Deutschland standen die beiden Teilnehmer Silas Dulle und Tim Necker von der deutschen Fliesen-Nationalmannschaft auf dem Wettkampf-Parkett. Sie hatten sich in nationalen Ausscheidungs-Wettbewerben gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Doch für die jungen Nachwuchs-Handwerker stand nicht nur der sportliche Wettkampf in ihrer Arbeitsdisziplin auf der Tagesordnung. Nach Auskunft von Stephan Tschernek, Leiter Marketing PCI, gab es zusätzlich zum Wettbewerb noch begleitende Workshops mit einer umfangreichen Know-how Vermittellung durch die PCI-Gruppe, so dass die Teilnehmer des Alpencups nach dem harten Wettkampf-Tag noch die Schulbank drücken mussten.

PCI-Geschäftsführer Marc C. Köppe mit Tim Necker (mitte) und Silas Dulle.

PCI Augsburg: Zweistelliges Plus in 2021

Die Unterstützung der Fliesen-Nationalmannschaft soll laut Köppe auch mit dem Alpencup weitergehen, ebenso wie die Unterstützung der Ausbildungszentren und der eigenen Azubi-Ausbildung bei den Augsburgern. Ein finanzielles Engagement, das sich PCI angesichts eines weiter boomenden Marktes leisten kann. Laut Köppe hat das Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres bereits ein zweistelliges Umsatz-Plus erzielt. Die Auftragslage habe weiter angezogen – trotz der Pandemie einer zunehmenden Rohstoff-Knappheit.

Doch trotz praller Auftragsbücher bleiben ein paar Wermutstropfen, denn die Rohstoffknappheit nimmt immer dramatischere Ausmaße an. So hat die PCI allein bei den Euro-Paletten sowie beim Verpackungsmaterial 1 Mio. Euro an Zusatzkosten zu verkraften. „Wir nehmen zwar einen Großteil des Preiserhöhung auf unsere Kappe, aber natürlich ist irgendwann eine Schmerzgrenze erreicht,“ so Köppe im Rahmen der Pressekonferenz. Preissteigerungen für die Kunden seien somit ein wirtschaftlicher Zwang, den man nicht mehr ignorieren könne.

Die jungen Fliesenleger in der Wettkampf-Arena in Augsburg haben von den Preiserhöhungen erst mal nichts mitbekommen. Für sie zählte ausschließlich die akkurate Arbeit – und die würde  mit interessanten Preisen belohnt. Den Sieg holte sich übrigens das deutsche Team mit Silas Dulle und Tim Necker. Zweiter Platz: Team Südtirol (Martin Domanegg und Tobias Oberhofer). Dritte Platz: Team Österreich (Martin Ringbauer und Florian Scheue). Aber gewonnen haben eigentlich alle – vor allem das Handwerk.

Video-Interview mit Tim Necker:

 

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