Unter den Wand- und Bodenbelägen sind keramische Fliesen die „saubersten“ und nachhaltigsten Baumaterialien – aus Ton und Wasser hergestellt, sind sie prädestiniert recycelt zu werden. Außerdem sind sie ideal für alle Bereiche der Architektur und dank ihres extrem langen Lebenszyklus optimal für das nachhaltige Bauen.
Zur Steigerung der Nachhaltigkeit der von Natur aus ökologischen keramischen Fliesen setzt die spanische Industrie verstärkt auf Innovationen im Bereich Recycling und auf energieeffiziente Produktionslösungen. Denn die Herstellung benötigt ein hohes Maß an Energie und Wasser. Ebenso können chemische Substanzen, die durch neue Produktionstechniken entstehen, die Umwelt belasten. Es sind also neue Initiativen gefragt, um verantwortungsvoll mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen.
Die Vorteile keramischer Materialien sind bekannt: Neben den sehr guten thermischen Eigenschaften und der Resistenz gegen Feuer ist es vor allem die lange Nutzungsdauer, die Fliesen und Platten für den Bau nachhaltiger Gebäude so attraktiv macht. Um transparente Informationen über diese Tatsachen zu erhalten, haben die spanischen Hersteller eine Analyse dieses Lebenszyklus in Auftrag gegeben, auch bekannt als Ökobilanz oder Life Cycle Assessment (LCA). Damit man ein Produkt für die Baubranche nachhaltig nennen darf, muss es während seiner gesamten Lebensdauer betrachtet werden. Dabei sollten seine Rohstoffe effizient genutzt werden, nur eine begrenzte Auswirkung auf die Umwelt haben und bei der Entsorgung oder am Ende seiner Nutzungsdauer recycelbar sein. Mit solchen Parametern ist es anschließend möglich verschiedene Optionen miteinander zu vergleichen und zu bewerten – für eine effektive Verringerung der Umweltbelastung.
23 spanische Firmen sind zertifiziert
Mit der Lebenszyklusanalyse für keramische Fliesen ist es der spanischen Keramikbranche gelungen, nach eigenen Angaben als Erste eine Umweltproduktdeklaration (EPD) zu erhalten. Derzeit verfügen bereits über 23 Firmen über diese Umwelt-Zertifizierungen.
Die EPDs sind seit der Veröffentlichung der EU-Bauproduktverordnung von besonderer Bedeutung für die Bauindustrie. Diese besagt, dass „die Umweltproduktdeklarationen für die Bewertung der nachhaltigen Nutzung der Ressourcen und der durch die Bauarbeiten verursachten Umweltbelastungen heranzuziehen sind, sofern sie zur Verfügung stehen.” Diese sogenannten Ecolabels, die nach der Norm ISO 14020 zertifiziert sind, geben Auskunft über die Umweltauswirkungen eines Produkts während seiner gesamten Lebensdauer. Das Zertifizierungssystem ist derzeit noch freiwillig, dennoch ist es ein wichtiges Instrument, das den umweltbewussteren Märkten und Fachleuten unentbehrliche Informationen zur Verfügung stellt. Dank ihm ist es möglich, die Materialien für nachhaltigere Gebäude unter Berücksichtigung ihrer Umweltbelastung auszuwählen.
Höchste Energieeffizienz in der europäischen Fliesenbranche
Die spanische Fliesenindustrie ist seit Jahren bestrebt, ihre traditionellen Systeme zu optimieren und die Produktionsprozesse noch umweltfreundlicher zu gestalten. Dadurch ist es nach Angaben der spanischen Hersteller gelungen, das höchste Energieeffizienzverhältnis pro Outputeinheit in der Branche weltweit zu erreichen. Bei der energieeffizienten Herstellung von Keramikfliesen ist Spanien führend und das weit vor anderen Ländern der Europäischen Union. Auch der Wasserverbrauch der spanischen Hersteller wurde durch die Entwicklung von Regenerierungsverfahren drastisch reduziert. Das gilt auch für die Nutzung von Schlämmen und Suspensionen auf Wasserbasis, die früher im Herstellungsprozess erforderlich waren und die jetzt ersetzt bzw. deutlich reduziert werden. Diese Vermeidung von Abfällen trägt auch zur weiteren allgemeinen Nachhaltigkeit bei. Die Herstellung von Fliesen basiert immer auf der Anwendung von Druck und Wärme auf die Rohstoffe. Unter Zuhilfenahme „sauberer Energien“ wie beispielsweise Erdgas oder die durch die Keramikfliesenindustrie eingeführten KWK-Techniken (Kraft-Wärme-Kopplung) werden immer neue alternative Methoden in die Prozesse integriert und so der Energieverbrauch minimiert.
Aus alt mach neu: Recycling
Ein sehr hoher Prozentsatz, der bei der Fliesenherstellung entstehenden Abfälle – dazu gehören Abwasser sowie gebranntes und ungebranntes Material – kann zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Mit der Unterzeichnung einer freiwilligen Vereinbarung mit dem spanischen Umweltministerium begann im Jahr 2002 die Verwaltung und Kontrolle von nicht gefährlichen Abfällen aus den Herstellungsprozessen. Seitdem wurden über zehn Millionen Tonnen Abfall als nicht gefährlich eingestuft und für die Weiterverarbeitung freigegeben. Heute werden bis zu 1.000.000 Tonnen schadstofffreie Abfälle pro Jahr recycelt. Dies entspricht fast 17 Prozent des Gesamtgewichtes, der durch die spanische Industrie produzierten Fliesen.
Ein Projekt für die Zukunft: 100% recycelte Keramik
Mit dem Ziel zero-waste, also keinen Abfall bei der Fliesenherstellung anfallen zu lassen, wurde das Projekt Lifeceram ins Leben gerufen. Zum Projektkonsortium gehören das Institut für Keramische Technologie (ITC), der spanischen Fliesenverband ASCER und die Firmen Chumillas & Tarongí, Keros Cerámica und Vernis. Mitfinanziert durch das Programm Life + der Europäischen Union geht es hierbei zum einen um die Entwicklung neuer Produkte, die hauptsächlich aus recycelten Abfällen bestehen und zum anderen um die Weiterführung nachhaltiger Herstellungsprozesse auf der Basis von Trockenfräsen und Granuliertechnologien. So ist es Lifeceram zu verdanken, dass Fliesen und Platten, die in Körper und Glasur einen hohen Gehalt an Keramikabfällen aufnehmen können, zum Beispiel für städtische Pflaster verwendet werden. Hauptaufgaben sind aber die Quantifizierung und Charakterisierung aller erzeugten Abfälle und deren energieintensiven Prozesse sowie die Umsetzung des Vorsatzes, alle Arten von Keramik-Abfällen zu recyceln und die Projektergebnisse den Zielgruppen zugänglich zu machen – vor allem für die Keramikindustrien anderer europäischer Länder.
Aktuelle Anwendungen in der Architektur
Einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Bauen liefert die bioklimatische Architektur. Bei diesem Konzept werden die örtlichen Umweltbedingungen wie beispielsweise das lokale Klima bei der Wahl der optimalen Materialien, Komponenten und Designs berücksichtigt, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Eine weitverbreitete Lösung hat sich in Spanien bei der Außengestaltung von Gebäuden etabliert: Fliesen können aufgrund ihrer Eigenschaften die Leistung von hinterlüfteten Fassaden verbessern. Sie bieten nicht nur wasserdichten Schutz, sondern können das Gebäude auch gegen Außentemperaturen isolieren – das spart Energie.
Beispiele für nachhaltiges Bauen
Zahlreiche Neuerungen im Bezug auf nachhaltiges Bauen kommen aus Spanien. Der Hersteller Ceracasa beispielsweise entwickelte selbstreinigende und antibakterielle keramische Oberflächen. Ein weiteres Beispiel ist das Fassadenprodukt Cool Tile der spanische Firma Keraben Grupo. Es zeigt wie durch eine reflektierende keramische Wandverkleidung die Energiekosten gesenkt werden können. Cool Tile wurde im Rahmen des europäischen Projekts Cool-Coverings entwickelt und wirkt auf der Ebene des nahen Infrarot, dem NIR-Bereich, der rund 50 Prozent der Sonnenstrahlung ausmacht. Bei der Verwendung von Cool Tile an hinterlüfteten Fassaden mit einer 60 Millimeter-Dämmung lässt sich der Temperaturanstieg der Fassade reduzieren. Dadurch sinkt der Wärmefluss ins Gebäudeinnere, was zu einer direkten Einsparung von Energiekosten führt, die in manchen Fällen bis zu 30 Prozent beträgt. Das ist vor allem in Gegenden mit hohen Außentemperaturen im Sommer interessant.
Extra dünn und extra groß – Fliesen in XXL
Das nachhaltige Potenzial keramischer Fliesen und Platten wurde in der jungen Vergangenheit durch die Entwicklung dünnerer Fliesen verstärkt. Für die Produktion dieser Beläge wird etwa die Hälfte an Energie und Rohstoffen benötigt – das gilt auch für die Transportkosten. Der spanische Hersteller Levantina ist Vorreiter in der Produktion von dünnen Großformaten. Seine Serie Techlam wird in einer Dicke von drei bis fünf Millimetern und im Format 100 x 300 cm hergestellt. Die Vielseitigkeit in Größe, Farbe und Kombination mit anderen Materialien sowie die Haltbarkeit, Hygiene und Flexibilität machen das dünne Feinsteinzeug so nachhaltig. Techlam wird als Wand- und Bodenbelag, aber auch als Fassadenmaterial oder als Dekorationselement eingesetzt. Solche großformatigen und dünnen Produkte finden sich in den aktuellen Kollektionen vieler spanischen Hersteller wie beispielsweise bei Neolith by the Size, Porcelanosa oder Inalco. Die Firma Grespania, S.A. hat Anfang Juni 2016 eine neue Produktionsanlage für sein Produkt Coverlam in Betrieb genommen. Die geringe Stärke dieser Fliesen hat die Entwicklung eines nachhaltigen Produktionsprozesses ermöglicht, der ausgesprochen umweltfreundlich ist. Erstens werden im Vergleich zu herkömmlichem Feinsteinzeug zwei bis dreimal weniger Rohstoffe von Steinbrüchen verwendet. Zweitens wird für die Herstellung von Coverlam weniger Energie benötigt, sodass zur Produktion ein Hybridofen (Gas und Strom) verwendet werden kann, der weniger CO2-Emissionen pro Quadratmeter erzeugt.
Wie man sieht haben die spanischen Hersteller ein großes Interesse an der Weiterentwicklung nachhaltiger Baustoffe. Die Bereitschaft freiwillige Zertifizierungen zu initiieren, zeigt die Verantwortung, die die Industrie übernimmt, um auf heutige und zukünftige Anforderungen zu reagieren.
Background: Tile of Spain
Unter der Dachmarke Tile of Spain firmieren derzeit 131 Mitglieder des spanischen Fliesenherstellerverbandes ASCER. Ziel ist es, keramische Wand- und Bodenbeläge aus Spanien weltweit zu positionieren. Sowohl spanische als auch internationale Kunden finden unter der Marke Tile of Spain neue Impulse für den Wohnbereich oder das Objektgeschäft. Weitere Anwendungsbeispiele und umfassende Informationen rund um das Thema Fliesen aus Spanien gibt es unter: www.tileofspain.de.