scha.- Nun ist die Flüchtlingskrise auch in der Keramikindustrie angekommen. Jedenfalls musste das Handelsunternehmen Linnenbecker kurzfristig auf Weisung der Stadt Hamm die traditionell angemietete Alfred-Fischer-Halle räumen, weil dort Flüchtlinge untergebracht werden mussten. Die 10. CeramVision Hausmesse wurde deshalb in diesem Jahr an einem neuen Veranstaltungsort durchgeführt.
Andreas Wiemers, Vertriebsleiter Fliese bei Linnenbecker, erinnert sich noch genau an die Situation im Dezember 2015, als die Absage durch die Stadt Hamm ins Haus flatterte. „Da ist meinem Kollegen von der Messe-Organisation schon ein wenig die Farbe aus dem Gesicht gewichen“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Heute kann Wiemers darüber lachen, denn mit dem Messegelände A2-Forum in Rheda-Wiedenbrück gelang es ihm und seinen Kollegen, in kürzester Zeit einen adäquaten Ersatz für die traditionelle Alfred-Fischer-Halle in Hamm zu finden. „Die“, so gibt er zu, „hat sicherlich durch ihr historisches Ambiente mehr Charme als die neue Lösung. Doch dafür ist das A2- Forum in vielerlei Hinsicht von Vorteil.“
Da wäre zum einen die nahe Anbindung an die Autobahn A2 zu nennen. Außerdem ist die Logistik für den Aufbau ungleich unkomplizierter als in Hamm, da am alten Standort jeden Messestand mühevoll über einen Lastenaufzug in die erste Etage bringen musste.
Ein weiterer Vorteil der neuen Halle ist die Tatsache, dass die Messestände enger und verschachtelter aufgebaut wurden. Das führte insgesamt dazu, dass die ganze CermaVision „kommunikativer“ wurde, wie Wiemers und sein Kollege Christoph Krüger gegenüber der Redaktion von 1200° Grad feststellten. Einziger Nachteil: In Rheda-Wiedenbrück stehen zusammen mit der Cateringfläche rund 400 qm weniger Platz zur Verfügung, was aber kaum auffiel.
Ob man an der neuen Lösung festhalten wird, steht noch nicht fest. Auch die von uns befragten Aussteller äußerten sich zu der neuen Lösung durchweg positiv. Überhaupt ist die „Mutter aller Hausmessen“, die in diesem Jahr bereits ihr 10-jähriges Bestehen feierte und sozusagen als Wegbereiter für eine ganz neuen Art von Handelsveranstaltung im Fliesenbereich wurde, nach wie vor auf der Erfolgsspur. Weder um Aussteller noch um Besucher muß Veranstalter Linnenbecker buhlen. Vielmehr hat sich die CeramVision von selbst im Laufe der Jahre fest in den Terminkalendern von Kunden und Lieferanten etabliert. Insgesamt 26 Aussteller aus dem Bereichen Fliesen und Zubehör sowie ca. 1800 Kunden finden alljährlich im Frühjahr den Weg nach Westfalen. Inzwischen gibt es u.a. bei den Handelskollegen Taxis und Mahler ähnlich konzipierte Events, die aber alle allesamt noch nicht so lange am Start sind wie die CeramVision.
Zum Jubiläum waren nicht nur am jedem Stand kleine Skulpturen aus Mosaik im Form der Zahl Zehn aufgestellt, sondern auch eine große Abendveranstaltung ins Leben gerufen worden. Mit dieser wolle man den zahlreichen Lieferanten und Kunden, die die Messe fast von Anfang an begleitet haben, auch einmal „danke schön“ sagen, so Hans-Henrich Tintelnot. Der ehemaliger Geschäftsführer des Unternehmens ließ es sich auch im ersten Jahr nach seinem Schritt in den Ruhestand nicht nehmen, persönlich in Rheda Wiedenbrück alte Bekannte zu begrüßen.
Zu der jetzigen Ausstellerliste sind im Laufe der Jahre nur die italienische Florim-Gruppe sowie die Marke „Schöner Wohnen“ zu den Ausstellern dazugestoßen. „Sicherlich“, so Andreas Wiemer, „könnte man den Kreis problemlos noch weiter ausbauen. Aber wir möchten eigentlich nicht unendlich viele Unternehmen auf der Messe haben, sondern nur die Firmen, mit denen wir auch den größten Anteil unserer Umsätze tätigen.“ Gleiches gilt für die Messebesucher und Kunden: Auch hier setzt Linnenbecker auf den etablierten Kundenstamm.
Traditionell stellt das Unternehmen auf der CeramVision auch die Neuheiten seiner Eigenmarke Aventuro vor. In diesem Jahr waren dies die beiden neuen Serien Oakland und Chicago in den Formaten 60 x 60 und 30 x 60 cm, zu denen es großflächige Dekore und die dazu passend geschnittenen Mosaikdekorationen gibt. Diese beiden Neuheiten hat Linnenbecker erstmals selber bei einem Designstudio in Italien entwickeln lassen. Dazu gibt es auch die passenden Wandfliesen-Serien, z.T. mit einer leicht zu reinigenden „Clean“-Oberfläche.
Übrigens ging auf der Messe das Gerücht, dass einige Besucher aus alter Gewohnheit doch nach Hamm gefahren waren. Und sich dort wunderten, warum statt Fliesenneuheiten nur Flüchtlingsunterkünfte zu sehen waren. Die Macht der Gewohnheit…
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar zum Thema Hausmessen unter der Rubrik Meinung.
Das 1200° Grad-Video zum Ceramvision 2016: