VDF will starke Kommunikationsplattform für die Fliese sein

Interview mit Michael Zink über die Zukunft und Aufgaben des Verbandes

Der Verband Deutscher Fliesengroßhändler (VDF) steht vor wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft. Die Meinungen innerhalb der Mitglieder reicht von der völligen Auflösung des Verbandes, über eine Integration in den BDB bis hin zur Ausweitung durch Kooperationen und Industriepartner. Im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung des VDF in Berlin gab es dazu eine sehr lebhafte Dkiskussion (siehe auch unser Bericht hier). Die Redaktion 1200Grad unterhielt sich dazu mit dem VDF-Vorsitzenden Michael Zink.

Der VDF möchte gerne Kooperationen und Industriepartner als Mitglieder aufnehmen. Welche Idee steckt hinter diesem Gedanken?

Michael Zink: Der VDF ist vor vielen Jahren aus mehreren Verbänden des Fliesenfachhandels in Deutschland hervorgegangen. Intention war auch damals schon, die Schlagkraft und Effizienz im Sinne der Fliese am Markt zu erhöhen.

Dieser Markt hat sich allerdings in den letzten Jahren stark verändert.

“Intention des VDF ist es, die Schlagkraft und Effizienz im Sinne der Fliese am Markt zu erhöhen.”

Viele Aufgaben, die verbandstypisch waren, können aus Compliancegründen nicht mehr wahrgenommen werden. Auch hat ein starker Konzentrationsprozess stattgefunden. Viele der ursprünglichen Mitglieder sind nicht mehr am Markt aktiv oder wurden durch andere Firmen übernommen.

Wie in allen Verbänden und mitgliederrelevanten Organisationen, tritt der Solidargedanke verstärkt in den Hintergrund. Die verbliebenen Mitglieder sind von ihrer Anzahl nicht mehr ausreichend in der Lage, die sehr kostenintensiven Aufgaben eines Verbandes (z.B. Produktmarketing) zu tragen.

Nahezu jedes mittelständische Fliesenfachhandelsunternehmen ist jedoch Mitglied einer Kooperation. Jede einzelne davon befasst sich mit denselben Überlegungen, wie das Produkt Fliese in der öffentlichen Wahrnehmung forciert werden kann.

Der VDF hat sich in den letzten Jahren zu einer höchst effizienten und attraktiven Plattform der Fliese entwickelt, was man auch an den sehr gut besuchten und mit großem Interesse verfolgten Mitgliederversammlungen jedes Jahr beobachten kann. Die intensive Zusammenarbeit mit den Herstellerverbänden – sowohl national, als auch International – belegen dies. Dasselbe gilt auch für das rege Interesse der Hersteller im technischen Bereich, die wir jedes Jahr gerne als Gast auf den Mitgliederversammlungen begrüßen.

“Der VDF hat sich in den letzten Jahren zu einer höchst effizienten und attraktiven Plattform der Fliese entwickelt.”

Wir wollen die vielfältigen Bemühungen auf dieser Plattform zusammenführen, bündeln und damit auch mehr Nachhaltigkeit erreichen.

Sind Sie enttäuscht, dass der Vorschlag bei den Mitgliedern keine Mehrheit gefunden hat?

Michael Zink: Die im Vorstand einstimmig beschlossenen Vorschläge und Empfehlungen fanden bei den Mitgliedern eine breite Mehrheit. Da es sich jedoch um Satzungsänderungen handelt, war eine Dreiviertelmehrheit notwendig, die knapp verfehlt wurde.

Das ist ein normaler demokratischer Vorgang, der natürlich akzeptiert wird. Über daraus erforderliche Konsequenzen wird sich der neu gewählte Vorstand Gedanken machen müssen.

Warum wird der VDF nicht Mitglied im BDB?

Michael Zink: Schon vor einigen Jahren haben Gespräche zwischen dem BDB und dem VDF über eine mögliche Zusammenarbeit stattgefunden, wobei eine Integration des VDF in die Strukturen des BDB thematisiert wurde. Vor zwei Jahren hat die Mitgliederversammlung des VDF einhellig für die Eigenständigkeit votiert. Dieses Votum wurde letztes Jahr erneut bestätigt. Insbesondere eine klare Produktpolitik zugunsten der Fliese, sahen die Mitglieder nur durch den VDF gewährleistet.

Unter Berücksichtigung dieser Eigenständigkeit, sehen wir eine Zusammenarbeit mit dem BDB sehr positiv. Auch eine Mitgliedschaft als Verband wäre durchaus denkbar.

Was sind Ihre Ziele für die zukünftige Verbandsarbeit des VDF?

Michael Zink: Eine der wichtigsten Aufgaben, die wir kontinuierlich über die letzten Jahre verfolgt haben, ist eine Harmonisierung von Stammdaten der Hersteller auf europäischer Ebene. Dies gestaltet sich deshalb so schwierig, weil einzelne Werke gerade in Italien und Spanien die benötigten digitalen Daten nur unzureichend zur Verfügung stellen. Ein Thema, das nach übereinstimmender Meinung auch der Confindustria Ceramica und ASCER, von besonderer gemeinsamer Bedeutung ist, aber leider auch keine schnellen Erfolge verspricht. Hier arbeiten wir übergeordnet für die gesamte Branche, also auch für Nichtmitglieder.

Wir haben uns eine Vielzahl von Themen vorgenommen, deren Aufzählung hier sicherlich den Rahmen sprengen würde. All dies hat zum Ziel, eine starke Kommunikationsplattform für die Fliese zu sein, auf der sich die im Markt agierenden relevanten Organisationen des Fachhandels, des Handwerks sowie der Fliesen- und Technikhersteller austauschen können.

“Wir haben uns eine Vielzahl von Themen vorgenommen.”

Auch fachspezifische Marketingthemen für Mitglieder und Endverbraucher stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda.

Gibt es bezüglich der unterschiedlichen Zielvorstellungen im VDF Spannungen zwischen den Mitgliedern?

Michael Zink: Nach meiner Einschätzung besteht darüber weitgehend Einigkeit. Einige wenige Mitgliedsunternehmen (insbesondere die mit einer Doppelmitgliedschaft), denken aber möglicherweise auch aus Kostengründen über eine Priorisierung des BDB nach.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden im In- und Ausland?

Michael Zink: In unseren Nachbarländern (Österreich, Schweiz, Großbritannien etc.) sind die Fliesenverbände des Handels und der Verleger bereits zusammengeführt. Dies wird bei uns sicherlich noch einige Zeit dauern. Aber auch ohne eine derartige organisatorische Klammer, verbindet den VDF mit dem FFN eine sehr gute Partnerschaft, die kontinuierlich ausgebaut wird.

Die Herstellerverbände mit BKF (Deutschland), Confindustria Ceramica (Italien) und ASCER (Spanien) sind jedes Jahr bei unseren Mitgliederversammlungen zu Gast. Unsere Mitglieder werden alljährlich zur Cersaie und Cevisama eingeladen. Unser Vorstand nimmt regelmäßig an Arbeitstreffen und Tagungen in Italien und Spanien teil. Gemeinsame Interessen wie Stammdaten, Verpackungseinheiten und -gewichte sind ebenso im ständigen Focus, wie eine abgestimmte Marktbearbeitung. Man kann sagen, das Verhältnis hat sich in den letzten Jahren hervorragend, ja geradezu freundschaftlich entwickelt.

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