BAU 2025: Bock auf Bauen

Münchner Messe gibt sich als Hoffnungsträger der Branche

Dass die BAU wieder an ihrem angestammten Januar-Termin stattfand, war auch am Wetter zu erkennen: Vor den Toren der Messe zeigte sich München kalt und winterlich. Doch die Stimmung in den Messehallen war alles andere als frostig. Im Gegenteil: In Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten in der Bauwirtschaft präsentierte sich die BAU als Hoffnungsträger der Branche.

„Die Erwartungen für die BAU 2025 waren zu Beginn wegen des konjunkturellen Umfeldes gedämpft. Die Resonanz der BAU bei Ausstellern und Besuchern ist jedoch eindeutig positiv. Die BAU gibt gerade in dieser Zeit Mut und Zuversicht“, bilanziert Messe-München-Geschäftsführer Dr. Reinhard Pfeiffer. Oder wie es ein Aussteller uns gegenüber etwas salopper, aber mindestens ebenso treffend auf den Punkt brachte: „Die Branche hat wieder richtig Bock auf Bauen!“

Dieter Schäfer, Fachbeiratsvorsitzender der BAU, zog ebenfalls ein positives Fazit: „Die BAU 2025 war ein starkes Zeichen für die Bauwirtschaft. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen zeigt die Branche mit Innovation, Veränderung und Tatkraft ihre Zukunftsfähigkeit. Die Messe setzt neue Impulse und stärkt den Austausch, der für nachhaltiges Wachstum und Fortschritt entscheidend ist. Gemeinsam gestalten wir die Bauwelt von morgen“.

Heimspiel für Karl Dahm. Carolin Heuckmann-Wiesinger, Geschäftsführerin Karl Dahm, erläuterte uns die Neuheiten.
Heimspiel für Karl Dahm. Carolin Heuckmann-Wiesinger, Geschäftsführerin Karl Dahm, erläuterte uns die Neuheiten.

Fliesenbranche in Aufbruchsstimmung

Dass die Stimmung besser war als die Branchensituation, war insbesondere von der Fliesen- und Zubehörindustrie nicht unbedingt zu erwarten. Angesichts eines zu erwartenden Jahresrückgangs auf einen Fliesenverbrauch von ca. 85 Mio. qm in Deutschland könnte der Keramikbranche Angst und Bange werden, denn der deutsche Fliesenmarkt kommt immerhin von einem Niveau von sage und schreibe 135 Mio. qm – und das innerhalb weniger Jahre. Ein Absturz sondergleichen, der besonders in der deutschen Fliesenindustrie tiefe Narben hinterlassen hat.

Doch statt Trübsal zu blasen, präsentierten sich die in München vertretenen Flaggschiffe der Fliesenindustrie engagiert und innovativ. Allen voran die deutschen bzw. ehemals deutschen Marken Villeroy & Boch, Agrob Buchtal sowie die deutsche Panaria Group. Sie überzeugten mit interessanten Neuheiten, innovativen Konzepten und einer großen Prise Optimismus.

Gute Stimmung am V&B-Stand (v.l.n.r.): Isil Nergiz, Chief Marketing Officer Vitra Karo, Georg Müller-Hof, Geschäftsführer Villeroy & Boch Fliesen, Mert Karasu, CEO Vitra Tiles und Björn Jung, Vertriebsleitung Architektur Deutschland.

Tom Wolf in München

Besonders der Auftritt von Agrob Buchtal wurde mit Spannung erwartet, da sich die Schwarzenfelder erstmals unter ihrem neuen Eigner Meta Wolf einer breiten Öffentlichkeit präsentierten. Inhaber Tom Wolf war extra aus Singapur an die Isar gereist, um Kunden und Presse persönlich seine Konzepte und Ideen für das Unternehmen vorzustellen (siehe unser Interview hier).

Am Agrob-Buchtal-Stand konnte man ein Modell des Firmengeländes in Schwarzenfeld bestaunen, das großflächig mit Sonnenkollektoren ausgestattet war. Tom Wolf schwärmt von einer grünen Zukunft der Fliesenproduktion, in der das teure und energieintensive Erdgas durch Elektrizität ersetzt wird, die durch Kollektoren erzeugt wird.

So wird es aussehen: Tom Wolf (lks.) erläuterte den Journalisten seine Pläne für Schwarzenfeld.
So wird es aussehen: Tom Wolf (lks.) erläuterte den Journalisten seine Pläne für Schwarzenfeld.

Für die Fliese sind Visionen gefragt

Dass das zunächst nur eine langfristige Vision ist, schmälert die Begeisterung von Tom Wolf für sein Projekt nicht. Einige Branchenbeobachter stehen seinen Plänen skeptisch gegenüber. Messebesucher, die ihn in München erlebten, zeigten sich jedoch positiv überrascht. „Der Fliesenbranche tut es extrem gut, dass hier endlich mal jemand mit Begeisterung und Visionen für das Produkt und die Marke brennt,“ hörten wir am Rande.

Neue Ideen und Innovationen gab es auch bei Villeroy & Boch sowie der Panaria Group zu sehen. Bei V&B setzt der neue Geschäftsführer Georg Müller-Hof mit seinem Team Akzente. Bei der Panaria Group zeigte Christian Blanke, der neue Vertriebsleiter der deutschen Marken, frische Flieseninnovationen und ein überarbeitetes Markendesign.

Die neuen Designauftritt der Panaria Deutschland Marken.
Die neuen Designauftritt der Panaria Deutschland Marken.

Zubehör-Bereich mit positiven Eindrücken

Im Zubehör-Bereich fehlten in diesem Jahr einige namhafte Firmen wie Uzin, Codex, Ardex und Bostik. Dennoch traf man Mitarbeiter dieser Unternehmen in den Messehallen. Es dürfte sich mancher gefragt haben, ob die Abwesenheit die richtige Entscheidung war, denn in den Zubehörhallen herrschte teils Hochbetrieb.

Der Messestand von Sopro Bauchemie platzte wie gewohnt fast täglich aus allen Nähten – eine gute Gelegenheit, die neuen Geschäftsführer vorzustellen. Sebastian Kammerer hat die Nachfolge von Andreas Wilbrand angetreten, und in München wurde auch Jens Schuchmann als Nachfolger von Michael Hecker präsentiert. Schuchmann übernimmt die Verantwortung für das kaufmännische Ressort sowie die internationalen Aktivitäten des europaweit tätigen Unternehmens.

So sehen Helden aus: Hermann Rohling, Head of Marketing Building Distribution bei Botament und Ultrament, Vertriebsleiter Botament D/A/CH, ist begesitert vom Erfolg seines Green Hero.
So sehen Helden aus: Hermann Rohling, Head of Marketing Building Distribution bei Botament und Ultrament, Vertriebsleiter Botament D/A/CH, ist begeistert vom Erfolg seines Green Hero.

Von guten Entwicklungen berichtete uns Dural-Vertriebsleiter Oliver Doba. Bei Schlüter-Systems stehen die Besucher ohnehin fast bei jeder Messe Schlange, um neue Produkte zu bestaunen. In diesem Jahr feiert man übrigens das 50-jährige Jubiläum der Schlüter-Schiene, wie uns Firmenchef Marc Schlüter berichtete.

An neue Farbmischungen muss sich die Branche bei Proline Systems gewöhnen, die nun ihr Grün mit dem Magenta der Marke alferpro kombinieren. Bis die Vereinigung der beiden Profilexperten vollständig abgeschlossen ist, wartet auf Christian Gründendahl, Geschäftsführer von Proline Systems, und sein Team jedoch noch eine Menge Arbeit. Als Nächstes steht der Umzug von alferpro in den Westerwald an.

So sehen sie aus, die neuen gelb-orangen Sika-PCI Säcke. Ralph Spielmann, Sika Geschäftsbereichsleiter Handel Bau (r.) zeigt uns die neuen Verpackungen.
So sehen sie aus, die neuen gelb-orangen Sika-PCI Säcke. Ralph Spielmann, Sika Geschäftsbereichsleiter Handel Bau (r.) zeigt uns die neuen Verpackungen.

Auch bei Sika wurden fröhlich die Farben gemischt. Die Zugehörigkeit von PCI zu Sika wird sich nun auch daran sichtbar, dass die orangen PCI-Säcke einen gelben Rahmen erhalten haben.

(Wir werden über die einzelnen Messe-Neuheiten übrigens in den kommenden Tagen bei 1200Grad noch ausführlich berichten!)

Eurobaustoff hofft auf spürbare Belebung

Traditionell ist mit der Eurobaustoff auch die größte deutsche Baustoffhändler-Kooperation in München mit einem eigenen Stand präsent. Dort war man angesichts der „Ist-Situation“ jedoch nicht ganz so euphorisch. Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Eurobaustoff-Geschäftsführung, sprach zwar davon, dass man mit einem Minus von 2,8 % auf ein Volumen von 7,5 Mrd. Euro „ganz gut durch das letzte Jahr gekommen sei“, jedoch hoffe man nun, „dass der Boden erreicht ist“ (siehe auch unseren Bericht hier). Dennoch sieht man im Neubau und in der Sanierung eine spürbare Belebung, die Optimismus für das laufende Jahr verspricht.

Die EUROBAUSTOFF-Geschäftsführung am Messestand auf der BAU in München (v. l.): Jörg Hoffmann und Dr. Eckard Kern (Vorsitzender). Foto: Eurobaustoff
Die Eurobaustoff-Geschäftsführung am Messestand auf der BAU in München (v. l.): Jörg Hoffmann und Dr. Eckard Kern (Vorsitzender). Foto: Eurobaustoff

Dass die Branche überhaupt so positiv nach vorne blickt, ist sicherlich auch den bevorstehenden Neuwahlen geschuldet. Die Unternehmen erhoffen sich von einem Wechsel an der Regierungsspitze eine neue Wohnungsbaupolitik, die allen Beteiligten wieder bessere Zahlen beschert. Aber selbst wenn der Kanzler und die Regierungspartei wechseln sollten, dürfte eine spürbare Belebung der Branche nicht vor 2026 einsetzen. Insofern werden alle Beteiligten noch etwas Geduld beweisen müssen, bis der Aufschwung wirklich überall angekommen ist.

Aussteller und Besucher vergeben Bestnoten

Auf jeden Fall schlug sich die Aufbruchstimmung der Branche auch in den guten Zahlen und Bewertungen der BAU 2025 nieder. Das erfolgreiche Messeergebnis zeigt sich u. a. in der Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Gelszus. Dort bewerteten 95 Prozent der Aussteller die Messe mit „ausgezeichnet“ bis „gut“. Ihr Leitmessecharakter wird von 91 Prozent anerkannt. 94 Prozent der Aussteller erteilten Bestnoten für die Qualität, 91 Prozent für die Internationalität der Besucher.

Volle Hallen überall: Aussteller und Besucher haben anscheinend wieder "Bock auf Bau
Volle Hallen überall: Aussteller und Besucher haben anscheinend wieder „Bock auf Bauen“.

Trotz Verkürzung um einen Messetag informierten sich über 180.000 Besucherinnen und Besucher (2023: 190.000) vom 13. bis 17. Januar auf dem komplett ausgebuchten Gelände der Messe München über Neuheiten und Trends der 2.230 Aussteller (2023: 2.260) aus 58 Ländern (2023: 49 Länder). Neben der Anzahl der teilnehmenden Länder erreichte auch der internationale Anteil der Aussteller mit 52 Prozent einen neuen Spitzenwert.

Die nächste BAU findet vom 11. bis 15. Januar 2027 in München statt. Bis dahin sollte sich der heiß ersehnte Aufschwung auch in Zahlen niedergeschlagen haben.

Einen ausführlichen Eindruck von der BAU erhalten Sie auch über unseren 25 Video-Interviews hier.

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