Soudal zeigt erstaunliche Krisen-Resilienz

Rekord-Umsatz in 2022 - Neue Niederlassung in der Schweiz

Seit 2019 hat es beim belgischen Kleb- und Dichtstoff-Hersteller Soudal keine Pressekonferenz mehr gegeben. Es gab also genug Themen und News beim der diesjährigen Medienmeeting zu besprechen, wie z.B. einen Rekord-Umsatz, eine neue Niederlassung in der Schweiz, ein frisch eingeweihtes Logistikzentrum in Leverkusen, neue Produkte sowie umfangreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

Video-Interview mit Harald Lüdtke, Geschäftsführer Soudal Deutschland und Regional Director Central Europe:

 

Auch die Bauchemie Hersteller hatte in den letzten Jahren mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Der für sie so wichtige Absatz der Fliesenbranche schwächelt, die Bauwirtschaft nimmt sich aktuell quasi eine Auszeit, die Rohstoffpreise stiegen massiv und darüber hinaus gab es zum Teil so drastische Material-Engpässe, so dass man in bestimmten Produktbereichen, wie z.B. den Silikonen, nicht mehr lieferfähig war – der Gau eines jeden Herstellers.

Die Soudal-Hauptverwaltung im belgischen Turnhout.
Die Soudal-Hauptverwaltung im belgischen Turnhout.

Doch egal welche Hürde sich vor Soudal aufbaute, das belgische Familienunternehmen scheint enorme Nehmerqualitäten zu besitzen. So hat Soudal mit einem Gesamtumsatz von 115 Mio. Euro in der DACH Region im vergangenen Jahr sogar einen Rekordumsatz erzielt und gegenüber dem Vorjahr nochmals ein Plus von 16 Prozent erwirtschaftet (D = 100 Mio. Euro, A = 12,5 Mio. Euro, CH = 2,5 Mio. Euro). Auch im aktuellen Geschäftsjahr erweist sich das Deutschlandgeschäft bei Soudal mit einem voraussichtlichen Wachstum von fünf Prozent als krisenstabil. Deutschland ist darüber hinaus der größte Einzelmarkt von Soudal.

Ein Erfolg, den das Unternehmen auch an die Kunden weitergibt. Nachdem es in diesem Jahr erstmals keine Materialengpässe und damit verbundene Preissteigerungen mehr gab, konnten die Preise in einigen Materialgruppen bereits zurückgeführt werden.

Neue Niederlassung in der Schweiz

Einen besonderen Fokus legt Soudal auf den Ausbau der Märkte in Österreich und der Schweiz, die nach Ansicht von Harald Lüdtke, Geschäftsführer Soudal Deutschland und Regional Director Central Europe, noch ein hohes Wachstumspotenzial haben. In Österreich hat Soudal bereits seit 20 Jahren eine eigene Niederlassung und Lagerstätte und erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 12,5 Mio. Euro.

Harald Lüdtke, Geschäftsführer Soudal DACH, und Luc Thys, Group Director Marketing and R&D bei Soudal, gaben Auskunft über die aktuelle Geschäftsentwicklung.
Harald Lüdtke, Geschäftsführer Soudal Deutschland und Regional Director Central Europe, und Luc Thys, Group Director Marketing and R&D bei Soudal, gaben Auskunft über die aktuelle Geschäftsentwicklung.

Der Schweizer Markt wurde bisher nur sporadisch von Deutschland aus betreut. Nun gründet das Unternehmen im November 2023 auch in der Schweiz eine eigene Niederlassung. Harald Lüdtke: „Wir gehen damit jetzt in die direkte Bearbeitung des letzten noch verbliebenen Landes in Zentraleuropa, in dem Soudal bisher noch nicht mit einer eigenen Vertriebsorganisation aktiv war. Das ist für uns ein großer Schritt.“ Bis die Verwaltungs- und Logistikstrukturen in der Alpenrepublik aufgebaut sind, wird der Markt vom Standort Leverkusen aus gesteuert. Das Geschäft in der Schweiz soll nach deutschem und österreichischen Vorbild deutlich ausgebaut werden.

Breites Spektrum als Erfolgsrezept

Im Foyer der Soudal-Niedeerlassung im belgischen Turnhout macht diese künstlerische Affen-Figur auf sich aufmerksam, die mit weißen Silkon-Punkten gestaltet wurde.
Im Foyer der Soudal-Niederlassung im belgischen Turnhout macht diese künstlerische Affen-Figur auf sich aufmerksam, die mit weißen Silkon-Punkten gestaltet wurde.

Die insgesamt krisenstabile Geschäftsentwicklung des Unternehmens führt Harald Lüdtke auf mehrere Faktoren zurück: „Natürlich sind wir wie alle anderen Baustoffproduzenten auch von Konjunktureinbrüchen betroffen. Aber mit dem breiten Spektrum und den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unserer Produkte können wir flexibel auf alle Marktschwankungen reagieren und Einbrüche in einem Segment mit Zuwächsen in anderen Bereichen ausgleichen. Wenn wie derzeit die Nachfrage im Neubau zurückgeht, können wir z.B. mit unseren Produkten auch im Sanierungsmarkt punkten.“ Aus der Deutschlandzentrale in Leverkusen bedient der Vollsortimenter den Baustoff-Fachhandel für Profiverarbeiter, Do-it-yourself-Fachhandel sowie Großabnehmer im Bereich Industrie & Transport.

Die Journalisten durften auf der Pressekonferenz selber ausprobieren, wie sich die unterschiedlichen Produkte verarbeiten lassen.
Die Journalisten durften auf der Pressekonferenz selber ausprobieren, wie sich die unterschiedlichen Produkte verarbeiten lassen.

Industriegeschäft neu aufgestellt

Die größten prozentualen Wachstumsraten hat Soudal auch im letzten Jahr wieder im Industriesegment erzielen können. Hier zeigt sich deutlich, wie das breite Produktspektrum mit einem Kundenmix aus den unterschiedlichsten Industriezweigen zur konstanten Geschäftsentwicklung beiträgt. Von der Möbelindustrie, über den Modul- und Fertighausbau, der Isolierglasproduktion bis hin zum Truck- und Transportbereich reicht das Kundenspektrum. Der Industriebereich wurde im letzten Jahr komplett neu aufgestellt. Mit Michael Baer konnte ein Bereichsleiter aus den eigenen Reihen gewonnen werden. Darunter wurden vier Segmente installiert, die jeweils von einem branchenerfahrenen Key-Account-Manager betreut werden.

Seinen internationalen Wachstumskurs hat Soudal immer auch durch Unternehmenszukäufe unterstützt und sich dadurch neue Kompetenzfelder und Technologien erschlossen. Insgesamt trägt das Industriegeschäft von Soudal rund zwölf Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Baumarkt- und Profigeschäft stabil

Im Baumarktgeschäft erlebt Soudal nach den drei umsatzstarken Ausnahmejahren 2020 bis 2022 mit zweistelligen Wachstumsraten im laufenden Geschäftsjahr einen Wachstumsstopp. So haben die Baumarktketten in den Monaten April bis Juni deutlich weniger Neubestellungen getätigt, um ihre Lagerbestände abzubauen. Ab dem dritten Quartal hat sich aber die Nachfrage insbesondere nach den Energiesparlösungen von Soudal wieder deutlich erhöht, sodass im DIY-Segment mit einem Ergebnis leicht über Vorjahresniveau gerechnet werden kann. Harald Lüdtke: „Unsere Produkte werden auch zur Reparatur und Erhaltung eingesetzt. Auch wenn kein neues Bad installiert wird, kann die Silikonfuge mit einem überschaubaren Aufwand erneuert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Soudal-Energiesparkonzept: Auch hier kann man mit kleinen Maßnahmen schon einiges erreichen.“

Der Montagekleber T-Rex, ein Baumarkt-Produkt, hat eine Kartusche, die vorwiegend aus recyceltem Material hergestellt wurde.

Nach einem schwierigen Jahr 2021 hat sich das Profigeschäft in 2022 extrem gut entwickelt und es konnten in den vier Kompetenzbereichen Dach, Fenster, Innenausbau und Fliesen deutlich zweistellige Wachstumsraten erzielt werden. Innerhalb der vier Kompetenzfelder im Profisegment ist der Bereich Bauelemente / Fenster prozentual am stärksten gewachsen. Im aktuellen Geschäftsjahr bewegt sich das Geschäft trotz des massiven Konjunktureinbruchs im Wohnungsbau ebenfalls auf Vorjahresniveau. Hierzu trägt auch das Online-Geschäft bei, das in Zusammenarbeit mit Pure Playern auf der Handelsseite umgesetzt wird. Über diesen Kanal vertreibt Soudal das Profisortiment, während das Baumarktsortiment über die Onlinekanäle der großen Baumarktketten vermarktet wird. Die Entwicklung der letzten Jahre war so positiv, dass ein Key Account Manager aus den eigenen Reihen aufgebaut werden konnte, der das Online-Geschäft steuert.

Standort-Ausbau in Leverkusen

Um den Markt noch besser zu bedienen, hat Soudal die Mitarbeiterzahl in allen Bereichen deutlich erhöht – vom Vertrieb über Marketing, Innendienst und Logistik bis hin zur Anwendungstechnik und dem internen Service. Aktuell beschäftigt Soudal Deutschland 90 Mitarbeiter*innen und damit rund 20 Prozent mehr als 2019. Die Aufstockung des Personalbestands sowie die Erhöhung der Lager- und Vertriebskapazitäten erforderten eine Erweiterung des Standorts Leverkusen (siehe unser ausführlicher Bericht hier). Insgesamt investiert Soudal in den Ausbau des Standorts Leverkusen rund 6,5 Mio. Euro.

Vielseitige Ressourcenschonung

Nachhaltigkeit ist für Soudal ein wichtiges Zukunftsthema. Das Unternehmen verfolgt seit vielen Jahren eine nachhaltige Strategie in den drei Bereichen Energie, Verpackung und Material. Um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, betreibt das Unternehmen seine Werke teilweise bereits durch Windkraft und Photovoltaik mit regenerativen Energien und setzt bei seinen Verpackungen auf recycelte Materialien wie Post-Consumer-Rezyklat (PCR). Das Prinzip dahinter ist simpel und effizient: Verpackungen werden aus wiederaufbereiteten Kunststoffen hergestellt, die aus Haushalts- oder gewerblichen Abfällen stammen. Diese Verpackungen selbst werden wiederum so oft wie möglich recycelt. Dieses Konzept trägt zur Kreislaufwirtschaft bei, verringert den Rohstoff- sowie Energieverbrauch und senkt CO2-Emissionen.

Auszug aus dem reichhaltigen Kartuschen-Angebot von Soudal. Durch die Umstellung auf dünnere und damit leichtere Kartuschen hat Soudal den Kunststoffabfall bereits jetzt um rund 285 Tonnen pro Jahr reduziert.
Auszug aus dem reichhaltigen Kartuschen-Angebot von Soudal. Durch die Umstellung auf dünnere und damit leichtere Kartuschen hat Soudal den Kunststoffabfall bereits jetzt um rund 285 Tonnen pro Jahr reduziert.

Kreislauffähige Verpackungen

Das Sortiment wird sukzessive auf kreislauffähige Verpackungen umgestellt. Um zu einer höheren Recyclingquote beizutragen, bietet Soudal als Mitbegründer des Recyclingunternehmens PDR (Produkte durch Recycling) schon seit drei Jahrzehnten ein komfortables Rücknahmesystem für leere PU-Schaumdosen an. Darüber hinaus ist der Bauchemie-Hersteller seit 2022 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), einige seiner Produkte sind bereits im DGNB-Navigator gelistet. Durch die Umstellung auf dünnere und damit leichtere Kartuschen hat Soudal zudem den Kunststoffabfall bereits jetzt um rund 285 Tonnen pro Jahr reduziert.

Yves De Smet, Nachhaltigkeitsmanager Soudal
Yves De Smet, Nachhaltigkeitsmanager Soudal

„Wir setzen uns sowohl bei unseren Produkten als auch bei unseren Verpackungen für Ressourcenschonung durch Kreislaufwirtschaft ein“, erläutert Alexander von Vulté, Leitung Marketing und Technischer Service. „Das größte Problem bei Verpackungen ist, dass sie nach dem Gebrauch des Produkts meist zu Abfall werden.“ Soudal sieht sich in der Verantwortung und möchte Ressourcen schonen, indem Verpackungen länger in der Wertschöpfungskette bleiben.

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