Ein Erfolgsmodell selbst in schwierigen Zeiten
Eurobaustoff zieht auf Gesellschafterversammlung erste Zwischenbilanz für 2022
„Wir sind mit einem deutlich verbesserten Einkaufsvolumen im ersten Quartal dieses Jahres zunächst erfolgreich ins Jahr gestartet, befürchten aber, dass wir – nach vielen Jahren einer guten Entwicklung im Bau – zunehmend auf eine Abkühlung zusteuern, die sich voraussichtlich bereits im zweiten Halbjahr 2022 bemerkbar machen wird“, sagte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Umfeld der diesjährigen Eurobaustoff Gesellschafterversammlung, die am 24. Juni in Berlin stattfindet. Über 300 Vertreter aus den aktuell 453 Gesellschafterhäusern sind dazu nach Berlin gekommen.
Zum 31. Mai erzielte die Eurobaustoff im laufenden Geschäftsjahr ein um 18,1 % höheres Einkaufsvolumen als im Vorjahreszeitraum. Allerdings habe die aktuelle Lage rund um den Ukraine-Konflikt seit Anfang März dieses Jahres zu erheblichen Problemen in den Lieferketten und noch einmal zu deutlichen Preissteigerungen geführt. „Das zweistellige Plus wird daher in erster Linie von teilweise massiven Preiserhöhungen bestimmt“, betont Jörg Hoffmann, Geschäftsführer Finanzen.
„Während sich der Mengenabsatz in den überwiegenden Warenbereichen noch als stabil erweist, gibt es in Teilbereichen der Ware erste rückläufige Tendenzen“, führt Geschäftsführer Hartmut Möller, verantwortlich für Gesellschafterbetreuung und Einkauf sowie für die Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz, aus. Als ein Beispiel nennt Möller hier den Warenbereich „Dach & Fassade/Baumetalle“ (+ 29,4 %). „Bei den Tondachziegeln und Betondachsteinen ist die Materialverfügbarkeit nach wie vor sehr angespannt und führt zum Teil zu längeren Lieferzeiten. Außerdem sind bereits weitere Preiserhöhungen angekündigt. Bei der Flachdachabdichtung zeigt sich ein ähnliches Bild. Sowohl bei Kunststoff- als auch bei Bitumenbahnen müssen wir uns mit Lieferzeiten und einem eingeschränkten Lieferprogramm auseinandersetzen. Gleichermaßen gibt es in beiden Segmenten deutliche Preissteigerungen ohne Ansätze einer Trendwende. Die gute Umsatzentwicklung in diesem Segment resultiert daher vorwiegend aus Preissteigerungen.“ Engpässe beim Betonstahl im Fachbereich „Baumetalle“ befürchtet Hartmut Möller dagegen nicht.
Auch der Warenbereich „Trockenbau / Dämmstoffe“ (+25,7 %) erweist sich in den ersten fünf Monaten des Jahres herausfordernd. Beispielsweise sei bei Gipskartonplatten durch Preiserhöhungen, Materialengpässe und
Einlagerungen eine aktuelle Marktentwicklung kaum zu benennen. Das Dämmstoff-Segment bleibt, wie schon im letzten Jahr, von weiter steigenden Rohstoffkosten und einer in großen Teilen angespannten Warenverfügbarkeit geprägt. Für den Warenbereich „Holz / Bauelemente“ (+11,6 %) begann das Jahr durch eine Vielzahl von Preiserhöhungen und längeren Lieferzeiten über das gesamte Produktportfolio im Fachbereich „Holz“ turbulent. „Eine Situation, die sich im April wieder entspannt hat. Daher gehen wir hier weiterhin von einer positiven Entwicklung aus, da im Holzbau eine hohe Nachfrage besteht“, sagt Möller.
Ähnliches gibt es für den Fachbereich „Bauelemente“ zu berichten. Hier waren die ersten fünf Monate des Jahres von den Themen Preiserhöhung und Warenverfügbarkeit geprägt. Im Warenbereich Fliese (+20 %) ist die Warenverfügbarkeit dagegen nach wie vor hoch und die Lager im Handel sind überdurchschnittlich gut bestückt. Hier verfügen die Verarbeiter noch über ein gutes Auftragsvolumen, dennoch basiere die positive Umsatzentwicklung der Fliese laut Möller in erster Linie auf Preiserhöhungen und einer verstärkten Lagerhaltung im Handel.
Stabil zeigt sich in der Fünf-Monate-Bilanz der Warenbereich „Hochbau“ (+12,2 %). Hier sei die Nachfrage bei Wandbaustoffen wie Ziegelsteine, Porenbeton und Kalksandstein weiterhin hoch, allerdings bei steigenden Lieferzeiten. „Auf Grund dieser stabilen Entwicklung im Rohbau erwarten wir auch ein gutes Putze- und WDVS-Geschäft in den nächsten Monaten“, sagt Möller.
Der Warenbereich „Tiefbau/Galabau“ (+18,7 %) verzeichnet preisbedingt zwar ein höheres Umsatzniveau, allerdings seien die Absatzmengen im Tiefbau gegenüber den Vorjahreswerten geringer. Im Galabau liege das Umsatzniveau preisbedingt über dem Vorjahr und auch die Absatzmengen verzeichnen ein leicht höheres Niveau als im Vergleichszeitraum.
Der Warenbereich „Einzelhandel“ (+ 6,8 %) kann von einer anhaltenden Preisänderungswelle in fast allen Warensortimenten berichten. Eine weitere Herausforderung seien die weiterhin bestehenden Probleme entlang der Lieferketten. Hinzu komme, dass die Verbraucher sich zunehmend zurückhalten, führt Möller aus.
In der Abteilung „Technischer Einkauf“ (+ 10,2 %) bleiben Energie- und Kraftstoffeffizienz ein wichtiger Gegenspieler zu den sich weiter auf sehr hohem Niveau bewegenden Energie- und Kraftstoffpreisen, erläutert der Geschäftsführer. Darüber hinaus verzeichnen Lkw, Ladekräne, Pkw und Stapler lange Lieferzeiten.
Die hier skizzierte Gesamtsituation für die Warenbereiche gelte im übertragenen Sinne auch für die Ländergesellschaften Österreich (+ 17,1 %) und Schweiz (+ 28,3 %), wie Möller sagt. Auch hier sei das erzielte Plus im Einkaufsvolumen in erster Linie auf die Preis- und nicht die Absatzentwicklung bei den Baumaterialien zurückzuführen.
„Eine Vielzahl Themen also, die mit der aktuellen Lage am Bau verknüpft sind und uns entsprechend fordern. Vor diesem Hintergrund kommt die
Gesellschafterversammlung genau zur richtigen Zeit, um uns mit den Gesellschaftern über die aktuelle Lage aktiv und intensiv auszutauschen“, bilanziert Möller.
Ausblick
Für eine Prognose zum weiteren Verlauf des Geschäftsjahres zeigt sich die Geschäftsführung aufgrund der derzeitigen Belastungsprobe für die Bauwirtschaft zurückhaltend.
Zuversichtlich stimme allerdings weiterhin, dass die Eurobaustoff für den mittelständischen Baufachhandel und eine starke Gemeinschaft stehe, die ein Erfolgsmodell darstelle – auch oder eben gerade in schwierigen Zeiten. „Mit unserem kooperationseigenen Dienstleistungsangebot und dem damit verbundenen Leistungsportfolio sind wir sehr gut aufgestellt, um für unsere Gesellschafter einen deutlichen Mehrwert zu generieren, der sie für die anhaltenden Herausforderungen wappnet und ihnen hilft, ihre betriebliche Widerstandsfähigkeit zu erhöhen“, sagt Dr. Kern. „Gleichwohl werden wir uns im Jahresverlauf mit den aktuellen Auswirkungen des anhaltenden Ukraine-Konflikts auseinandersetzen. In welchem Ausmaß lässt sich zurzeit noch schwer abschätzen. Deshalb fahren wir zunächst weiter auf Sicht und richten unsere Einschätzung für die geschäftliche Entwicklung der Eurobaustoff in 2022 konservativer aus“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung abschließend.
Mehr zu dieser Veranstaltung in der kommenden Woche bei 1200Grad.