Deutsche Fliesentradition stirbt langsam aus

Ein Kommentar zum Aus des Fliesenherstellers Klingenberg Dekoramik

Korzilius, Staloton, Klingenberg: Klangvolle Namen aus dem ehemals breiten Reigen deutscher Fliesenhersteller. Doch die Reihen lichten sich. Jetzt hat es Klingenberg Dekoramik erwischt. Das Unternehmen gibt auf, besser gesagt seine Besitzer. Die Muttergesellschaft ROY Asset Holding SE sieht nach eigenen Aussagen keine Aussichten mehr auf einen wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb.

Das verwundert nicht angesichts immer weiter steigenden Produktionskosten, hohen Löhnen und den im Vergleich zu anderen Ländern extremen Umweltauflagen. Energieabgaben, Rohstoffmangel und nicht zuletzt eine lähmende Pandemie haben dann bei Klingenberg für den Todesstoß gesorgt.

Aber eigentlich hat der Niedergang des Unternehmens schon viel früher begonnen. Eigentlich bereits Anfang der Achtziger Jahre, als Klingenberg erstmals den Besitzer wechselte und an den Pegulan Konzern verkauft wurde. Es folgten nicht weniger als insgesamt sechs! Besitzer- bzw. Strategiewechsel in den letzten 40 Jahren. Das bedeutete, dass im Schnitt ca. alle 6,5 Jahre frischer Wind durch die Produktionshallen wehte. Doch meistens blieb es ein eher lauen Lüftchen, denn vor allem die Eigentümer aus Fliesen fremden Branchen haben es nie verstanden, die Besonderheiten des Produktes Fliese wirklich zu begreifen.

Seine vielleicht erfolgreichste Zeit hatte die Klingenberg Dekoramik vielleicht unter der Regie des italienischen Ricchetti-Konzerns. Mit den Italienern teilte man sich wenigstens Synergieeffekte in Produktion, Gestaltung und Vermarktung. Und man muss sicherlich kein Hellseher sein um vorher zu sagen, dass Klingenberg Dekoramik nicht das letzte deutsche Fliesenunternehmen sein wird, das seine Segel streichen muss. Der Standort Deutschland scheint für die Fliesen kaum noch wettbewerbsfähig zu sein.

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