Irgendwie hat man es ja schon immer geahnt. Die bekannten Zahlen über die Schwarzarbeit sind nur die Spitze des Eisberges. Seit jeher werden die in Deutschland sehr hohen Arbeitslöhne für Handwerker durch illegal Beschäftigte umgangen. Dass sich nun herausstellt, dass auch die Fliesenleger davon massiv betoffen sind, verwundert niemanden mehr. Sie gelten traditionell mit ihren üppigen Stundenlöhnen als die heimlichen „Könige“ der Baustelle.
Ebenso weniger verwundert die Tatsache, dass sich das Problem trotz – oder gerade wegen – der mobilen Generalisten noch weiter verschärft hat. Seitdem die Meisterpflicht gefallen ist herrscht auf den Baustellen Wild West Mentalität. Jeder darf, alle wollen, keiner kontrolliert.
Dennoch schockieren einige Zahlen der Hansa Unternehmensberatung. Wenn von 70 untersuchten Baustellen bei 60 Kontrollen Schwarzarbeiter entdeckt werden, ist das ein Alarmsignal. Schwarzarbeit ist dann keine Ausnahme mehr, sondern die Regel! Hier läuft was gewaltig aus dem Ruder.
Dass die Handwerker-Verbände schon seit vielen Jahren wieder nach der Meisterpflicht rufen ist ihre Aufgabe. Immer wieder sonnen sich auch Politiker öffentlichkeitswirksam in der Forderung nach dem Schutz des Handwerks. Doch passiert ist nix. Stattdessen gehen die Ausbildungszahlen im Fliesenleger-Handwerk immer weiter den Bach runter. Bundesweit kommt Deutschland pro Jahr auf keine 100 neuen Fliesenlegermeister mehr. Beschämend! Handwerk hat zwar theoretisch noch seinen golden Boden, aber anscheinend bei den jungen Leute keine gute Lobby.
Dem Bauherren, der den Schwarzarbeiter an seine Baustelle ruft, lässt sich nur bedingt ein Vorwurf machen. Wer 3-6 Monate auf einen Handwerker-Termin warten muss, sieht sich zwangsweise nach Alternativen um.
Fazit: Wir brauchen den Meister im Fliesenlegerhandwerk dringend zurück. Wir brauchen mehr Meister. Und wir brauchen mehr Kontrollen auf den Baustellen, um dem Wildwuchs der Schwarzarbeit einen Riegel vorzuschieben.


