Die Boizenburger Fliesenproduktion ist erst mal gerettet. So heißt es jedenfalls in einer Presseinformation des Unternehmens. Das ist erst Mal die gute Nachricht, denn so wird eine über 120 Jahre alte Firmengeschichte weitergeführt.
Die neue Gesellschaft heißt Boizenburg Solarceramics GmbH. Damit ist die Ausrichtung des Unternehmens bereits im Namen verankert. Das Werk in Boizenburg wird sich einer “umfangreichen digitalen und ökologischen Transformation unterziehen, um mit modernsten emissionsfreien Technologien die Produktion wieder aufnehmen zu können. Das Transformationskonzept steht, es bedarf jedoch noch der Klärung von Genehmigungen und Investitionen”, heißt es dazu in einer Presseinformation des Unternehmens. Und: “Ziel des Unternehmens ist, keramische Fliesen unabhängig von fossilen Brennstoffen und mit solar-basierter Energieversorgung zu produzieren.”
Die Formulierung “es bedarf jedoch noch der Klärung von Genehmigungen und Investitionen” hört sich nicht dananch an, als wäre schon alles in trockenen Tüchern. Das größte Fragezeichen steht nach unserer Ansicht aber hinter der Aussage, demnächst Fliesen mit Solarenergie produzieren zu wollen. Nach den uns vorliegenden Informationen gibt es bislang weltweit kein Unternehmen, das einen Fliesenofen mit Solartechnik betreiben kann. Selbst die Versuche einiger Unternehmen in Italien, mit Wasserstoff zu produzieren, stecken noch weit in den Kinderschuhen.
Darüber hinaus hörten wir aus mehreren Quellen, dass die Neuausrichtung in Boizenburg mit einem erheblichen personellem Aderlass verbunden war. Vor allem Manager aus der mittleren Führungsebene und dem Vertrieb sollen dem Unternehmen inzwischen den Rücken zugekehrt haben. Diese Lücken muss man erst mal gleichwertig mit qualifizierten Leuten neu besetzen.
Die Zukunft wird die Antwort auf viele Fragen geben. Letztendlich wird das Unternehmen am wirtschaftlichen Erfolg sowie an der Qualität seiner Produkte gemessen. Ob nun mit Solartechnik oder Erdgas produziert. Wir wünschen der deutschen Fliesen-Branche und Boizenburg jedenfalls, dass die Neuausrichtung erfolgreich sein wird.