Wie in fast allen Bereichen des alltäglichen Lebens so hat sich die aufstrebende Weltmacht China auch im Fliesensegment in kurzer Zeit zur Nummer eins des Marktes aufgeschwungen. Carlo Cit von der Hansa Unternehmensberatung beleuchtete exklusiv für 1200Grad die Hersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne und ihren Absatz nach Europa bzw. Deutschland.
Der Absatz der chinesischen Produzenten ist im Jahr 2015 in Deutschland nochmals erheblich zurückgegangen. Auch der Durchschnittserlös pro Quadratmeter hat stark nachgegeben. Der Grund ist, dass die Importeure überwiegend Wandfliesen – sehr preiswert – aus China bezogen haben.
Die großen Importeure haben aber 2015 nicht weniger, sondern mehr Quadratmeter im deutschen Markt abgesetzt. Seit fast zwei Jahren schichten die Importeure ihr Sortiment um. Bevorzugt werden jetzt Hersteller aus der Türkei, Spanien und auch Italien. Die Importeure beziehen aus diesen Ländern überwiegend Feinsteinzeug-Bodenfliesen, weil ungenutzte Produktionskapazitäten genug vorhanden sind. Neuerdings werden auch Fliesen aus Brasilien importiert.
Es ist nicht damit zu rechnen, dass chinesische Produzenten wieder das Absatzvolumen in Europa erreichen, das sie bis 2010 erreicht hatten. 2010 wurden ca. 62 Millionen Quadratmeter aus China von den EU-Staaten importiert. Davon ca. 35 Millionen Quadratmeter von italienischen, deutschen und spanischen Produzenten, die diese Bezüge als „Eigenmarke“ weiterverkauften, obwohl die Fliesen in China produziert wurden.
Seit 2011 ist der Absatz in den EU-Staaten sukzessive um 63 % auf 23 Millionen Quadratmeter (Stand: April 2015) zurückgegangen. Die chinesischen Produzenten werden die Marktanteile, die sie seit 2011 in den Ländern der EU verloren haben, so schnell nicht wieder zurückgewinnen, weil andere Produzenten diese Nischen besetzt haben.
Anti-Dumping-Verfahren läuft aus
Im Jahr 2016 läuft das Anti-Dumping-Verfahren im September aus. Die Antidumpingzölle liegen in einem Korridor von 26,2 – 73,0 Prozent und sind von Produzent zu Produzent unterschiedlich. Nach Aussage der italienischen Herstellervereinigung Confindustria Ceramica werde man aber alles unternehmen, damit die Strafzölle beibehalten werden. Carlo Cit ist da skeptisch: „Ob die Europäische Union da mitspielen wird ist fraglich.“
Entscheidend dafür ist der Status „Marktwirtschaft“: Die Welthandelsorganisation WTO und die EU entscheiden u.a. darüber, ob China den Status „Marktwirtschaft“ erhält. Sollte China dihn erhalten, wäre eine Verlängerung der Antidumpingzölle – da sind sich alle Experten einig – extrem schwierig zu erreichen. Die Confindustria Ceramica will jedenfalls mit den anderen europäischen Fliesenverbänden einen Konsens erreichen. Dieser hat das Ziel, China diesen Status weiterhin vorzuenthalten.
In China wurden 2015 ca. 5,5 Milliarden Quadratmeter produziert. Der Verbrauch lag bei etwa 5,0 Milliarden Quadratmeter.Damit ist China der weltgrößte Fliesenproduzent mit einem Anteil von ca. 45 % an der an der Weltproduktion. Auch das Absatzvolumen ist in China gigantisch und liegt bei ca. 43 % des weltweiten Fliesenabsatzes. Die ca. 20-22 Millionen Quadratmeter, die die chinesischen Produzenten 2015 in die Länder der EU exportierten, sind für die chinesische Fliesenindustrie nur nebensächlich.
Weitere Infos und Kontakt unter www.hansa-hh.de.