„Auf den Märkten besteht weiterhin eine große Unsicherheit“
Interview mit Ismael García Peris, neuer Präsident von ASCER
Mit Ismael García Peris wechselt ein erfahrener Branchenkenner an die Spitze des spanischen Herstellerverbandes ASCER. Wir unterhielten uns mit ihm über die Entwicklungen des Marktes – auch des deutschen – und den Wandel im internationalen Messegeschäft.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Präsidenten von Ascer. Sie kennen den Verband und seine Arbeit ja schon viele Jahre aus ihrer Position als Vizepräsident. Ist es noch mal etwas anderes, jetzt ganz oben an der Spitze des Verbandes zu stehen?
Vielen Dank, für mich ist es eine Ehre, den Vorsitz von ASCER zu übernehmen, eine Verantwortung, der ich mit Begeisterung, Engagement und der Absicht begegne, die hervorragende Arbeit meines Vorgängers und Freundes Vicente Nomdedeu Lluesma fortzuführen.
Meine Ziele bleiben weiterhin der Schutz unserer keramischen Fliesen-Industrie und die Förderung der internationalen Vermarktung unserer Produkte – dieselben Schwerpunkte, mit denen wir bisher gearbeitet haben.
Meine Ziele bleiben weiterhin der Schutz unserer keramischen Fliesen-Industrie…
Wie ist das Jahr 2025 bislang für die spanischen Hersteller gelaufen?
Es ist ein Jahr der Stabilisierung mit positiven Zahlen in nahezu allen Indikatoren, wie wir bereits zum Jahresende 2024 gesehen haben. Mit den Daten bis Juni verzeichnen wir: Produktion (+4,7 %), Export (+1,3 %) und Beschäftigung (+3,5 %). Dennoch besteht auf den Märkten weiterhin eine große Unsicherheit.
Es ist ein Jahr der Stabilisierung…
Wie hat sich speziell die Situation für die spanischen Hersteller auf dem deutschen Markt in 2025 entwickelt?
Nach den neuesten verfügbaren Daten haben unsere Unternehmen zwischen Januar und Juni Waren im Wert von fast 64 Millionen Euro nach Deutschland verkauft, was 6 % weniger ist als im gleichen Zeitraum des Jahres 2024.
Dennoch stellen wir fest, dass sich die Situation im Vergleich zum Jahresende 2024 leicht verbessert hat, und unsere Unternehmen werden weiterhin auf diesen Markt setzen, da die deutschen Kunden die Produkte von Tile of Spain wegen ihrer Qualität, ihres Designs und ihres Service schätzen.
Mit Blick auf das Export Geschäft dürften Ihnen sicherlich die Zoll Kapriolen der Amerikaner einige Sorgenfalten auf die Stirn bringen. Wie gehen die Spanier mit dieser Situation um?
Unser Sektor ist stark internationalisiert, und jedes Ereignis oder jede Veränderung auf einem Markt hat verkettete Auswirkungen auf die übrigen. Die globale Unsicherheit auf den Märkten infolge der Zollpolitik betrifft sämtliche Märkte.
Europäische Produkte unterliegen derzeit einem einheitlichen Zollsatz von 15 %, was im Ausgangspunkt eine bessere Situation darstellt als für andere Wettbewerberländer. Wir befürchten jedoch, dass die Nachfrage nach Keramik in den USA aufgrund der Inflation insgesamt zurückgehen könnte.
Die globale Unsicherheit auf den Märkten infolge der Zollpolitik betrifft sämtliche Märkte.
Das Thema Logistik ist schon seit vielen Jahren für die spanischen Hersteller in Bezug auf den europäischen Markt von großer Bedeutung. Nun wird eine Bahnlinie zum Hafen von Castellón gebaut. Welche Vorteile bringt das für die spanischen Hersteller?
Jede Verbesserung im Bereich Transport verschafft den Herstellern einen Wettbewerbsvorteil. Der Sektor fordert seit Jahren eine Verbesserung des Güterverkehrs auf der Schiene, der in Spanien derzeit nahezu nicht vorhanden ist. Da wir ein schweres Produkt herstellen, würde dieses Transportmittel sehr gute Leistungen bieten.
Jede Verbesserung im Bereich Transport verschafft den Herstellern einen Wettbewerbsvorteil.
Wäre es nicht sinnvoll, auf dem deutschen Markt für alle spanischen Unternehmen ein gemeinsam nutzbares Zentrallager zu errichten?
Jedes Unternehmen verfolgt unterschiedliche Strategien auf den Märkten, um auf die Bedürfnisse seiner Kunden zu reagieren, die in unserem Sektor die letztverantwortlichen für den Transport sind. Dank spezialisierter Logistikdienstleister für den deutschen Markt steht inzwischen ein optimierter Vertriebsservice nach Deutschland zur Verfügung.
Dank spezialisierter Logistikdienstleister für den deutschen Markt steht inzwischen ein optimierter Vertriebsservice nach Deutschland zur Verfügung.
Die Meldung, dass die spanische Fliesen Fachmesse Cevisama ab 2026 nicht mehr in der gewohnten Form stattfinden wird, hat in der Branche – auch in Deutschland – für viele Schlagzeilen gesorgt. Viele Branchenkenner bedauern diese Entscheidung gegen die Messe sehr. Hätte man das nicht verhindern können und gibt es Chancen, dass die Messe vielleicht irgendwann wieder zurückkehren wird?
Die Ausgabe 2026, die gemeinsam mit der Messe Habitat stattfinden wird, verstehe ich als Wendepunkt: Wir nutzen das stärker auf den Contract-Kanal ausgerichtete Format und schaffen uns einen Spielraum, um neue Formate zu erkunden, die an die neuen Marktbedingungen mit Blick auf 2027 angepasst sind.
Es besteht die Notwendigkeit, die Messe neu auszurichten, um für die aktuellen Bedürfnisse der professionellen Besucher und der ausstellenden Unternehmen attraktiver zu werden. Das Messemodell befindet sich im Wandel.
Das Messemodell befindet sich im Wandel.
Hat sich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Cersaie als Fachmesse für die spanischen Hersteller gewandelt, sprich ist die Cersaie wichtiger geworden?
Die Cersaie war schon immer ein unverzichtbarer Termin in unserem Kalender, aufgrund der Anziehungskraft auf das internationale Publikum. Auch die Cevisama war für bestimmte geografische Regionen und das nationale Publikum wichtig. Ich würde sagen, dass es sich um komplementäre Messen handelt, ebenso wie die Coverings für unsere amerikanischen Kunden von Bedeutung ist.
Die Cersaie war schon immer ein unverzichtbarer Termin in unserem Kalender.


