Erster Solar-Fliesenofen soll schon bald in Betrieb gehen

Meta Wolf verfolgt in Bremerhaven ehrgeizige Ausbau- und Modernisierungsziele

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Die Norddeutsche Solar Ceramics übernimmt ab 1. April 2024 das Werk von Steuler in Bremerhaven. Bis dahin wird der Standort regulär fortgeführt. Die Norddeutsche Solar Ceramics ist ein Tochterunternehmen der börsennotierten Meta Wolf AG. Die Gruppe investiert in digitale und ökologische Transformationsprojekte im Bauwesen, ist über die TWIN Technology AG auch an der Übernahme von Boizenburg beteiligt.

Nach dem Einstieg der Panaria-Gruppe bei Steuler (siehe unser Bericht hier) hat sich auch die Meta Wolf AG mit einer Telefon-Pressekonferenz in der Öffentlichkeit gemeldet, um über ihre Ziele zu informieren. Das Unternehmen hat sich den Steuler-Produktionsstandort in Bremerhaven gesichert und will dort demnächst mit Solarenergie Fliesen brennen.

Tom Wolf. Foto: MetaWolf

Tom Wolf, Aufsichtsratsvorsitzender der Meta Wolf AG, gab dabei einen Einblick in die ehrgeizigen Ziele des neuen Fliesen-Players, der über die TWIN Technology AG auch an der Übernahme von Boizenburg beteiligt ist. In Bremerhaven soll der Standort in Verwaltung, Logistik etc. Schritt für Schritt von derzeit 135 auf ca. 150-200 Mitarbeiter ausgebaut werden. Damit bleibt die über 150 Jahre alte Keramik-Tradition am Standort in Norddeutschland langfristig erhalten.

Zur Kern-Strategie der Meta Wolf AG gehört es, die Energiekosten drastisch zu senken und dadurch auch wettbewerbsfähig zu sein. Nach Auskunft von Wolf könne man mit Hilfe von Solarenergie die Energiekosten für ein Fliesenwerk um 30 Prozent reduzieren und somit wieder international wirtschaftlich agieren. Durch diverse Faktoren seien die Hersteller in Süd-Europa derzeit bei den Energiekosten aktuell besser aufgestellt.

Wolf und sein Team glauben aber an den Fliesen-Produktionsstandort in Deutschland. Hier sind die Lieferwege kurz und es ergeben sich Logistikvorteile. Große Chancen sieht man bei Meta Wolf vor allem im Bereich der großformatigen Bodenfliesen aus Feinsteinzeug, die in Kombination mit einer Fußbodenheizung besonders umweltfreundlich sind und somit große Zukunftschancen haben.

Grüne Fliesen sollen schon bald Realität werden

Wie Wolf einräumte, reichen die in Bremerhaven vorhandenen Dachflächen derzeit nicht aus, um den geplanten Energiebedarf für eine Produktion mit der neuen Technik abzudecken. Deshalb müsse man auch umweltfreundliche Energie aus dem Netz zukaufen. Einer „grünen Fliese“, also einer Fliesen, die mit Solarenergie hergestellt wird, räumt er aber große Zukunftschancen ein und sieht den Markt langfristig bei einen Volumen von 50%.

In Bremerhaven wird ein zweistelliger Investitionsbetrag über 10 Mio. Euro in die Hand genommen. Dieses Geld soll vorrangig in neue Öfen und die Solartechnik gesteckt werden. Wolf betonte, dass eine Produktion mit Öfen, die über Solartechnik betrieben werden, technisch absolut machbar sei. Eine ähnliche Technik befindet sich bereits beim Sanitärhersteller Duravit im Aufbau. Die Ingenieure von Meta Wolf seien kurzfristig in der Lage, auch für Fliesenöfen zu garantieren, dass die notwendige Brenntemperatur von 1200Grad erreicht werde. Er rechnet damit, das Ende 2024, spätestens aber Anfang 2025 der ersten Fliesenofen mit Solartechnik in Betrieb gehen kann. Bis dahin gelte es aber, noch viele Detailfragen zu klären.

Den Standort Bremerhaven beurteilt man auch mit Blick auf die Zukunft als flexibel und ausbaufähig. Wichtig sei es, die Produktion auch auf andere Formate (Großformate) in großen Stückzahlen umzustellen.

Die Marke Nordceram bleibt wahrscheinlich nicht erhalten. Derzeit arbeitet man an neuen Marketingstrategien. Eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Standorten in Boizenburg und Bremerhaven sei theoretisch vorstellbar, aber nicht zwingend erforderlich. Natürlich könne man entsprechende Synergien nutzen, aber de facto sind die Einheiten selbständig agierend und in ihren Entscheidungen frei, wie sie strategisch vorgehen wollen.

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